Dreis-Tiefenbach. Die IG Metall Siegen schlägt Alarm: Die Übernahme der Bombardier-Zugsparte durch Alstom würde für Netphen „haarig“.

Die mögliche Übernahme der Bahn-Sparte von Bombardier durch den französischen Konzern Alstom beunruhigt die Belegschaft in Dreis-Tiefenbach – so sehr, dass die Siegener IG Metall und der Betriebsrat alle Bundes- und Landespolitiker der Region bereits jetzt zu einem gemeinsamen Pressegespräch am nächsten Donnerstag eingeladen haben. „Wir beziehen alle ein“, sagt André Jorgella, 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Siegen.

Standort-Konkurrent in Salzgitter

Die Situation erscheint bedrohlicher als vor drei Jahren, als die kanadische Konzernleitung von Bombardier eine „Transformation“ mit weltweitem Stellenabbau ausrief: Die Dreis-Tiefenbacher kamen als Europa-Zentrale für Engineering und Drehgestellfertigung mit einem blauen Auge davon. Da könnte, so die große Sorge der mehr als 800 Beschäftigten in Dreis-Tiefenbach, diesmal anders ausgehen: Drehgestelle baut Alstom an verschiedenen Standorten in Europa, vor allem aber auch an seinem deutschen Hauptstandort in Salzgitter.

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Alstom sei eines der letztem Unternehmen in Frankreich, in dem der Staat größter Aktionär ist, sagt André Jorgella: „Die werden natürlich ihren Standort schützen-- das wird ganz haarig für uns.“ Jorgella erinnert daran, welche Verluste die Dreis-Tiefenbacher bereits verkraften mussten: Im Rahmen der „Transformation“ wurden Bereiche an Fremdunternehmer ausgelagert, aktuell die interne Logistik. „Das muss jetzt aufhören“, fordert der Chef der IG Metall in Siegen, „wir müssen sehen, dass wir die Fertigungstiefe sichern.“ Soll heißen: nicht allein das 2014 eröffnete, international besetzte Technik- und Entwicklungszentrum – die Standortentscheidung für Dreis-Tiefenbach hatte die Belegschaft seinerzeit durch Lohnverzicht und längere Arbeitszeit mitbezahlt. Sondern auch die Fertigung der Drehgestelle selbst.

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IG Metall: Appell an Bundesregierung

Dass Bombardier aus seiner schon lange währende Krise nicht aus eigener Kraft herausfinden würde, ahnten die Dreis-Tiefenbacher Betriebsräte schon 2017. Damals rechneten sie mit einer Fusion mit Siemens, die dann von den EU-Kartellbehörden unterbunden wurde. Der IG-Metall-Bundesvorstand, der sich am Freitagmorgen äußerte, rechnet damit, dass auch der Einstieg von Alstom aus wettbewerbsrechtlichen Gründen verboten wird. „Sollte es doch dazu kommen, wird die IG Metall keine einseitige Konsolidierung in Deutschland akzeptieren“, heißt es in der Erklärung von IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner. Bombardier Transportation hat seinen Sitz in Berlin und Standorte unter anderem in Görlitz, Bautzen und Kassel. Das größte Werk steht in Henningsdorf bei Berlin.

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Die IG Metall hat auch die Bundesregierung aufgefordert, sich in die Gespräche von Bombardier und Alstom einzuschalten. Wörtlich wird Jürgen Kerner so zitiert: „Die Bahnindustrie ist eine Schlüsselbranche in Deutschland. Die Deutsche Bahn ist ein Großkunde der Branche und ein staatliches Unternehmen. Die Bundesregierung hat deshalb die Pflicht, industriepolitische Maßnahmen im Sinne der Beschäftigten zu ergreifen und die industrielle Basis zu sichern. Der Erhalt der Standorte und der Arbeitsplätze muss an erster Stelle stehen.“

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Immer noch bekannt als „Waggon Union“

In Dreis-Tiefenbach ist der Bombardier-Standort immer noch als „Waggon Union“ bekannt. So hieß das Unternehmen, das aus der 1906 von Carl Eberhard Weiss in Siegen gegründeten „Siegener Eisenbahnbedarfs AG“ hervorgegangen ist, unter dem Dach von Thyssen viele Jahre. Später wurde die Mannheimer ABB, dann das Joint Venture mit Daimler Chrysler („Adtranz“) Eigentümer. Zu Bombardier gehört das Werk in Dreis-Tiefenbach seit 2001.

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