Dahlbruch. Kein Probenraum, keine Bühne, kein Außenbereich: Das Jugendforum sieht die Jugend auf dem Kulturellen Marktplatz außen vor gelassen.

In der Sondersitzung des Bauausschusses über den Kulturellen Marktplatz hat die Vertretung der Hilchenbacher Jugendlichen Klartext geredet. „Von dem, was wir vorschlagen, bleibt nichts übrig“, stellte Lina Giebeler fest.

Die Positionen

Das Jugendforum: Im neuen Haus der Alltagskultur, in den auch das Jugendcafé No Limits seinen Platz bekommt, soll der Boden zugunsten einer höheren Raum- und Bühnenhöhe teilweise abgesenkt werden; der Außenbereich vor dem Café soll so gestaltetwerden, dass er mit dem Innenraum verbunden wird. Sauer aufgestoßen ist schon der entfallene Band-Probenraum, Ärger macht der von der Lenne Therme geplante Sauna- und Fitness-Anbau an das Hallenbad: „Genau der Raum, den Sie uns als Ersatz für den Außenbereich angeboten haben.“

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Der Architekt hat technische Argumente. Aber nicht nur. Reinhard Angelis wirbt für die Idee des Kulturellen Marktplatzes, dass allen Nutzern alle Einrichtungen zur Verfügung stehen und diese sich dort auch begegnen: die Frühschwimmer bei den Chören, die Theatergänger in der Kneipe. Und natürlich stehe den Jugendlichen über das Café hinaus jeder andere Gruppenraum, jeder Saal und auch die neue Mehrzweck-/Turnhalle zur Verfügung. „Wir stellen uns vor, dass hier morgens ab 6 Uhr der Bär steppt“, sagte Angelis. Und: „Man wünscht sich nur, was man kennt – daran müssen wir arbeiten.“

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Die Politik: Michael Stötzel (SPD warnte vor Veränderungen in der Planung, die zu Verzögerungen führen und die Landesfinanzierung gefährden. „Die Bezirksregierung beobachtet das ganz genau.“ Ähnlich Arne Buch (CDU): „Wir sind auf der Zielgeraden, die Zeit läuft uns davon.“ Ernst Heinrich Hofmann (FDP) nannte mögliche Konsequenzen – und zog den Vergleich: „Es gibt den Versuch, in Berlin einen Flughafen zu bauen.“ Katrin Fey (Linke) forderte eine Chance für die Umplanung im Jugendcafé: „Schön, dass die Bühne wieder auftaucht.“ Dr. Peter Neuhaus (Grüne) nannte den Umgang mit dem Jugendforum „nicht fair“. Der Probenraum sei wegen 60.000 Euro aufgegeben, weniger Tage später seien aber drei Millionen Euro Mehrkosten nicht hingenommen worden. „Am Ende verlieren wir die Zukunftsgeneration dieser Stadt.“

Die Diskussion

Es gehe doch gar nicht darum, wie hoch eine Bühne sein solle oder wie niedrig eine Sitzmauer, folgerte Reinhard Angelis: „Ich habe den Eindruck, dass hier verhandelt wird, welche Rolle die zukünftige Generation spielt.“ Er wundere sich, „dass die anderen Nutzergruppen sich nicht zu Wort gemeldet haben“, sagte Baudezernent Michael Kleber Das hätten die vor sieben Jahren längst getan, erwiderte ein Vertreter der Vereine: „Da saßen hier nur alte Leute.“

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Bauausschussvorsitzender André Jung (CDU) sah eine Chance für das „Wir-Gefühl“: „Es wird dem Projekt nicht gerecht, die Gruppen gegen­einander auszuspielen“ – womöglich auch eine Folge davon, dass die Idee des Hauses der Alltagskultur nicht vermittelt wird. Denn Nutzer fragten nach dem Kopf für den Kulturellen Marktplatz: „Hier ist jemand gefragt, der sich darum kümmert.“

Nächste Schritte

Mit einer „Real-Simulation“ will Architekt Reinhard Angelis den Nutzern die Gestaltung des Außengeländes veranschaulichen. Strohballen sollen die künftigen Bauten markieren, dann soll diskutiert werden,

Im Bauausschuss soll die Verwaltung darstellen, wie im Jugendcafé umgeplant werden kann, ohne die Baugenehmigung zu gefährden.

Arne Buch („Es kann nicht sein, dass wir nur Steine stapeln“) drängte ein weiteres Mal darauf, für inhaltliche Arbeit und somit für die „Software“ zu sorgen. Damit, wie Dr. Jochen Dietrich vom Bürgerverein in Richtung Jugendforum formulierte, „ihr auch die anderen Teile des Hauses als euer Haus erlebt“. Bürgermeister Holger Menzel zeigte sich zuversichtlich: „Am Ende wird sich hier jeder wohlfühlen.“

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