Weidenau. Das Kreisklinikum Siegen hat für den Ausbau seiner „Stroke Unit“ viel Geld in die Hand genommen und unter anderem die neuste Technik angeschafft.
Bei einem Schlaganfall muss es schnell gehen. Aber nicht nur die Diagnose und Erstversorgung ist entscheidend: „Das Denken konzentriert sich meist auf die allerersten Stunden, aber genauso wichtig ist auch die Behandlung danach“, sagt Prof. Otto Busse von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft. Das Kreisklinikum Siegen investierte im Zuge einer erneuten Zertifizierung nun 1,5 Millionen Euro in seine neurologische Schlaganfall-Spezialstation, die sogenannte „Überregionale Stroke Unit“.
2000 Patienten werden jährlich auf der Stroke Unit Station behandelt
„Unsere Überregionale Stroke Unit ist für die hohe Qualität der medizinischen Versorgung unserer Patienten von großer Bedeutung“, sagt Bertram Müller, Geschäftsführer des Kreisklinikums Siegen. So werden auf der seit mehr als 20 Jahren bestehenden und nach den aktuellen Qualitätsstandards der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifizierten Stroke Unit jährlich rund 2000 Patienten behandelt. Der Chef der Zertifizierungskommission, Prof. Otto Busse, empfahl, die Zahl der Betten für die Re-Zertifizierung aufzustocken.
Automatisierter Herzrhythmusreport alle 24 Stunden
Statt 12 gibt es nun 16 Betten auf der Spezialstation. Die sind mit den neuesten technischen Möglichkeiten ausgerüstet. So besitzen sie jeweils ein transportfähiges Monitorsystem und eine moderne Rufanlage. „Hier gibt es viel versteckte Technik“, sagt Prof. Dr. Martin Grond, Ärztlicher Direktor des Kreisklinikums und Chefarzt der Klinik für Neurologie. So werden die Monitordaten an einen Großrechner im Saarland übermittelt. Der erarbeitet automatisch alle 24 Stunden einen Herzrhythmusreport, der von den Ärzten im Kreisklinikum ausgewertet wird.
320 Stroke Units in Deutschland
Insgesamt gibt es 320 Stroke Units in Deutschland, davon sind ein Drittel Überregionale Stroke Units.
Alle drei Jahre wird von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft überprüft, ob diese Stroke Units rezertifiziert werden dürfen. Hierbei zählen etwa die Anzahl der Betten, das Personal und die kardiologische Kompetenz.
„Die Patienten sterben am häufigsten an den Komplikationen“, sagt Dr. Achim Hoferichter, Facharzt für Neurologie und Regionalbeauftragter der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Gerade die können durch die permanente Überwachung auf der Spezialstation früh erkannt oder sogar vermieden werden. „Eine Stroke Unit ist eine Komplikationsverhinderungsstation“, sagt Prof. Dr. Martin Grond. Auf dieser Station befinden sich nicht nur Schwerkranke, sondern auch Patienten mit leichtem Schlaganfall oder mit bereits verschwundenen Symptomen.
Aufstockung von 28 auf 38 Vollzeitstellen in der Pflege
Neben einer modernen räumlichen und medizinischen Ausstattung ist für die Stroke Unit auch ein multiprofessionelles Team notwendig. So arbeiten dort Ärzte, Pfleger, Ergo- und Physiotherapeuten sowie Logopäden zusammen. „Die Stroke Unit funktioniert nicht ohne Interdisziplinarität“, sagt Prof. Otto Busse. „Wir sind stolz die hohen Qualitätsstandards für eine Überregionale Stroke Unit in den Bereichen apparative und personelle Ausstattung, Diagnostik sowie in der Organisation erneut erfüllen zu können“, sagt Robert Weller vom Qualitätsmanagement des Kreisklinikums.
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Am Tag kommen auf drei Pfleger ein Patient, in der Nacht auf fünf Pfleger ein Patient. „Das ist nochmal ein Quantensprung für die pflegerische Versorgung“, sagt Bertram Müller. Als nächster Schritt stehe nach der Aufstockung der Betten nun auch die Erweiterung des Pflege-Teams von 28 auf 38 Vollzeitstellen in der Stroke Unit an. „Diese Personaldichte hat man sonst nur auf der Intensivstation.“
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