Dreis-Tiefenbach. Bei Bombardier Transportation wird gebaut, der Standort bekommt ein neues Gesicht. „BTC“ steht für „Bogie Technical Center“. Dass „Bogie“ das englische Wort für „Drehgestell“ ist, weiß inzwischen jeder, der sich einmal über Netphens internationalstes Unternehmen informiert hat.

Bei Bombardier Transportation wird gebaut, der Standort bekommt ein neues Gesicht. Gegenüber der Alten Burg, neben dem Verwaltungsgebäude am anderen Ufer der Sieg, entsteht das neue Technikzentrum. „BTC“ steht für „Bogie Technical Center“. Dass „Bogie“ das englische Wort für „Drehgestell“ ist, weiß inzwischen jeder, der sich einmal über Netphens internationalstes Unternehmen informiert hat.

Während der Bauzeit wird das Firmenareal über eine Seiteneinfahrt von der zum Feldwasser gelegenen Siegstraße erschlossen. Hier werden auch in Zukunft Lkw ein- und ausfahren. Und hier ist auch der kanadische Ahorn geflaggt – Zeichen für Besuch aus der Konzernzentrale. Dreis-Tiefenbach ist längst nicht mehr nur, neben dem französischen Crespin und einem Werk in Indien, einer von drei Standorten mit Drehgestell-Fertigung. Hier ist die Zentrale, von der aus die gesamte Drehgestell-Sparte von Bombardier Transportation gesteuert wird.

2400 „Bogies“ in diesem Jahr

Dass das Werk konzernintern als „Standort Siegen“ gilt, müssen auch die Besucher von der Netphener CDU-Fraktion schlucken. Schließlich hat Präsident Bart Vantorre erst neulich einer anderen politischen Delegation versichert, dass die Gewerbesteuern natürlich an die Stadt Netphen entrichtet werden.

„Vieles ist neu für uns gewesen“, wird CDU-Fraktionschefin Iris Cremer am Ende des Rundgangs über das 128.000 Quadratmeter große Firmengelände sagen. Standortleiter Rainer Schönauer hat den Kommunalpolitikern den Weg des Drehgestells von der mechanischen Bearbeitung, wo in drei Schichten an sieben Tagen 24 Stunden gearbeitet wird, über die Oberflächenbearbeitung bis zur Endmontage gezeigt. 2400 Drehgestelle werden das Werk in diesem Jahr verlassen, davon allein wieder rund 500 für die Londoner U-Bahn. „Eine gute Grundauslastung“, sagt Schönauer über den Auftrag aus der britischen Hauptstadt, für deren „Underground“ über sechs Jahre verteilt insgesamt 2800 Bogies gebaut werden. Im Vorbeigehen sehen die Besucher Drehgestelle für deutsche und Schweizer Doppelstockzüge und die 32 Tonnen schweren Drehgestelle für die Lokomotiven, die im schwedischen Kiruna Erzzüge ziehen werden.

„Wir haben für den Standort gekämpft“, erinnert Rainer Schönauer an den Umbruch in den 1990er Jahren. Die Waggon-Fertigung wurde aufgegeben, die alte „Waggon Union“, die schon damals längst nicht mehr so hieß, konzentrierte sich auf Drehgestelle. Die Belegschaft, 1996 auf 283 Mitarbeiter geschrumpft, ist heute 791 Köpfe stark. Einige von ihnen sind auf dem bunten Transparent auf der Hallenfront abgebildet, auf denen die Teams sich und ihr Bekenntnis zu ihrer Arbeit vorstellen – auf Englisch. „Hier arbeiten Menschen aus 31 Nationen“, erklärt Rainer Schönauer. Die Bindung an ihr Werk haben sie wohl geerbt: Auch in der kommenden Woche werden wieder über 140 Pensionäre zum jährlichen Treffen an ihren alten und doch so veränderten Arbeitsplatz zurückkommen.

Technikzentrum startet 2014

45 Millionen Euro hat Bombardier in den letzten sechs Jahren in den Standort investiert, unter anderem in das neue Radsatzzentrum, mit dem das Unternehmen die Fertigung einer wichtigen Komponente ins eigene Haus zurückgeholt hat. Es ist neben dem Drehgestell-Neubau und dem Service- und Instandhaltungszentrum das dritte Standbein des Standorts. Das vierte wird das BTC. Ingenieure von verschiedenen Standorten werden hier ab Frühjahr 2014 zusammenkommen können, um neue Drehgestelle zu entwickeln und zu testen.

115 Arbeitsplätze werden in dem acht Millionen Euro teuren Technikzentrum eingerichtet; sie werden auch von Mitarbeitern genutzt, die von anderen Standorten vorübergehend oder auf Dauer ins Siegerland wechseln. Um die 50 Stellen sollen in den nächsten Jahren im „Bogie Technical Center“ des Standorts Siegen aufgebaut werden. „Ein weiterer Schritt in Richtung Standortsicherheit“, sagt Standortleiter Rainer Schönauer. Eine Sicherheit, die den Beschäftigten etwas wert ist: Sie leisten mit einer um zwei Stunden verlängerten Wochenarbeitszeit ihren Beitrag dazu, dass Bombardier sich für „Siegen“ entschieden hat. In Netphen.