Dreis-Tiefenbach. . 2200 Arbeitsplätze möchte das Unternehmen Bombardier deutschlandweit streichen. Inwiefern Dreis-Tiefenbach betroffen ist, ist noch ungewiss.

  • 2200 Arbeitsplätze möchte das Unternehmen Bombardier deutschlandweit streichen,
  • Auch der Standort in Dreis-Tiefenbach ist wohl betroffen, wenn auch nicht so stark wie andere Werke
  • Weltweit baut der Konzern bereits seit Oktober knapp 5000 Stellen ab

Wie viele von den deutschlandweit bis zu 2200 Arbeitsplätzen, die bei Bombardier Transportion verloren gehen sollen, in Dreis-Tiefenbach gestrichen werden, ist nicht bekannt. „Es gibt keine belastbaren Zahlen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Hans-Jürgen Korstian — entsprechend vorsichtig seien auch am Donnerstag veröffentlichte Meldungen zu bewerten, wonach allein in Henningsdorf bis zu 500 und in Görlitz bis zu 800 Stellen wegfallen sollen.

Nicht unrealistisch ist aber, dass die rund 800 Arbeitsplätze in Dreis-Tiefenbach weitgehend erhalten bleiben können. Der Standort ist Europa-Zentrale für Engineering und Fertigung von Drehgestellen. Zur nun beginnenden „Transformation“, so die unternehmensinterne Sprachregelung, werde auch Dreis-Tiefenbach einen Beitrag leisten müssen. „Da werden wir Verantwortung zeigen“, sagte Korstian, der dem Aufsichtsrat angehört und auch stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats ist, im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die Lage: chinesische Bahnhersteller drängen auf den europäischen Markt

Das Unternehmen schaffe es nicht, in Deutschland ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis zu erreichen, sagt Hans-Jürgen Korstian. Nicht durch die Streichung von 1430 Stellen, die im vorigen Jahr beschlossen wurde — und durch den Abbau weiterer bis zu 2200 Stellen „wird das auch nicht gelingen“. Der Markt der Bahnindustrie ist umkämpft, „überall gibt es Anbieter.“ Eine zunehmend starke Rolle spielen Bahnhersteller in China: „Die drängen auf den europäischen Markt.“ Korstians Prognose: „Es wird weiter Konsolidierungen geben — ohne Partner wird das nicht gehen.“ Darüber, dass Siemens und Bombardier zusammengehen könnten, wird schon seit längerer Zeit spekuliert.

Der Zeitplan : Stellenabbau bereits im Oktober gestartet - weltweit 5000 Plätze betroffen

Seit Oktober steht die Vorgabe des Konzerns im Raum, weltweit weitere 5000 Stellen zu streichen. Seitdem warten die deutschen Belegschaften auf Aussagen dazu, wie sich das auf ihre Arbeitsplätze auswirkt. „Wir haben wirklich gerungen, zumindest eine Basis zu finden, um Gespräche über einen Interessenausgleich führen zu können“, berichtet Betriebsratsvorsitzender Hans-Jürgen Korstian.

Am Donnerstag schließlich wurde dem Aufsichtsrat in Berlin das Konzept für die deutschen Standorte vorgestellt. Der Gesamtbetriebsrat von Bombardier Transportation wird sich in der nächsten Woche in Dreis-Tiefenbach mit dem „Basispapier“ befassen und danach die Geschäftsführung um die Aufnahme von Gesprächen über einen Sozialplan bitten.

Er rechne damit, dass das „zeitnah“ geschehe, sagt Korstian. In den Stellenabbau erneut einbezogen werden wohl auch Leiharbeitnehmer, auf die nach dem Personalabbau im vorigen Jahr dann doch nicht verzichtet werden konnte.

Der Standort: Dreis-Tiefenbach übernimmt Aufträge von anderen Standorten

Dreis-Tiefenbach ist im „Basispapier“ wie bisher für die Entwicklung und den Bau von Drehgestellen und für das Servicegeschäft gesetzt. Prototypen und Vorserien werden weiterhin hier hergestellt. Zusätzlich werden wohl Fertigungsaufträge von anderen Standorten übernommen, im Gegenzug aber andere Leistungen ausgelagert — in „Best Cost Countries“, wie das in der Wirtschaftssprache heißt, also auf die verlängerte Werkbank in Länder mit niedrigeren Lohnkosten.

„Auf unsere Beschäftigten wird das keine direkten negativen Auswirkungen haben“, sagt Hans-Jürgen Korstian. Für den 14. Juli ist eine Betriebsversammlung geplant, entgegen ersten Überlegungen aber nicht mit einer Protestaktion verbunden. „Wir warten ab, was die ersten Gespräche bringen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende und versprich: „Ich werde alles für den Standort tun.“

>>>Info: Technikzentrum für 115 Ingenieure

  • 2014 wurde in Dreis-Tiefenbach das neue Technikzentrum mit Testhalle und Arbeitsplätzen für 115 Ingenieure eröffnet.
  • Rund 45 Millionen Euro hat Bombardier bis 2013 in den Standort investiert, unter anderem auch in den Neubau eines Radsatzzentrums.
  • Gegründet wurde die Waggonfabrik in Dreis-Tiefenbach 1906 von Carl Eberhard Weiss. Die „Siegener Eisenbahnbedarfs AG“ firmierte später als Waggon Union, gehörte zu Thyssen, ABB, ADtranz (Daimler-Chrysler). Bombardier übernahm das Unternehmen 2001.

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