Kreuztal. Betriebsratsvorsitzender Helmut Renk spricht von einem „blauen Auge“: Die Standorte Eichen und Ferndorf sollen erhalten bleiben.

Betriebsratsvorsitzender Helmut Rudi Renk spricht von einer „gewissen Erleichterung“, mit der seine Kollegen die Informationen aus dem Vorstand von Thyssenkrupp Steel aufgenommen haben: Der Standort Siegerland mit den Werken in Eichen und Ferndorf hat seinen Platz in der „Strategie 2030“, die der Vorstand der Stahlsparte in der Konzernführung eingebracht hat. „Wir sind nicht mehr im Fokus.“

Was bedeutet die Strategie 2030 für Kreuztal?

Zunächst: Alle Anlagen, je zwei Feuer- und zwei Bandbeschichtungsanlagen, bleiben erhalten. Von der etwaigen Stilllegung der Bandbeschichtungsanlage 3 in Eichen, die beim Joint Venture mit Tata Steel auf den „Prüfstand“ gekommen wäre, ist keine Rede mehr. „Das war damals eine politische Entscheidung“, sagt Betriebsratsvorsitzender Helmut Renk – Eichen hätte im neuen Konzern in unmittelbarer Konkurrenz zu einer Tata-Anlage gestanden. Tatsächlich, so Renk, sei die BBA 3 „unsere beste Anlage“.

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Dann: In Ferndorf werden zwei alte Spaltanlagen, die das erzeugte Band konfektionieren, ab-, in Eichen wird eine neue aufgebaut. Damit wird in Ferndorf Platz gewonnen für die Kapazitätserweiterung der Feuerbeschichtungsanlage FBA 6, deren Monatsproduktion von 30.000 auf 40.000 Tonen Warmband heraufgefahren werden soll. Die FBA 6 mit angeschlossener Beize gebe es im Konzern nur in Ferndorf, betont Renk. „Diese Investition ist ein großer Vorteil für den Standort.“

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Wie sicher sind die Arbeitsplätze?

„Die Freude ist gedämpft“, räumt Helmut Renk ein – denn die Zahl von 6000 Arbeitsplätzen, die der Konzern streichen will, steht weiter im Raum. Für Arbeitsdirektorin Dr. Sabine Maaßen war der Auftritt vor rund 400 Stahlarbeitern bei der Betriebsversammlung am Dienstag in Eichen einer der einfacheren Auftritte in dieser Woche – die Nachrichten, die der Vorstand am Mittwoch in Bochum verkündet, sind schlechter. „Wir fühlen uns mit den Kollegen verbunden“, betont Helmut Renk. Aufgabe von Belegschaftsvertretung und IG Metall werde es nun sein, „ein tragfähiges Paket hinzubekommen“. Dazu müsse ein „Zukunftstarifvertrag 2.0“ gehören. Einen Zukunftstarifvertrag hatte die IG Metall erst Anfang 2018 abgeschlossen: damals konnte sie für den Fall einer Fusion mit Tata Steel eine Beschäftigungsgarantie bis 2026 aushandeln. Diese Vereinbarung, die mit Absage der Fusion keine Grundlage mehr hat, soll jetzt noch drei Monate gelten, mit der Option um eine Verlängerung um noch einmal drei Monate.

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Was ist mit der Verwaltung?

Bei Thyssenkrupp Steel sollen allein im Verwaltungsbereich 1000 Stellen gestrichen werden. Was das für Kreuztal bedeutet, sei offen, sagt Betriebsratsvorsitzender Renk. Im weitesten Sinn, wenn zum Beispiel Einkauf oder Logistik hinzurechne, wären etwa 250 bis 300 den insgesamt knapp 1100 Arbeitsplätze in Kreuztal dem Verwaltungsbereich zuzurechnen.

Wie sicher ist es, dass die „Strategie 2030“ umgesetzt wird?

„Dafür brauchen wir eine Menge Geld“, sagt Helmut Renk. Das soll aus dem Verkauf oder Börsengang der Aufzugssparte des Thyssenkrupp-Konzerns kommen. Um diese Mittel bewerben sich allerdings alle Standorte, über die Verteilung wird wohl bis ins Frühjahr hinein verhandelt. Wenn dann aber alles im Kreuztaler Sinn läuft, „dann haben wir endlich eine Zukunftsausrichtung, um 1-A-Qualität zu liefern“, sagt Betriebsratsvorsitzender Helmut Renk. Und der Standort Siegerland wär aus der Krise des Konzerns, wie Renk es ausdrückt, „mit einem blauen Auge“ herausgekommen.

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