Siegen. Kaffee als besonderer Genuss ist die Idee der Rösterei „Pagnia“ in Siegen. Dafür sucht Inhaberin Kristina Pagnia spezielle Bohnen aus aller Welt.

Kristina Pagnia surft auf der „dritten Kaffeewelle“. Die „Third Wave of coffee“, so nennt es die Inhaberin der gleichnamigen Kaffeerösterei in der Siegener Oberstadt, beschreibt den Trend einer neuen Kultur der Kaffeeverkostung.

Während in den 1960er Jahren kleine Röstereien die Kunden lockten, dominierten danach große Ketten den Markt. Seit einigen Jahren, so beobachtet es die 44-Jährige, eröffneten aber wieder mehr Privatrösterein in den Städten: das braune Heißgetränk als Genussmittel. „Die Wertschätzung eines guten Kaffees nimmt zu“, schwärmt sie.

Das motiviert Kristina und ihren Mann Thomas Pagnia. Für das Ehepaar ist die Zubereitung ein Handwerk: „Jede Bohne bringt andere Aromen mit, die bei der Röstung herausgekitzelt werden. Wir veredeln den Kaffee.“

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Selbstgebackener Käsekuchen nach Omas Rezept

In ihrem Lokal am Markt 35-37, das sie gemeinsam vor sechs Jahren eröffnet haben, spendet die große Fensterfront am Eingang viel Tageslicht. 30 Gäste finden in der Stube ihren Platz, im Sommer die gleiche Anzahl auch auf der Terrasse. In der Mitte des Raums steht die Theke mit Siebträgermaschine und vier Kaffeemühlen. Die Mitarbeiterinnen mahlen die Bohnen bei jeder Bestellung vor Ort. Gelagert werden sie in Silos an der Wand neben der Theke. „Wir haben ein breites Angebot. Von Klassikern wie Cappuccino und Espresso sowie Mischungen und Spezialitätenkaffee“, erzählt die Inhaberin Kristina Pagnia.

Unter die speziellen Kaffees fällt zum Beispiel der „Indien Monsooned Malaba“. Bei der Sorte werde der rohe Kaffee bewusst dem Monsunregen in Indien ausgesetzt, so Pagnia. „Dabei werden die unangenehmen Bitterstoffe und Säuren auf natürliche Weise entzogen. Das macht ihn so beliebt bei unseren Gästen.“

Preise, Workshop, Tüten

Der „Klassiker“ Espresso kostet im „Pagnia“ 2,10 Euro. Dazu bietet das Café auch abgepackte Bohnen an. Wie Kaffee zubereitet wird können Interessierte in Workshops lernen. Mehr unter www.kaffeeroesterei-pagnia.de.

Parzellenkaffee als Besonderheit

Jeder Kaffee habe eine eigene Geschichte – und Kristina Pagnia möchte sie den Kunden erzählen. „Das ist, was uns ausmacht. „Wir legen viel Wert auf die ‘Face-to-Face-Kommunikation’ und nehmen uns viel Zeit für die persönliche Beratung.“ Neben Kaffees bietet das Lokal auch selbstgebackenen Kuchen an: so auch „Omas Käsekuchen“ nach dem Originalrezept ihrer Großmutter, sagt sie. Auch veganer Kuchen und Bananenbrot seien beliebt bei den Kunden.

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Eine andere Besonderheit der Kaffeerösterei Pagnia ist der Parzellenkaffee. Die Idee dabei sei, dass der Kaffee abgegrenzt von anderen Pflanzen auf einer einzelnen Plantage angebaut und geerntet werde, so Pagnia. Sie möchte keinen „Einheitsbrei“ haben wie bei den Großabnehmern. Doch wie bekommt eine Rösterei aus Siegen Bohnen aus der ganzen Welt?

Der Käsekuchen des Cafés „Pagnia“ wird nach Omas Rezept gebacken. 
Der Käsekuchen des Cafés „Pagnia“ wird nach Omas Rezept gebacken.  © Nicolas Stange

Weltweites Netzwerk von Kaffee-Händler

Den Kontakt zu den Farmern vor Ort vermittelt ihr das Schulungszentrum „Coffee Consulate“ aus Mannheim. Das Unternehmen besitzt ein weltweites Netzwerk aus mehr als 30 Ländern auf vier Kontinenten – und lädt regelmäßig Farmer ein, damit sie ihre Kaffeesorten vorstellen können. Das „Coffee Consulate“ war auch Pagnias Einstieg in die Branche. Hier ließ sich die 44-Jährige als „Coffeologin“ ausbilden. Das bedeutet: Einführung in die Wertschöpfungskette des Kaffees von den Varietäten der Bohnen, deren Ursprung und Verarbeitung.

Auch Auswahl und Handel des Kaffees werden in der Ausbildung gelernt. Wenn Pagnia neue Bohnen einkauft, informiert sich die 44-Jährige über die Gegebenheiten auf den Plantagen vor Ort. Wie ist das Klima? Wann und wie wird geerntet? Brasilien, Indien und Äthiopien gehören zu den Kernländern der Siegener Kaffeerösterei. „Wir wollen für jeden Geschmack etwas dabei haben. Würzig, fruchtig oder auch mal Nuancen von Schokolade.“

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Kaffeerösterei in Siegen ist neue Existenz für Familie Pagnia

Ihr Mann Thomas übernimmt die Rolle des Röstmeisters. In Marienheide bei Gummersbach röstet der 51-Jährige den Rohkaffee in einem gasbetriebenen Trommelröster und transportiert die fertigen Kaffeebohnen nach Siegen.

Das Café in Siegen ist für Familie Pagnia zum Lebensmittelpunkt geworden. „Wir haben uns eine neue Existenz aufgebaut“, erklärt die Inhaberin. Ihr Mann, ursprünglich in der IT-Branche tätig, wollte sich beruflich neu orientieren, die dreifache Mutter nach der Erziehung der Kinder einen Neustart. „Es gab keinen Plan B, aber wir waren uns sicher, dass es funktioniert und Siegen hat uns mit offenen Armen empfangen.“

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