Kaan-Marienborn. Die Mannesmann Line Pipe GmbH in Siegen begegnet dem Fachkräftemangel durch Weiterbildung von Mitarbeitern – unterstützt von der Arbeitsagentur.
Ihren Bedarf an Fachkräften werden Unternehmen auch in Siegen-Wittgenstein künftig immer stärker durch Weiterbildung eigener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter decken müssen. Die Agentur für Arbeit Siegen weist deshalb erneut auf ihre Qualifizierungsprogramme hin, innerhalb derer Firmen vor allem ungelernte Kolleginnen und Kollegen für anspruchsvollere Tätigkeiten weiterbilden lassen können. Bisher allerdings, so die Arbeitsagentur, seien diese Möglichkeiten noch zu wenigen Unternehmen bekannt.
Das Beispiel
Der Rohrhersteller Mannesmann Line Pipe in Kaan-Marienborn sei „ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man in der Region auf andere als die klassische Art Fachkräfte gewinnen kann“, sagt Nina Appel, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit, beim Ortstermin auf dem Firmengelände. Fünf Mitarbeiter hat das Unternehmen mit Werken in Siegen und Hamm und insgesamt rund 400 Beschäftigten über das Förderprogramm auf den Qualifizierungsweg geschickt. Zwei haben in Teilqualifizierung den Abschluss als Fachkraft für Lagerlogistik erlangt, zwei befinden sich in der zweijährigen Umschulung zum Industriemechaniker, einer hat diese abgeschlossen.
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Die Arbeitgeberseite
„Wir spüren einfach den Fachkräftemangel“, sagt Susanne Zabel, Personalreferentin bei Mannesmann Line Pipe, „es kommen keine adäquaten Bewerbungen herein.“ Da auf dem Arbeitsmarkt keine passenden Kandidatinnen und Kandidaten für bestimmte Aufgabenbereiche zu finden gewesen seien, „haben wir nach Alternativen gesucht, sind so auf das Programm der Arbeitsagentur gestoßen und haben dann geschaut, welche Mitarbeiter dafür in Frage kommen.“ Andreas Betzler, Geschäftsführer von Mannesmann Line Pipe, hebt „die gute Unterstützung durch die Arbeitsagentur“ hervor – nicht nur aus finanzieller Sicht, weil diese weitestgehend die Kosten trägt, sondern auch wegen der unbürokratischen Abwicklung.
Noch viel Potenzial
Die Weiterbildungsprogramme der Arbeitsagentur sind vielen nicht bekannt, sagt Pressesprecherin Nina Appel von der Agentur Siegen. Die Nachfrage sei daher noch relativ gering.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer können sich unter 0800/ 4 55 55 20 beraten lassen.
Die Arbeitnehmerseite
„Für mich war klar: Das machst Du“, sagt Martin Hamacher. Der 41-Jährige ist eigentlich gelernter Maurer, wollte nach der Bundeswehr aber nicht auf den Bau zurück und fing im Juli 2003 als Maschinenbediener in der Zementhalle des Unternehmens an, wo Rohre mit Zement ummantelt werden (um sie beispielsweise vor Korrosion zu schützen oder Trinkwasser hindurchleiten zu können). Trotz seiner Ausbildung galt er offiziell als ungelernt, wie Daniela Tomczak, Leiterin der Agentur für Arbeit Siegen, erläutert: Weil er fachfremd eingesetzt war und weil seine Ausbildung zum Maurer und das Ausscheiden aus diesem Beruf zu weit zurückliegen, um ihm in diesem Feld noch gute Perspektiven zu bieten. Die Umschulung zum Industriemechaniker, die der Dahlbrucher zwei Jahre in Vollzeit beim Berufsfortbildungswerk (bfw) Olpe absolvierte, befähigt ihn nun zu komplexeren Tätigkeiten. Seit Juli 2019 ist er stellvertretender Vorarbeiter in der Zementhalle bei Mannesmann Line Pipe, ist jetzt auch für Instandhaltungsarbeiten an Maschinen zuständig und insgesamt – und vor allem: dauerhaft – viel flexibler einsetzbar.
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Das Programm
Die bisherigen Maßnahmen bei Mannesmann Line Pipe liefen über die Initiative „Wegebau“ (Weiterbildung geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen). Zum 1. Januar 2019 ging dieses ins Qualifizierungschancengesetz (QCG) über, das auch Maßnahmen für Beschäftigte ermöglicht, deren Berufsfelder im Zuge der Digitalisierung oder aufgrund von Strukturwandel wegfallen werden. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt lasse das QCG weiterhin als attraktive Option erscheinen, ist Andreas Betzler überzeugt – auch, weil es immer schwieriger sei, Auszubildende zu finden und weil die sich verändernde Arbeitswelt Flexibilität und lebenslanges Lernen erfordere: „Da ist jede Qualifizierungsmaßnahme willkommen.“
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