Trinkwasserversorgung in Zeiten des Klimawandels langfristig sichern. Truftetalsperre und Elberndorftalsperre auch mit Freizeitnutzung möglich.
Siegen-Wittgenstein. Die Kreisverwaltung möchte die Möglichkeiten weiterer Trinkwassertalsperren in Siegen-Wittgenstein prüfen lassen, das Forschungsinstitut Wasser und Umwelt der Uni Siegen könnte dazu eine Vorstudie erstellen. Im Gespräch sind zwei mögliche Standorte: Die Truftetalsperre in Bad Berleburg sowie die Elberndorftalsperre in Hilchenbach und Erndtebrück.
Motivation
„Was kann die Region tun, damit unsere Kinder und Enkelkinder noch ausreichend Trinkwasser haben?“, umreißt die Verwaltung die Motivation. Die Gewässer könnten demnach eventuell auch zur Energiegewinnung und für eine Sport- und Freizeitnutzung in Frage kommen. Trufte- und Elberndorftalsperre sind bereits im aktuell gültigen Regionalplan von 2008 enthalten. „Es gibt überhaupt keine Vorfestlegungen “, betont Landrat Andreas Müller, alle Untersuchungen und Überlegungen seien ergebnisoffen. Auch vor dem Hintergrund des Rekordsommers setzt der Kreis das Thema auf die Tagesordnung: Die Trinkwasserversorgung durch Obernau- und Breitenbachtalsperre war zwar jederzeit sicher – aber wie auch beim Thema Mobilitätskonzept treibt der spürbare Klimawandel die Verwaltung um. „In dieser Situation sind Politik und Verwaltung gefordert, frühzeitig Konzepte zu entwickeln, um mittelfristig gut aufgestellt zu sein“, sagt der Landrat: „Würden wir mit solchen Planungen erst beginnen, wenn unsere Talsperren absehbar leer laufen, wäre es zu spät.“ Es gelte, alle Optionen zu prüfen.
Vorgeschichte
Schon 1931 wurde wegen des Bevölkerungswachstums und der aufstrebenden Wirtschaft erstmals über Talsperren für die Region nachgedacht, so Dezernent Arno Wied. In den Jahren 1953 bis 1956 entstand die Breitenbachl-, nach den trockenen Jahren 1957 und 1959 begannen Planungen für die Obernautalsperre, die 1972 in Betrieb ging. 1979 wurden im „Perspektivplan Wasserversorgung“ eine dritte Talsperre empfohlen und 22 Standorte untersucht, von denen Truftetal- und Elberndorftalsperre noch im aktuellen Regionalplan sind.
Nächste Schritte
Der Landesentwicklungsplan NRW (2017) fordert dazu auf, schutzbedürftige Einzugsbereiche möglicher Trinkwassertalsperren festzulegen und zu sichern. Der Teilplan des Regionalplans für Märkischen Kreis, Olpe und Siegen-Wittgenstein wird neu aufgestellt – aus Sicht der Kreisverwaltung der richtige Zeitpunkt, um sich mit der Frage zu beschäftigen. Der Vorschlag: Nach einer Vorstudie werden Aspekte herausgearbeitet, die dann in der Machbarkeitsstudie untersucht werden müssen. Im Zuge der Neubewertung möglicher Standorte werden dann neben Erholungs-, Sport- und Freizeitzwecken besonders Fragen des Natur- und Umweltschutzes geprüft – der Bau von Talsperren wäre mit Beeinträchtigungen von Flora und Fauna verbunden, so Wied.