Siegen/Rotterdam. Uni Siegen, Erasmus Medical Center Rotterdam sowie die vier Siegener Kliniken bauen ihre Zusammenarbeit für die Medizin der Zukunft aus.

Das Erasmus Medical Center Rotterdam (EMC), die Universität Siegen und die vier Siegener Kliniken möchten ihre Zusammenarbeit ausbauen. Dazu unterzeichneten die Partner in Siegen jetzt eine Kooperationsvereinbarung. Siegen und Rotterdam gehen in gemeinsame europäische Netzwerke, entwickeln weitere Ausbildungskonzepte und kooperieren in der interdisziplinär ausgerichteten Forschung zu digital unterstützter Versorgung.

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Bereits seit längerem arbeiten die Partner im Rahmen des Modellvorhabens „Medizin neu denken“ zusammen. „Wir machen den nächsten Schritt in den Beziehungen zwischen Siegen und Rotterdam. Das ist ein wunderbarer Moment“, sagte Prof. Hans van Leeuwen, Dekan des EMC. Man sei hoch motiviert, an neuen Ideen für die Zukunft der Medizin zu arbeiten, so Rektor Prof. Holger Burckhart.

Mögliche Reaktion auf vernichtendes Urteil des Wissenschaftsrats

Das Gutachten des Wissenschaftsrats hatte dem Projekt „Medizin neu denken“ eine gute Stoßrichtung bescheinigt, ansonsten fiel das Urteil vernichtend aus – auch in Sachen Kooperation der Partner. Die nun verstärkte Zusammenarbeit könnte eine erste Reaktion auf diese Bewertung des Wissenschaftsrats sein.

Für zwei Tage (18. und 19. November) war eine Delegation des Erasmus MC um Dekan Prof. van Leeuwen nach Siegen gereist. Gemeinsam diskutierten die Partner Details der Zusammenarbeit. Ein wichtiger Teil ist die Beratung durch das EMC bei der Weiterentwicklung der Lebenswissenschaftlichen Fakultät (LWF) der Uni Siegen und dem Angebot von Ausbildungsprogrammen im Bereich Gesundheitswissenschaften.

Zusatzmodule für Studierende aus Siegen und Rotterdam

Das Profil der LWF ist inspiriert und modelliert nach dem Profil der EMC, aber fokussiert auf medizinnahen Ausbildungen. Prof. Jaap Verweij hat als Gründungsdekan der LWF die Grundlagen dafür geschaffen. Der renommierte Onkologe und ehemalige EMC-Dekan ist zentraler Ankerpunkt für die Zusammenarbeit mit Rotterdam.

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Geplant ist weiterhin die Entwicklung von Zusatzmodulen – für EMC-Studierende in Siegen und für Siegener Studierende in Rotterdam. Die gemeinsame Antragstellung für europäische Forschungsprogramme ist ebenso Teil der Kooperation.

Kliniken kooperieren bei Ausbildung von Medizinern

Die Siegener Kliniken kooperieren mit Rotterdam bei der Ausbildung von Medizinern. Die Rotterdamer können im Rahmen ihres Studiums praktische Erfahrungen sammeln und einen Teil des „Praktischen Jahrs“ (PJ) in Siegen absolvieren. Perspektivisch sind auch Hospitationen niederländischer Studentinnen und Studenten in den Hausarztpraxen der Region möglich.

Für die Siegener Kliniken unterzeichneten Bertram Müller (Geschäftsführer Kreisklinikum Siegen), Dr. Josef Rosenbauer (Geschäftsführer Diakonie in Südwestfalen), Stefanie Wied (Geschäftsführerin DRK-Kinderklinik) und Hans-Jürgen Winkelmann (Geschäftsführer Marien Gesellschaft Siegen) die Kooperationsvereinbarung.

Niederlande vor gleichen Herausforderungen wie Deutschland

„Das Erasmus MC Rotterdam ist eine der führenden medizinischen Institutionen und zählt zu den renommiertesten Einrichtungen weltweit. Wir sind sehr stolz auf diese Kooperation, gerade weil Rotterdam seit Langem für stetige Innovationen im Bereich der medizinischen Versorgung, der Ausbildung, aber auch der interdisziplinären Forschung steht“, so Prof. Christoph Strünck, Nachfolger von Prof. Verweij als Gründungsdekan der LWF.

Die Schnittmenge zwischen den Kooperationspartnern schätzt auch Prof. van Leeuwen. „In den Niederlanden stehen wir vor den gleichen Herausforderungen wie in Deutschland. Wir haben ebenfalls ländliche Regionen und fragen uns, wie wir uns in der Medizin für die Zukunft aufstellen können, wie wir die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten strukturieren“, sagte der Dekan des Erasmus MC.

Er stellte die Gemeinsamkeiten der Partner heraus: „Es geht uns in Rotterdam nicht nur um die Entwicklung und Nutzung neuer digitaler Technologien. Es geht uns auch um die Menschen, denn sie müssen digitale Tools auch nutzen wollen. Außerdem sind uns sozial-ökonomische Aspekte wichtig, die High-Tech-Medizin müssen alle nutzen können, nicht nur vermögende Personen. Wir sind hier voll auf einer Linie.“

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