Geisweid. Der Wunsch der Siegener Verwaltung nach einem neuen Einzelhandelskonzept wird Anlass für einen Schlagabtausch über Geisweid.

Wie geht es mit dem Einzelhandel in Geisweid weiter? Aus Sicht der Verwaltung ist die Sache eindeutig: Es gibt zu viel Einzelhandelsfläche – und damit Leerstand – im Stadtteil; fraglich sei nur noch, ob ein Aldi-Markt auf das sogenannte Elhi-Gelände kommt – oder nicht? „Wir haben alles untersucht, was es zu untersuchen gibt“, sagt Bürgermeister Steffen Mues im Haupt- und Finanzausschuss. Der soll eigentlich die Fortschreibung des Einzelhandelsentwicklungskonzepts beschließen. Grünen-Fraktionschef Michael Groß wirft der Verwaltung in Sachen Geisweider Einzelhandel aber Wortbruch vor und bezweifelt die Sinnhaftigkeit solcher Konzepte grundsätzlich.

Grüne: Auf Rewe-Eröffnung warten

1. Angriff. „Es macht nur Sinn, das Konzept fortzuschreiben, wenn der Rewe-Markt fertig ist – jetzt ist das völliger Unsinn“, erregt sich Groß. Die Geisweider Fußgängerzone sei in Schieflage, es sei „überhaupt nicht vorhersehbar, wie es sich dort entwickelt.“ Büros, die solche Konzepte erstellten, hätten Muster, „mit denen man alles und jedes erklären kann.“ Nötig sei kein „mathematisch hochgerechneter Kram, ich will die Realität betrachten.“ Und dazu sei es nötig, dass Geisweid erst dann analysiert werde, wenn der Rewe tatsächlich fertig sei. „Wenn wir hier nicht die Realität betrachten, sondern vorher Fakten schaffen, ist das unlauter und nicht das, was abgesprochen war.“ Er könne „jetzt aufschreiben, was bei der Untersuchung rauskommen wird – das ist nicht in Ordnung.“

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2. Konter. Laut den Experten könne man das Konzept heute schon fortschreiben, „weil wir wissen, dass der Rewe eröffnet wird“, entgegnet Bürgermeister Steffen Mues. Wegen der Verzögerungen beim Bau habe man den Stadtteil bereits auf die lange Bank geschoben – „die Bürger wollen jetzt Ergebnisse sehen.“ Laut Investor sei die Eröffnung für Juni 2020 geplant. Und jedes Konzept basiere auf Prognosen, „wenn die Institute das seit Jahrzehnten machen, können die das beurteilen“, sagt Steffen Mues. „Nicht alles, was andere aus fachmännischer Sicht sehen, muss falsch sein, bloß weil die Grünen es anders sehen.“

CDU: Stadt ist nicht schuld an Verzögerungen

3. Nachsetzen. Wenn man das alles schon jetzt ohne eröffneten Markt berechnen könne – warum habe man das nicht schon vor einem Jahr gemacht, fragt Michael Groß. Weil die Investoren das untersucht haben wollten, was nicht geschehen sei, gibt Steffen Mues ohne Umschweife zurück: „Und die Verwaltung wird dafür geprügelt.“

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4. Attacke über die Flanke. „Wenn es heißt, dass im Juni eröffnet wird, kann es auch August werden“, grätscht der fraktionslose Peter Schulte dazwischen. Der Geisweider Rewe drohe zum Siegener BER zu verkommen. Wenn die Experten nur wissen müssten, dass der Markt kommt, „wären wir jetzt schon weiter.“ Die Leute in Geisweid hätten sich längst anders orientiert, meint Silke Schneider (Linke): „Keiner glaubt, dass noch eröffnet wird.“

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5. Schützenhilfe. „So ein Konzept erstellt man nicht mal eben auf dem Kaffeetisch“, mahnt CDU-Fraktionschef Rüdiger Heupel – während der Untersuchungen werde der Markt laufen. Dass sich der Termin immer wieder verzögerte, liege nicht an der Stadt. Beim Einzelhandel gehe es um die Betrachtung des gesamten Stadtgebiets. „Siegen besteht nicht nur aus Geisweid“, sagt Dr. Wolfgang Sonneborn (fraktionslos). Das Einzelhandelskonzept angesichts anderer Herausforderungen zu verschieben, sei nicht sinnvoll. Rüdiger Heupel pflichtet bei: „Wir können doch nicht die ganze Stadt warten lassen, weil ein Rewe-Markt ein paar Probleme hatte.“

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6. Friedensangebot. Marlene Krippendorf, Abteilungsleiterin Stadtentwicklung, erläutert, dass die Fertigstellung des Einzelhandelsentwicklungskonzepts für die gesamte Stadt erst für 2021 geplant sei – untersucht werde also bei eröffnetem Rewe. Weil aber für den Umzug der Uni in die Stadt die Weichen gestellt werden müssten und große Veränderungen in Siegen-Mitte anstünden, müsse man die Gesamtstadt angehen. Das dauere – die Stadtteile könnten ohnehin nicht alle gleichzeitig untersucht werden. Die Erkenntnisse sollen in Bebauungsplänen münden. Auch das dauert.

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7. Flucht nach vorn. Wenn das Konzept nicht bald angegangen wird, dauert es in Geisweid noch länger, betont Rüdiger Heupel: „Selbst wenn das Konzept da ist, werden wir die Konsequenzen daraus nicht vor Herbst 2020 angehen.“ Bis dahin könne man immer noch reagieren, wenn sich Annahmen aus dem Konzept als völlig verkehrt herausstellen sollten. Dass der Rewe nicht komme, sei völlig abwegig, „dafür ist da bereits viel zu viel Geld investiert worden“, sagt Steffen Mues. Es sei „falsch und abwegig, überhaupt darüber nachzudenken, Geisweid nach hinten zu stellen – Geisweid gehört ganz nach vorne!“

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