Siegen. Die Weidenauerin Anette Schäfer besuchte bei der Recherche für „Ein Herz und ein Krönchen“ viele Siegerländer Orte. Nun geht sie auf Lesungstour.

Wenn Anette Schäfer (51) ein Buch schreibt, geht sie erst einmal auf Recherchereise im Siegerland. „Meine Bücher sollen authentisch sein. Aber natürlich habe ich als Schriftstellerin auch die Möglichkeit, die Fantasie spielen zu lassen“, sagt sie. Auch in ihrem dritten Buch und ersten Liebesroman „Ein Herz und ein Krönchen“ lassen sich die einen oder anderen Personen und Orte wiedererkennen.

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Protagonistin begegnet ihrer Jugendliebe am Oberes Schloss in Siegen

„Paula stand inmitten eines Blumenmeers im Garten des Oberen Schlosses. (...) Er war noch wenige Meter von ihr entfernt, als er die Augen hob und sie mit festem Blick ansah. Scham, Freude, Trauer, Verletzung… all das spiegelte sich in seinen meerblauen Augen. Paula verlor schlagartig die Fassung: „Julian?“ Hilflos musste sie zusehen, wie die kostbaren Ringe zu Boden fielen und sie ohnmächtig in Julians Armen zusammensank.“

Als Hochzeitsrednerin führt Paula Rubens das erste Mal durch eine freie Trauung. Als dann der Trauzeuge erscheint, verliert sie den Boden unter den Füßen. Ihre Jugendliebe Julian Heinbach steht vor ihr. Nach und nach erfährt der Leser immer mehr über den Unternehmersohn und das Mädchen aus schwierigen Verhältnissen. „Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen“, erklärt Anette Schäfer. Im Jetzt treffen sich Paula und Julian das erste Mal nach vielen Jahren auf einer Hochzeit wieder. In der Vergangenheit lernen sie sich gerade erst am Gymnasium Stift Keppel kennen. „All das schildere ich auch aus unterschiedlichen Perspektiven“, erläutert Anette Schäfer.

Paula und Julian lernen sich im Gymnasium Stift Keppel in Allenbach kennen

„Ihre Vier-Zimmer-Wohnung in Wilgersdorf war doch perfekt gewesen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, sie wäre niemals dort weggezogen. Musste sie jetzt wirklich auf eine Schule gehen, wo die Direktorin „Stiftsoberin“ genannt wurde?“

Ein paar Seiten nach der Begegnung auf der Hochzeit findet sich der Leser in Paulas Kindheit wieder. Auf ihren Besuch des Gymnasiums Stift Keppel in Allenbach freut sie sich nur, weil dort eine Foto-AG angeboten wird, in der die spätere Fotografin ihrer Leidenschaft nachgehen kann. An ihrem ersten Tag in der neuen Schule begegnet sie Julian. Ihr sticht sofort sein gutes Aussehen ins Auge. Im gleichen Moment wird aber auch deutlich, dass jemand den Jungen lieber allein für sich haben möchte. Nach und nach wird eine Intrige nach der anderen offenbar.

Immer ein anderes Kleidungsstück auf dem Krimicover

Anette Schäfer verlegt ihre Bücher im „Krönchenverlag“ selbst. „Das macht so viel Spaß, die Bücher so zu gestalten, wie man möchte und man hat keinen Zeitdruck“, sagt sie. Bisher hat sie die zwei Krimis „Abgelehnt“ und „Gekrönt“ sowie „Ein Herz und ein Krönchen“ veröffentlicht.

Auf dem Cover ihrer Krimis ist jedes Mal ein Kleiderbügel zu sehen, der mit einem Kleidungsstück bedeckt ist. „Man kann gespannt sein, welches es das nächste Mal ist“, sagt sie. Der Titel und das Buchcover für ihren nächsten Krimi stehen schon fest.

Erst einmal geht Anette Schäfer aber mit „Ein Herz und ein Krönchen“ auf Lesungstour. Die Premierenlesung am Dienstag, 7. Januar 2020, um 19.30 Uhr im Schuhhaus Schreiber in Siegen ist bereits ausverkauft.

Weitere Lesungen sind unter anderem in Hilchenbach, Freudenberg und Netphen. Die genauen Termine finden Interessierte unter anette-schaefer.de.

Die Zeitsprünge in der Geschichte werden durch die Markierungen „Früher“ und „Heute“ erleichtert. „Ich habe die Vergangenheit und Gegenwart immer parallel zueinander geschrieben“, sagt Anette Schäfer, die auch als Moderatorin, Sängerin und Hochzeitsrednerin arbeitet. Um die Begebenheiten im Gymnasium Stift Keppel authentisch wiedergeben zu können, ließ sie sich von dem Konrektor der Schule durch das Gebäude führen. „Egal, wo ich hingekommen bin, die Siegerländer waren hilfsbereit und total zuvorkommend“, sagt die Weidenauerin. Für sie hat sowohl das Schreiben als auch die Recherche ihren Reiz.

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Siegener Autorin besuchte das Kreisklinikum in Weidenau

Auch das Kreisklinikum in Weidenau war eine von Anette Schäfers Stationen, bevor sie ihren Roman verfasste. Der Besuch der realen – und später literarischen – Orte sei für das Empfinden und Mitfühlen mit den Figuren wichtig. So wollte sie zum Beispiel wissen, wohin man schaut, wenn man im Krankenbett liegt:

„Paula drehte den Kopf und entdeckte aus dem Augenwinkel heraus einen Monitor, an dem ein paar Lichter blinkten. Ich bin in einem Krankenhaus, aber warum?, dachte sie erschrocken. An der Wand gegenüber hing ein Kruzifix, darunter ein Abreißkalender mit Bibelversen für jeden neuen Tag.“

Anette Schäfers Buch besticht vor allem durch den lokalen Bezug und die liebevoll ausgearbeiteten Charaktere. Drei Monate brauchte sie, bis der Roman fertig war. Um in die Geschichte – wie sie selbst sagt – „richtig reinkriechen zu können“, machte sie einen „Schreiburlaub“ in Holzhausen. Dort widmete sie ihre volle Aufmerksamkeit der Erzählung.

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„Man muss die Charaktere lieb gewinnen, um eine Geschichte drum herum zu basteln.“ Immer wieder hatte sie beim Schreiben neue Ideen. „Die verschiedenen Figuren zeichnen zu dürfen, das habe ich schon echt genossen!“

„Ein Herz und ein Krönchen“ gibt es für 11,90 Euro in den lokalen Buchhandlungen zu kaufen.

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