Siegen. Aktion „800 Bäume für Siegen“ bis zur 800-Jahr-Feier läuft schleppend – erst 200 Bäume wurden bislang durch Spenden finanziert gepflanzt.

Die Aktion „800 Bäume für Siegen“ ist von der Zielmarke noch relativ weit entfernt. Von den 800 Bäumen, die finanziert durch Spenden von Bürgerinnen und Bürgern bis zur 800-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 2024 neu gepflanzt worden sein sollen, gibt es bisher knapp 200. Das sagte Ralf Bergholz, Leiter der städtischen Grünflächenabteilung, im Ausschuss für Umwelt, Landschaftspflege und Energie. „Wenn wir die 800 erreichen wollen, müssen wir es sehr sportlich angehen.“

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Die Idee: Mehr Grün und damit mehr Lebensqualität in Siegen

Die Stadt startete die Aktion 2014, um bis zum Stichtag ein Zehn-Jahre-Zeitfenster zur Verfügung zu haben. Hintergrund war, dass Siegen zwar als Deutschlands grünste Großstadt gilt, dass davon aber in den zentralen Bereichen mitunter relativ wenig zu sehen ist. Der weit verbreitete Wunsch nach mehr Stadtgrün war auch eine wesentliche Erkenntnis aus der Studie „Lebensqualität in Siegen“ von 2008/09.

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Dieses Manko sollte unter anderem auch durch die Chance zur Bürgerbeteiligung beseitigt werden. Dabei geht es laut Projektbeschreibung nicht nur um schöne Optik, sondern vor allem auch um den Nutzen, den Bäume für das Stadt(teil)klima und als Lebensraum für Tiere haben.

Die Abwicklung: Siegener Bürger und Vereine spenden für Bäume

Bürger – auch Institutionen, Firmen, Vereine, sonstige Gruppen – können einen beliebigen Geldbetrag spenden. Sobald 250 Euro zusammenkommen, wird dafür ein Baum gekauft und von der Grünflächenabteilung im Stadtgebiet gepflanzt.

Wer 250 Euro spendet, kann im Alleingang einen Baum spenden, bei dessen Standort mitreden und diesen auf Wunsch mit einer in der Nähe des Stammes angebrachten Plakette mit Namensnennung kennzeichnen. Um alles weitere – Pflanzung, Pflege – kümmern sich städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Das Problem: Siegener wollen häufig einen Standort festlegen

In der Praxis läuft das Programm schleppender, als die sehr schlüssige Konzeption beim Start vor etwa fünfeinhalb Jahren vermuten ließ. Ein Problem sei, „dass die Bürger meist einen genauen Platz für den Baum festlegen wollen“, erklärt Ralf Bergholz. Das sei nachvollziehbar, aber faktisch nicht immer möglich, weil aus verschiedensten Gründen nicht jeder Fleck dafür geeignet sei oder überhaupt zur Disposition stehe. Besonders nachgefragt seien zudem zentrale Lagen.

Am Betramsplatz steht – hier im Vordergrund zu sehen – einer der „800 Bäume für Siegen“. Bis 2024 sollen alle gepflanzt sein. Bisher sind es allerdings erst rund 200.
Am Betramsplatz steht – hier im Vordergrund zu sehen – einer der „800 Bäume für Siegen“. Bis 2024 sollen alle gepflanzt sein. Bisher sind es allerdings erst rund 200. © Florian Adam

Da aber seien die Kapazitäten begrenzt. Das Interesse, für einen der eher ländlichen Stadtteile einen Baum zu spenden, sei hingegen geringer – erst Recht, wenn der Spender oder die Spenderin zu dem Ort keinen Bezug hat. Das ist natürlich auch naheliegend: Wer zum Beispiel in Weidenau oder Siegen wohnt, sieht in einer Baumspende für Eisern, Dillnhütten oder Niederschelden möglicherweise nur einen geringen Reiz.

Die Einordnung: Siegener Stadtgrün-Bemühungen nicht auf die Aktion beschränkt

Knapp 200 gepflanzte von 800 angestrebten Bäumen nach mehr als der Hälfte der Zeit „hört sich wenig an“, räumte Stadtbaurat Henrik Schumann jetzt im Umweltausschuss ein. „Aber wir sollten unser Licht nicht unter den Scheffel stellen“, denn schließlich beschränkten sich die Stadtgrün-Anstrengungen nicht allein auf diese Aktion. Im Straßenbau, bei Bauprojekten generell „werden Bäume inzwischen ganz anders mitgedacht“, sagte Henrik Schumann.

Die Bäume, die im Zuge des Neue-Ufer-Projekts an der Sandstraße gepflanzt wurden und diese langfristig zu einer veritablen Allee gedeihen lassen sollen, wären dafür ein Beispiel. Ein anderes warf Günther Langer (UWG) mit kritischem Unterton in den Raum: „Die Schossi“ in Niederschelden, ebenfalls mit Baumanpflanzungen aufgewertet. „Die haben die Bürger über KAG-Beiträge mitbezahlt.“

Die Perspektive: In der Siegener Bevölkerung für die Aktion werben

„Unsere Aufgabe ist es, die Aktion immer wieder publik zu machen“, gab Schumann die Richtung vor. Erst Ende Januar hatte die Stadt mitgeteilt, dass der Verwaltungsvorstand und die „Fridays for Future“-Ortsgruppe jeweils eine „rotblühende Rosskastanie“ für den Eintrachtpark an der Siegerlandhalle gespendet haben. Die Jugendlichen verwendeten dafür Geld, das sie im Dezember als Träger des Klimaschutzpreises erhalten hatten.

Weitere Infos zum Projekt unter 0271/404-48 01, per E-Mail an und auf www.siegen.de.

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