Siegen-Wittgenstein. Der Kreis steigt in die Planung einer dritten Talsperre ein. Ob Elberndorf oder Trufte: Hilchenbach spielt dabei auf jeden Fall eine Rolle.
Eine Machbarkeitsstudie über den möglichen Neubau einer Trinkwassertalsperre ist Thema im Ausschuss für Wirtschaft und Regionalentwicklung, der am Mittwoch, 20. November, ab 17 Uhr im Kreishaus tagt. Den Politikern liegt eine Vorstudie vor, die am Forschungsinstitut Wasser und Umwelt der Siegener Uni entstanden ist. Prof. Dr. Jürgen Jensen und sein Team haben darin die bisher diskutierten Standorte bei Hilchenbach und bei Bad Berleburg untersucht.
Wasserspeicher werden wichtiger
„Vor einem Jahr haben wir uns auf den Weg gemacht, darüber nachzudenken, wie wir unsere Trinkwasserversorgung auf Dauer sichern können“, erinnert Landrat Andreas Müller: „Der Rekordsommer 2018 hatte die Breitenbach- und die Obernautalsperre ziemlich geleert. Sollten wir mehrere solcher Hitzesommer mit extremer Regenarmut hintereinander bekommen, wäre unsere Trinkwasserversorgung akut gefährdet“, so Müller: „Deshalb sind wir es den nachfolgenden Generationen schuldig, heute die Weichen dafür zu stellen, dass auch unsere Kinder und Enkel noch über ausreichend Trinkwasser verfügen.“
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In der Studie werden Klimaprognosen berücksichtigt: Auch künftige Sommer könnten trocken bleiben, künftiger Winter regenreicher werden – daher wächst die Bedeutung der Wasserspeicher. In der Vergangenheit wurden die Einzugsgebiete der bisher zwei Talsperre erweitert: Die Breitenbachtalsperre, 1956 gebaut und 1980 durch Erhöhung der Staumauer vergrößert, erhielt Zuleitungen aus dem Hadembach, dem Langenfelder Bach und dem Preisterbach. Die Obernautalsperre, 1972 in Betrieb gegangen, bekam durch Stollen Zuleitungen von Sindernbach, Michelbach und Sieg. Um die Versorgung zu sichern, plant der Wasserverband Siegen-Wittgenstein eine Verbund-Doppelleitung zwischen den beiden Talsperren in Hilchenbach und Netphen.
Sparsamer als geplant
Im „Perspektivplan Wasserversorgung Siegen-Wittgenstein“ wurde für einen Wasserverbrauch von 220 Litern pro Einwohner und Tag im Jahr 2020 geplant, 1985 wurden für 2030 sogar 226 Liter vorausgesagt. Tatsächlich betrug der Pro-Kopf-Verbrauch 2016 108 Liter.
Seit 1979 wurden insgesamt 22 Standorte untersucht. Übrig blieben, zuletzt nach einer Umweltverträglichkeitsprüfung in den 1990er Jahren, Elberndorfer Bach und Trifte. Ursprünglich sollten beide, seit 1985 nur einer von beiden Standorten realisiert werden. De Perspektivplan 1997 hält die beiden vorhandenen Talsperren für ausreichend und einen Neubau für entbehrlich.
Transportleitung nach Hilchenbach
Hilchenbach wird in der weiteren Talsperrenplanung eine zentrale Rolle spielen. Nämlich dann, wenn die Überlegungen sich auf das Elberndorfer Bachtal konzentrieren, das auf Hilchenbacher und Erndtebrücker Gebiet liegt – der Bach entspringt unweit der Oberndorfer Höhe. Auf jeden Fall soll aber in Hilchenbach der Übergabepunkt an das Siegerländer Netz liegen – die Wasseraufbereitungsanlage in Dreis-Tiefenbach liege zu weit entfernt von den möglichen neuen Standorten, heißt es in der Vorstudie. Die Transportleitung würde 9,3 (Elberndorf) beziehungsweise 17,3 (Trufte) Kilometer lang und auf rund 22.000 Kubikmeter pro Tag ausgelegt – das entspricht der Leistung der Obernautalsperre. Für den Wittgensteiner Raum würden dann 2800 Kubikmeter bleiben.
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Mögliche Kosten rechnet die Vorstudie aus früheren Konzepten hoch: Die Talsperre im Elberndorftal mit 7,68 Millionen Kubikmetern Fassungsvolumen– zum Vergleich: die Bigge hat 142 Millionen – , einem 32 Meter hohen Absperrbauwerk und einer 365 Meter langen Dammkrone würde danach 29 Millionen Euro kosten. Die Truftetalsperre bei Bad Berleburg würde mit 34 Millionen Eurp (9,31 Millionen Kubikmete, 31 Meter Absperrbauwerk, 325 Meter Krone) zu Buche schlagen.
Beide Standorte könnten sich als ungeeignet erweisen
Die Vorstudie zeige, dass die für die Bewertung potenzieller Talsperrenstandorte erforderlichen Daten – wie auch bei den Planungen von Talsperren in den letzten Jahrzehnten – grundsätzlich zur Verfügung stehen, heißt es in einer Pressemitteilung des Kreises. Ein wesentlicher Unterschied zu damals ist, dass heute insgesamt mehr Daten vorhanden, diese hochauflösender und aktueller sind und in digitaler Form vorliegen. Das erlaubt heute eine im Wesentlichen computergestützte detaillierte Standortbewertung.
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Dabei werden die Talsperrenstandorte Elberndorftal und Truftetal in der Vorstudie nur als Potenzialflächen verstanden, die unter heutigen rechtlichen, technischen und finanziellen Rahmenbedingungen neu bewertet werden müssen, betont die Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung. „Es kann deswegen nicht ausgeschlossen werden, dass beide Standorte im Ergebnis der Machbarkeitsstudie als ungeeignet, nicht realisierbar oder unwirtschaftlich bewertet und von weitergehenden Überlegungen und Planungen ausgeschlossen werden müssen“, erläutert der Landrat. „Sofern die Machbarkeitsstudie aber den Bedarf für weitere Talsperren grundsätzlich bestätigt, würde es im Anschluss dann erforderlich werden, über eine neue, ergebnisoffene Standortsuche zu entscheiden.“
Machbarkeitsstudie soll 2021 vorliegen
Die Höhe der Kosten einer Machbarkeitsstudie veranschlagt die Verwaltung mit etwa 150.000 Euro. Mit der Erarbeitung der Machbarkeitsstudie könnte nach einem formellen Vergabeverfahren voraussichtlich im Jahr 2020 begonnen werden. Der Abschlussbericht würde dann wahrscheinlich im Verlauf des Jahres 2021 vorliegen. Die erforderlichen Finanzmittel sollen auf die Haushaltsjahre 2020 und 2021 verteilt werden.
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