Kreuztal. Stadtbibliothek Kreuztal richtet einen Pen-and-Paper-Nachmittag mit Dungeons & Dragons aus. Stephan Jegust sucht Mitspieler – auch Einsteiger.

Drache im Weg, Aaskriecher im Anmarsch? Wenn eine fiese Kreatur den Weg versperrt, weiß das Monster-Handbuch Rat. Oder Stephan Jegust. Der 37-Jährige ist Experte für das Pen-and-Paper-Rollenspiel „Dungeons & Dragons“ und möchte am Sonntag, 2. Februar, ab 14.30 Uhr mit einer offenen Runde neue Leute für diese besondere Art des Spielens gewinnen. Und weil bei einem solchen Angebot eine Menge Menschen reflexartig denken, das sei nichts für sie: Zeit, mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen.

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In Kreuztal Fantasywelten erkunden

Vorurteil Nr. 1: Pen-and-Paper-Rollenspiele sind nur etwas für eine ganz kleine Zielgruppe.

Falsch. „Das ist etwas für alle, die sich darauf einlassen wollen“, sagt Stephan Jegust, von Beruf Lehrer für Englisch und Geschichte an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Siegen. Eine grundsätzliche Affinität zur jeweiligen Themenwelt: Bei Dungeons & Dragons (abgekürzt D&D, übersetzt „Verliese und Drachen“) ist das ein Fantasy-Szenario, neben Menschen tummeln sich dort auch Elfen, Zwerge, Gnome, Orcs oder Halblinge, „die üblichen Charaktere“, sagt der Fachmann. Wenn jemand diese Offenheit mitbringt, „und gemeinsam mit anderen ein Abenteuer erleben will“, dann funktioniert die Sache aber völlig unabhängig von Alter, Geschlecht oder sonstigen persönlichen Voraussetzungen.

Das Team ist überzeugt

„Es ist total passend für eine Bibliothek“, sagt Linda Donalies, Leiterin der Stadtbibliothek Kreuztal, über Pen-and-Paper-Rollenspiele. Das Team hat es selbst ausprobiert.

Es gehe um Geschichten, Kommunikation, gemeinsames Lösen von Problemen – und das eben nicht digital, wie bei Online-Rollenspielen, sonst ganz analog in einer Runde von Menschen.

Vorurteil Nr. 2: Pen-and-Paper ist eine exotische und abgedrehte Art des Spielens.

Eben nicht. „Das gemeinsame Geschichtenerzählen ist uralt und in unserer Kultur verankert“, sagt Stephan Jegust, und um nichts Anderes geht es im Grunde. Der Spielleiter denkt sich einen Plot aus, der sich innerhalb der Spielwelt und ihrer Regeln bewegt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schlüpfen in die Rollen fiktiver Charaktere und steigen als diese in das Geschehen ein, treffen Entscheidungen, stimmen sich ab, kämpfen, kommunizieren, lösen Aufgaben. Dazu braucht es nur Stift und Papier (eben Pen and Paper), einen Würfel, mit dessen Hilfe Erfolg oder Misserfolg der einzelnen Aktionen bestimmt werden, und einen erfahrenen Spielleiter, der das Ganze zusammenhält. „Wir erzählen gemeinsam ein Buch“, sagt Stephan Jegust, wie er Laien das Prinzip erklärt. „Und Ihr seit die Hauptfiguren.“

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Vorurteil Nr. 3: Rollenspiele sind furchtbar kompliziert.

Nicht ganz falsch. Tatsächlich füllen die Regelwerke und ihre Feinheiten ganze Bücher. Stephan Jegust hat allerdings 25 Jahre Erfahrung, bringt ein einsteigerfreundliches Szenario in die Stadtbibliothek mit und verspricht einen schnellen Einstieg nach kurzer Einführung. Die fünfte Auflage von D&D, um die es gehen wird, ermögliche ohnehin einen raschen Zugang. Und Komplexitäts- und Schwierigkeitsgrad sind nach persönlichem Geschmack modifizierbar. Von daher ist es nicht anders als bei den meisten guten Gesellschaftsspielen.

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Vorurteil Nr. 4: Wer mitspielen will, muss schauspielern.

Nein. Natürlich gibt es Parallelen zu Improvisationstheater, weil die Beteiligten in Rollen schlüpfen. Dabei sind sie übrigens ganz ungebunden. Die Spezies ist wählbar und wer beispielsweise als Frau eine männlichen Charakter spielen möchte, kann das tun. „Kein Problem, das ist völlig frei“, unterstreicht Stephan Jegust; außerdem sind Fantasywelten per se oft durch enorme Diversität geprägt. Aber von niemandem wird erwartet, „dass er sich hier vor Publikum zum Affen macht“. Es ist völlig in Ordnung, wenn die Beteiligten einfach am Tisch sitzen, normal sprechen und in Ruhe spielen.

Vorurteil Nr. 5: Eine Runde Pen-and-Paper dauert ewig.

Das kann passieren. Es gibt, wie Stephan Jegust weiß, feste Runden, die teilweise über sehr lange Zeiträume spielen – am Tisch oder auch online – und ihre Charaktere und deren Biografien dabei fortlaufend entwickeln. Das ist aber kein Muss. Das Angebot in der Stadtbibliothek ist zunächst einmal als so genannter One Shot angelegt, also als einmaliges Abenteuer. „Wenn es gut läuft, möchten wir das aber gerne wiederholen“, sagt Bibliotheksleiterin Linda Donalies. „Gerne auch regelmäßig.“

Wer am Sonntag, 2. Februar, ab 14.30 Uhr in der Stadtbibliothek Kreuztal, Marburger Straße 10, mitmachen möchte, sollte sich unbedingt vorher anmelden unter . Der Eintritt ist frei.

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