Siegen. Der Europaabgeordnete Dr. Peter Liese (CDU) und die Siegener Ortsgruppe von Fridays For Future tauschen sich über Klimaschutzmaßnahmen aus.

Die EU ist vielleicht so etwas wie der natürliche Verbündete der Klimabewegung Fridays for Future (FFF) sein: Beide verfolgen transnationale Ziele – das große Ganze, wenn man so will –, schauen weniger auf Interessen und Befindlichkeiten von Einzelstaaten. Der Klimaschutz ist so ein Ziel und ein gutes Jahr nach den ersten Schülerprotesten ist FFF schon so etwas wie eine Instanz nicht nur in der Bundesrepublik. „Ich habe noch nie erlebt, dass sich in einem Jahr so viel geändert hat“, sagt der Europaabgeordnete Dr. Peter Liese (CDU). Es geht eigentlich nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie, da sind sich Liese und Lorenz van Overloop vom Siegener FFF-Ortsverein einig. Ja, aber.

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Einig sind sich politische Mehrheiten und die Aktivisten inzwischen in vielen, längst nicht in allen Punkten. Wachstum, womöglich drohender Arbeitsplatzverlust spielt für Klimaaktivisten nicht die große Rolle, die nicht nur konservative Politiker dem beimessen. Ihnen geht es in allererster Linie um die Rettung des Planeten. Ohne Wenn und Aber. Die andere Seite hat das „Ja, aber“ dann aber oft schon formuliert.

Peter Liese kämpft in der EU für Klimawandel ohne Verluste

Dass mehr dahinterstecke als freitags die Schule zu schwänzen, sei auch den meisten Politikern inzwischen klar, sagt Liese und dass er als Schüler auch mal an einem vom Schulleiter genehmigten Streik teilgenommen habe.

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Jedenfalls halten beide Seiten Kontakt. Der Dialog ist wichtig. Für Liese sei die Bewahrung der Schöpfung Ur-Unionsthema, nicht erst seit den Schülerprotesten, sagt er – im Gegensatz zu manch Parteikollegen. „Ich bin da oft vor Wände gelaufen.“ Die EU sei der Wirtschaftsraum auf der Welt, der bei der Umsetzung der Klimaziele am weitesten gehe, „die EU tut mehr als Deutschland.“ Thermostatventile, die Heizungen nach einer Weile automatisch herunterregeln, habe man durchgesetzt und damit so viel Energie eingespart, wie Millionen Autos verbrauchen. „Das ist kein Kleinvieh.“ Oder die Standby-Verluste von Fernsehern und Hifi-Geräten durch technische Einrichtungen minimiert.

Herausforderungen für die Industrie in Südwestfalen

Das reiche aber nicht aus. Die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, „schaffen wir nicht mit dem, was die Staaten sich selbst vorgenommen haben“, sagt Liese. Europa will klimaneutraler Kontinent werden – ohne Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze einzubüßen. „Wir müssen diese Transformation so gestalten, dass wir die Menschen mitnehmen. Auch die, die sich Sorgen machen.“ Die südwestfälische Industrie stehe vor Herausforderungen – viele ihrer energieintensiven Produkte könne sie ohne die Emission von Kohlenstoffdioxid nicht herstellen, hier sei die Forschung gefragt. Wer in der Stahlindustrie arbeite, brauche natürlich Unterstützung; die Sorgen der Dorfbewohner, von Windrädern umzingelt zu werden, müsse man ernst nehmen; „wir brauchen die Windkraft, müssen aber dafür sorgen, dass die Menschen nicht überfordert werden“, sagt Liese.

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Und wenn nach dem „Ja, aber“ das „Wie“ geklärt und hoffentlich erfolgreich ist folgt die Herausforderung, den Klimaschutzkontinent Europa als Vorbild für China, die USA, Indien, zu positionieren. Liese spricht vom „Wettbewerb um die besten Ideen für das gemeinsame Ziel“, von „Anreizen statt Verboten“, einen „Rahmen zu schaffen“. Klimaschutz durch die Wirtschaftsbrille.

Fridays For Future Siegen: Es gibt keinen Mittelweg

Große Brocken. Man könne sich nicht in der Mitte einigen wie Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, sagt Laurenz van Overloop, „es muss klar sein, dass Erfolge nichts bringen, wenn das Ziel nicht erreicht wird“, so der Siegener FFF-Aktivist. Und bescheinigt der CDU, sich auf EU-Ebene beim Klimaschutz erheblich von der Bundespartei zu unterscheiden. Die jeweiligen Ortsvereine seien natürlich am nächsten dran an den Verwaltungen und Räten ihrer Kommunen, sagt van Overloop, in der Summe sei die Bewegung in der Tat Europa am nächsten. „Wir haben versucht, die Europawahl zur Klimawahl zu machen – gar nicht so unerfolgreich“, sagt er.

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Fridays for Future und Peter Liese möchten auch Klimaleugner überzeugen – „mit Argumenten“, sagt Liese. Wie überall gebe es auch hier Schattierungen der Ablehnung von Klimaschutzmaßnahmen. „Es ist schwierig, auf einen Nenner zu kommen“, sagt Laurenz van Overloop, „wir tun unser Bestes.“ Die Anfeindungen gegen Fridays for Future seien teilweise schon extrem.

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