Siegen. Manchmal sind bereits Jahre nach einem Todesfall vergangen, aber die Trauer bleibt. Gehör finden Ratsuchende bei der Telefonseelsorge Siegen.

Dass Trauer keinem Zeitplan folgt, weiß Dietrich Hoof-Greve gut. Immer wieder rufen in der Telefonseelsorge Menschen an, die um ihren verstorbenen Partner oder ihre Partnerin trauern. „Teils liegt der Tod schon Jahre zurück, aber die Hinterbliebenen vermissen den Menschen noch immer“, sagt der evangelische Pfarrer, der die ökumenische Telefonseelsorge Siegen leitet. Gerade im Trauermonat November denken viele Menschen an ihre verstorbenen Angehörigen oder Freunde. Ein Überblick über das Angebot der Telefonseelsorge Siegen.

Rund 80 Ehrenamtler helfen Ratsuchenden

In der Telefonseelsorge Siegen, die von den Evangelischen Kirchenkreisen Siegen und Wittgenstein sowie dem katholischen Gemeindeverband Siegerland/Südsauerland getragen wird, sind rund 80 ehrenamtliche Frauen und Männer für Ratsuchende da.

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Rund um die Uhr nehmen die umfassend ausgebildeten Ehrenamtlichen Anrufe entgegen, leisten aber auch per Mail und Chat Unterstützung. Zurzeit sucht die Telefonseelsorge ehrenamtliche Unterstützung, um die Arbeit auch in Zukunft zu sichern. Die neue Ausbildung beginnt im Januar.

Einsamkeit wird zur Belastung

Die Telefonseelsorge ist offen für Menschen aller religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen. Die Anliegen der Anrufer reichen von Krankheit und psychischen Problemen über Beziehungsdramen und Sinnfragen bis hin zu Trauer und Tod.

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Wenn nahe Angehörige sterben, komme zur Trauer oft eine weitere Belastung hinzu, weiß Hoof-Greve: „Einsamkeit ist die Epidemie unserer Zeit.“ Fast zwei Drittel der Anrufer bei der Telefonseelsorge Siegen leben allein. Jeder Fünfte leidet unter Einsamkeit und Isolation. „Dafür sind wir da“, betont Hoof-Greve: „Für die Überhörten, die Nicht-Mehr-Gehörten.“

Bei der Telefonseelsorge kommt es auf das Zuhören an

Im Gespräch mit trauernden Menschen kommt es bei der Telefonseelsorge – wie übrigens bei allen Themen, mit denen sich Ratsuchende melden – weniger auf gute Ratschläge als aufs Zuhören an. Die Trauer solle Raum haben, sagt Hoof-Greve. „Wir sagen: Ja, Sie dürfen auch nach 15 Jahren noch trauern, und: Ja, Sie dürfen auch um Ihren Hund trauern.“

Telefonseelsorge ist kostenlos und jederzeit erreichbar

Die Telefonseelsorge ist kostenlos und rund um die Uhr erreichbar unter 0800/111 0 111 oder 0800 - 111 0 222, die Chat- und Mailberatung über www.telefonseelsorge.de.

Mehr Infos zum Ehrenamt bei der Telefonseelsorge Siegen gibt es unter 0271/56033.

Manchmal gelte es auch, Menschen aus ihrer Trauer ein Stück weit herauszulocken. Vor allem aber wollen die Mitarbeiter der Telefonseelsorge vermitteln: Es ist okay, wenn es weh tut, und es ist auch okay, wenn da noch andere, womöglich negative Gefühle mitschwingen.

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