Siegen. Egal wie es mit „Medizin neu denken“ in Siegen weitergeht: Ärzte werden dort wohl nicht weiter ausgebildet. Bonn nimmt die Studierenden auf.

CDU-Bundestagsabgeordneter Volkmar Klein und Bernd Brandemann, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, sehen noch Chancen für „Medizin neu denken“ in Siegen: „Die Neuausrichtung des Projekts ist eine gemeinsame Aufgabe der Universität und von allen vier Siegener Kliniken, die zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen müssen, um dieses wichtige Anliegen für die Region zu realisieren.“

Die Politik

Der Wissenschaftsrat hatte der Landesregierung am Montag empfohlen, das Modellprojekt der Unis Siegen und Bonn nicht weiter zu verfolgen. Kritisiert wurden nicht nur die unzureichende finanzielle und personelle Ausstattung, sondern auch Mängel in der Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern Siegen und Bonn und zwischen Unis und Kliniken in Siegen. Die CDU-Politiker weisen darauf hin, dass auch der Wissenschaftsrat die „grundlegende Idee“, medizinische Versorgung im ländlichen Raum neu und mit Mitteln der Digitalisierung zu entwickeln, positiv bewerte: „Die nun geäußerte Kritik sollte dazu führen, dass aktuelle Pläne optimiert und notwendige Änderungen vorgenommen werden.“

Die Unis

Die beteiligten Universitäten haben sich in getrennten Stellungnahmen zu dem Gutachten des Wissenschaftsrates geäußert, das das Wissenschaftsministerium Ende November an einem „Runden Tisch Universitätsmedizin“ mit allen Standorten, Hochschulen und Universitätskliniken besprechen will. „Gemeinsam mit den Hochschulen und Universitätskliniken sowie dem Gesundheitsministerium wird das Ministerium für Kultur und Wissenschaft Vorschläge erarbeiten, wie die Empfehlungen konkret umgesetzt werden können“, heißt es in der Mitteilung aus Düsseldorf.

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Bonn: Von einem „durchwachsenen Zeugnis“, das der Wissenschaftsrat dem Projekt „Medizin neu denken“ ausstellt, spricht die Universität Bonn: „Die beteiligten Partner sehen daher die Notwendigkeit, den Studiengang neu zu justieren.“ Der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, Prof. Dr. Bernd Weber, wird in der Stellungnahme so zitiert: „Wir suchen das Gespräch mit der Universität Siegen und der Landesregierung, um die vom Wissenschaftsrat aufgezeigten Probleme zu adressieren und eine Strategie zu finden, wie diese behoben und die neu eingerichteten Studienplätze dauerhaft erhalten werden können.“ Der Dekan habe auch die Studierenden des Studiengangs „Humanmedizin Bonn-Siegen“ über die Bewertung durch den Wissenschaftsrat informiert und versichert: „Die beteiligten Universitäten und Fachbereiche beraten derzeit in enger Abstimmung mit der Landesregierung, die zu ziehenden Konsequenzen und weiteren Schritte. Eine vielversprechende Möglichkeit könnte darin bestehen, den gesamten Studiengang nach Bonn zu verlagern und in Zusammenarbeit mit dem Standort Siegen zukunftsrelevante Ausbildungsmodule im Bereich der digitalen Medizin und landärztlichen Versorgung anzubieten. Die Studierenden des Studiengangs Humanmedizin Bonn-Siegen werden auf jeden Fall ihr Medizinstudium abschließen können. Das Land wird die dafür notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen.“

Siegen: „Das Projekt wird fortgesetzt“, hatte Dr. Thomas Grünewald, Beauftragter der Siegener Uni für das Modellprojekt, dieser Zeitung in einer ersten Stellungnahme erklärt. Am Montagabend folgte eine Drei-Punkte-Punkte-Erklärung der Unis Bonn und Siegen, der vier Siegener Kliniken (Diakonie Jung-Stilling, St. Marien, Kreisklinikum, DRK-Kinderklinik).

Die Partner heben im ersten Punkt die „grundsätzliche Anerkennung“ für das Projekt hervor: „Dies motiviert uns, perspektivisch einen wertvollen Beitrag für die Verbesserung der zukünftigen Versorgung in ländlichen Räumen leisten zu können.“ Die Kritik werde „sehr ernst“ genommen. Es gelte nun, „entsprechende Veränderungen im Projekt vorzunehmen“.

In einem zweiten Punkt räumen die Partner ein, dass der „gemeinsame Studiengang in Bezug auf die humanmedizinische Ausbildung in Siegen (...) fraglich“ geworden sei. Bestätigt werden Überlegungen, den bereits eingeschriebenen Studierenden Fortsetzung und Abschluss ihres Studiums in Bonn zu ermöglichen. Weiter gearbeitet werden soll am „Reallabor Südwestfalen“, das telemedizinische Versorgungskonzepte erforschen soll.

Im dritten Punkt der Erklärung kündigen die Projektpartner „geeignete Schlussfolgerungen“ an: „Wir sind bereit, uns weiterhin mit vollem Engagement einzubringen.“

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