Siegen. In Siegen und Umgebung gibt es zu wenig bezahlbare Wohnungen für Singles. Frauen, die Zuflucht in einem Frauenhaus suchen, bekommen das zu spüren

Vom Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der Region sind besonders auch Frauen betroffen, die zeitweise im Frauenhaus aufgenommen werden – mit der Konsequenz, dass die Plätze im Frauenhaus länger als erforderlich belegt bleiben. Darauf hat Stefanie Rehländer vom Verein „Frauen helfen Frauen“ jetzt noch einmal im Sozialausschuss des Kreistags aufmerksam gemacht.

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Die Probleme

„Bis jetzt haben wir für jede Frau eine Wohnung gefunden“, sagte Stefanie Rehländer, „früher oder später“. Drei Gründe gibt es, warum die Wohnungssuche so schwierig wird:

Es gibt zu wenige Wohnungen für Einpersonenhaushalte. In diesem Bereich lieferten sich Frauen mit Studierenden „ganz harte Konkurrenz“. Ähnlich groß ist der Mangel an großen Wohnungen für vier und mehr Personen.

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Die Wohnungen sind zu teuer. Die Mieter muss von den Kosten der Unterkunft bestritten werden können, die die Jobcenter erstatten. „Sonst müssen wir weitersuchen“, sagte Stefanie Rehländer.

Die Mieterinnen bringen – aus Sicht der Vermieter – Handicaps mit: Ein Schufa-Antrag kann da ebenso negativ wirken wie die nur befristete Aufenthaltsgestattung, die ausländische Wohnungssuchende vorlegen.

Eine Lösung

Mit der Kreiswohnungsbau- und -siedlungsgesellschaft (KSG) hat der Verein einen Partner gefunden. Die KSG hat eine Mitarbeiterin benannt, die die Wohnungssuche für Frauen aus dem Frauenhaus unterstützt. „Wir haben preiswerten Wohnraum“, stellte KSG-Geschäftsführer Peter Oeste klar. Allerdings: keine Ein-Zimmerwohnungen in Siegen-Mitte und auch im Umland nur wenige. „Deutlich besser“ sei das Angebot bei größeren Wohnungen in den Siegener Stadtteilen und im Umland. „Die sechs Personen“, so Oeste über einen konkreten, von Stefanie Rehländer vorgetragenen Fall, „hätte ich icher unterbringen können“.

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Kornelia Busch-Pafffe (CDU) sprach von einer „Sternstunde“: „So schnell haben wir noch nie etwas erledigt.“ „Dann hoffen wir nur, dass die Frauen sich diese Wohnungen auch leisten können.“ Zweifel daran hatte Horst Löwenberg (DPWV) geäußert. Auf der Homepage der KSG würden ganze neun Wohnungen angeboten, davon eine „bezahlbare“ in Erndtebrück, andererseits drei mit Mieten von mehr als elf Euro pro Quadratmeter. Die KSG biete nicht alle Wohnungen öffentlich an, stellte Peter Oeste klar. Die Durchschnittsmiete betrage 5,70 Euro. Zwei Drittel der KSG-Mieter müssten mit den Kosten der Unterkunft auskommen, die das Jobcenter genehmigt.

Grundsätzliches

DPWV-Geschäftsführer Löwenberg hatte schon bei der Diskussion über die geplante Wohnungsbauförderung durch den Kreis darauf hingewiesen, dass in Siegen-Wittgenstein die Durchschnittsmiete in Mehrfamilienhäusern um mehr als zwei Euro über den Mieten im sozialen Wohnungsbau liege; der Abstand sei höher als woanders. Auf der anderen Seite liege Siegen-Wittgenstein bei der Wohnungsbauförderung auf Rang 28 von 30 Landkreisen in NRW: „Hier stimmt etwas nicht.“

Größtes Problem: Geld

„Vordringlichstes Problem“ sei nicht die Wohnungsvermittlung, sondern die Finanzierung des Frauenhauses, erinnerte Stefanie Rehländer von „Frauen helfen Frauen“.

Der Kreis unterstützt die Forderung an den Bund, die Finanzierung der Frauenhäuser dauerhaft und „bedarfsgerecht“ zu sichern. Auf dem Tisch des Sozialausschusses lag die Antwort aus Berlin: Ein „Runder Tisch“ von Bund, Ländern und Kommunen werde darüber beraten. Fördermittel für bauliche Maßnahmen stünden ab 2020 in dem Investitionsprogramm „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ zur Verfügung.

„Wir können die Leute nicht zum Bauen zwingen“, so Ramona Stahl, stellvertretende Leiterin des Amts für Bauen und Immissionsschutz. Der Mietzuschuss, den der Kreis Vermietern nun über fünf Jahre einräumen will, die sich an die Erstattungsgrenzen bei den Kosten der Unterkunft halten, betrage 29 Cent pro Quadratmeter. Womöglich liege das Problem dann nicht an der Sozialbindung, sondern an der Belegungsbindung geförderter Wohnungen – also der Pflicht frei gewordene Wohnungen zu melden und sich Mieter zuweisen zu lassen, folgerte DPWV-Geschäftsführer Horst Löwenberg. „Die haben keine Lust, bestimmte Zielgruppen zu bedienen.“

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