Freudenberg. Judith Beck ist die neue Leiterin des Briefzentrums Freudenberg: Sie sorgt dafür, dass ein Netz mit bis zu 650.000 Sendungen täglich funktioniert.
Berge von Papier erreichen jeden Tag das Briefzentrum. Und diese Berge an Umschlägen erreichen am nächsten Tag ihre Adressaten. Damit das reibungslos funktioniert, unterhält die Deutsche Post ein feinmaschiges logistisches Netz aus Sortiermaschinen, Zustellern, Fahrern. Tausende Rädchen greifen ineinander. Und der Job von Judith Beck ist es, diese Maschinerie am Laufen zu halten: Die 22-Jährige ist NRW-weit die jüngste Leiterin eines Briefzentrums der Post.
650.000 Postsendungen am Tag kann das Briefzentrum als maximale Bearbeitungsmenge verkraften. 170 Beschäftige sind in dem 100 Meter langen Betriebsgebäude tätig, unterstützt von elf Codier- und Sortiermaschinen. Zwei Ströme fließen durch das Briefzentrum: Sendungen aus und Sendungen in die Region (Postleitzahlbereich 57).
Der Job: Eine komplexe Maschine am Laufen halten
Jede Sendung durchläuft mehrere Stationen: Nach der Entladung und Eingangskommissionierung werden die Behälter auf die einzelnen Arbeitsbereiche verteilt. Manche müssen geordnet und gestempelt werden, nach der Entgeltsicherung auf einer Maschine codiert und sortiert werden. Am Ende der Bearbeitungskette verlassen alle Briefe, die nicht für die Region bestimmt sind, Freudenberg und werden an die 81 Ziel-Briefzentren der Post weiterverteilt.
Briefdiebstähle sind aufgeklärt
Das Thema der gehäuften Fälle von Briefdiebstählen in der Region – wir berichteten ausführlich – sei keines mehr, betont Pressesprecher Achim Gahr: Mit Hilfe der zahlreichen Kundenhinweise und in Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden habe die Konzernsicherheit den Sachverhalt klären und die Schwachstelle identifizieren können.
Die Briefe seien auf dem Transportweg – hier seien externe Mitarbeiter beschäftigt – gestohlen worden, „die Schwachstelle lag nicht im Briefzentrum“, sagt Gahr. Es habe Zeit gebraucht, dies zu ermitteln, „wir sind ja genauso bestohlen worden.“ Kirsten Justus betont: „Jeder verschwundene Brief ist ärgerlich. Wir kämpfen um jede Sendung.“
Die Sendungen von dort treffen in der Nacht im Gewerbegebiet Wilhelmshöhe ein, die bis in die frühen Morgenstunden an die Zustellstützpunkte der Post weitergeleitet werden. Von dort aus verteilen die Zusteller die Briefe an die Kunden.
Der Anteil der privaten Post sinkt leicht
Egal, wie viele – oder wenige – Briefe kommen: Sie müssen so schnell wie möglich in den richtigen Briefkasten. Dass das funktioniert, dass jeder Brief beim richtigen Empfänger landet, dafür jeder Mitarbeiter am richtigen Platz eingesetzt wird, dafür sorgt Judith Beck zusammen mit Kirsten Justus, Abteilungsleiterin stationäre Bearbeitung der Post-Niederlassung Gießen, zu der das Freudenberger Briefzentrum gehört.
In so einem komplexen Ablauf muss immer irgendwo nachjustiert, umgeschichtet, optimiert werden. Die Post ist kein Staatsunternehmen und muss Geld verdienen. Auch wenn mal 1000 Briefe weniger kommen. Zwar sinkt der Anteil der Privatpost – leicht –, Werbung, Infomaterial oder Rechnungen sorgen nach wie vor für hohes Sendungsaufkommen, sagt Achim Gahr von der Pressestelle der Post. Die Kundenbindung großer Internetkaufhäuser laufe zu einem großen Teil über persönliche Anschreiben im Briefkasten.
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Die Karriere: Abi – duales Studium – Chefin
Judith Beck ist in einer Postfamilie groß geworden, sagt sie: Vater und Schwester sind Zusteller. Nach dem Abitur im nordhessischen Eschwege begann sie ein duales Studium bei der Post: Alle drei Monate wechselte sie von der Hochschule in Karlsruhe in die Praxis – mit einem Schwerpunkt stationäre Bearbeitung, das Briefzentrum. Nach drei Jahren schloss sie die Ausbildung ab und trat zum 1. Oktober ihre erste Stelle in Freudenberg an – direkt als Chefin.
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Mit 22 Jahren ist sie in der Tat eine ziemliche Ausnahme, „die Post stellt aber immer jüngere Führungskräfte ein“, sagt Beck. Der Konzern investiere in seine Mitarbeiter; neben BWL-Industriemanagement, was Beck studiert hat, sind duale Studiengänge bei der Post auch in den Fächern Logistik und Informatik möglich.
Deutlich höheres Sendungsaufkommen im Weihnachtsgeschäft
Pro Jahr sind meist mehrere duale Studierende auch in Freudenberg tätig, meint Kirsten Justus, „zur Zeit haben junge Leute bei uns echt eine Chance.“ Dass sie die Stelle bekommen habe, sei auch ein gutes Zeichen für Nachwuchskräfte, die noch in der Ausbildung sind, meint Judith Beck. „Ich möchte die Zusammenarbeit mit meinem Team weiterbringen“, sagt die 22-Jährige über ihre Aufgaben. Grundsätzlich gebe es einiges an Karriereoptionen bei der Post – der Konzern ist international tätig, Aufstiegsmöglichkeiten gebe es viele.
Erstmal steht aber das Weihnachtsgeschäft an. Dann steigt das Briefaufkommen deutlich. Und das Wetter wird schlechter. Jede Menge logistische Herausforderungen für Judith Beck und ihr Team. Egal wie viele Sendungen verschickt werden und wie glatt die Straßen sind: Die Post muss am nächsten Tag im Briefkasten sein.
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