Siegen-Wittgenstein. Jungs werden Mechaniker, Mädchen gehen ins Büro: Ausbildungs-Top-10 zeigen auch in Siegen-Wittgenstein Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Industriemechaniker und Industriekauffrau waren 2018 die am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe in Siegen-Wittgenstein. Das ist einer Übersicht des statistischen Landesamts IT.NRW für alle Kreise und kreisfreien Städte zu entnehmen. In Nordrhein-Westfalen insgesamt stehen bei den Frauen die Medizinische Fachangestellte (10.398) und bei den Männern – mit weitem Abstand – der Kraftfahrzeugmechatroniker (12.531) auf Platz 1.
Statistisches
Von den insgesamt 5778 Auszubildenden im Kreis Siegen-Wittgenstein (Stand 31. Dezember 2018) haben 2184 einen der Top-10-Ausbildungsberufe (siehe Grafik). Das entspricht 37,8 Prozent.
Regionale Besonderheiten
In der NRW-Gesamt- und der Kreis-Übersicht gibt es zwar viele Überschneidungen. Auffällig ist aber, dass Elektrotechniker/Elektrotechnikerin für Betriebstechnik und Zerspanungsmechaniker/Zerspanungsmechanikerin – Platz 5 und 6 in Siegen-Wittgenstein – in den landesweiten Top 10 gar nicht auftaucht. Das liegt in den regionalen Strukturen begründet. „Bei uns ist der gewerblich-technische Bereich ganz stark“, sagt Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen. Generell würden rund 70 Prozent, so seine Schätzung, der Ausbildungsverträge im Kreis in der Industrie abgeschlossen: „Das haben wir so nur hier.“
Geschlechterfragen
Eklatant sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Beim Blick in die Statistik bestätigen sich noch immer sehr traditionelle Berufs-Rollenbilder. Auf 297 angehende Industriemechaniker kommen beispielsweise nur 21 -mechanikerinnen; von 189 Auszubildenden im Bereich Zerspanungsmechanik sind nur neun weiblich.
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Ganz anders ist es bei den Kaufleuten für Büromanagement, wo 39 Männer auf 171 Frauen kommen. Und von 141 medizinischen Fachangestellten in der Statistik sind 138 weiblich. „Die Frage ist immer noch: Womit wachsen die Jugendlichen auf?“, erläutert Daniela Tomczak, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen. „Wann sehen die mal einen Arzthelfer? Und wenn ich was an der Elektrik im Haus machen lassen muss, kommt fast immer ein Mann.“
Flexibilität ist gefragt
Der Ausbildungsmarkt hat sich innerhalb der vergangenen Jahre massiv verändert. Da inzwischen immer weniger junge Leute zur Verfügung stehen, müssen Unternehmen flexibler sein: Sie müssen Bewerberinnen und Bewerbern zusätzliche Anreize oder stärkere Unterstützung bieten.
Auch die Bewerberinnen und Bewerber sollten aber eine gewisse Flexibilität zeigen.
Trotz intensiver Bemühungen, die Denkmuster bezüglich typischer Männer- und Frauenberufe aufzubrechen, veränderten sich die Präferenzen nur äußerst langsam, beobachtet auch Klaus Gräbener: „Das geht nur in ganz langen Zyklen.“ Obwohl es für Frauen äußerst attraktive Perspektiven in Industrie und Handwerk gebe, was Bezahlung, Tätigkeiten und auch Aufstiegschancen betrifft.
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Wünsche und Wirklichkeit
Die geschlechtsspezifischen Vorstellungen drücken sich auch in den Wunschberufen aus, mit denen sich junge Menschen auf Ausbildungsplatzsuche an die Arbeitsagentur in Siegen wenden. Im Ausbildungsjahr 2018/19 führt im Kreis Siegen-Wittgenstein bei den Männern der Maschinen- und Anlagenführer die Top Ten an – bei den Frauen taucht dieses Berufsfeld unter den ersten zehn Positionen überhaupt nicht auf. Dafür sind beispielsweise Friseurin und Zahnmedizinische Fachangestellte nur in den weiblichen Top 10 zu finden. Beides taucht übrigens nicht bei den zehn am häufigsten gemeldeten Ausbildungsberufen auf.
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