Alchen. Eine Woche nach der Explosion beim Backesfest ist nichts mehr wie es war, so Pfarrer Oliver Günther vor gut 400 Menschen in der Ev Kirche Alchen.

Eine Woche nach dem Unglück beim Alcher Backesfest mit einer Toten und 13 Verletzten ist am Sonntag in einem Gottesdienst der Opfer gedacht worden. „Die Erschütterung vom vergangenen Sonntag hat unsere Welt hier verändert“, sagte Pfarrer Oliver Günther in seiner Predigt vor rund 400 Menschen in der Evangelischen Kirche Alchen. „Wir sind andere geworden. Nichts ist mehr wie es war.“

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Bei der Explosion einer Bratpfanne wurden am 8. September mehrere Menschen schwer verletzt, eine Frau starb im Krankenhaus an ihren Verletzungen. In einem bewegenden ökumenischen Gottesdienst, an dem auch zahlreiche Einsatzkräfte der Feuerwehr teilnahmen, drückten Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, der Stadt Freudenberg und des Kreises Siegen-Wittgenstein ihre Betroffenheit und ihre Anteilnahme aus und ließen Raum für Fragen und Tränen.

„Gott ist ein Alcher“

„Unsagbares ist geschehen“, sagte Pfarrer Günther in seiner Predigt. Er gestaltete den Gottesdienst zusammen mit seinem katholischen Kollegen Reinhard Lenz. Vor einigen Wochen hätten die Alcher in ihrer Kirche noch den Auftakt der Feierlichkeiten zum Dorfjubiläum 675 Jahre Alchen begangen. „Heute weinen wir gemeinsam.“ Angesichts des Unsagbaren sei das Dorf zusammengerückt, sagte Günther.

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Es sei auch Unsagbares geleistet worden: an Hilfe am Unglücksort und an Anteilnahme, Solidarität und Menschlichkeit. „Menschen tun das Wenige, das getan werden kann – und das Viele, das getan werden muss. Geben Nähe. Schenken Zeit und helfen. Falten die Hände und beten. Hoffen und bitten, flehen und klagen. Teilen Kräfte und Ohnmacht. Sie bleiben da, gehen hin, halten aus, weinen.“ Gott sei in den Tränen gegenwärtig, sagte Günther. Er teile Trauer, Schmerz, Hoffnung und den Mut, das Nötige zu tun. „Gott ist ein Alcher.“

Bürgermeisterin Nicole Reschke dankt für große Solidarität

Gott verspreche, dass er eines Tages alle Tränen abwischen werde, sagte der Pfarrer unter Verweis auf den Predigttext aus der Offenbarung. „Bis es aber so weit ist: Lasst uns zusammen leben, das ganze Leben teilen, als ein Dorf wie viele und miteinander hoffen.“ Günther schenkte im Gottesdienst den Hinterbliebenen der Verstorbenen einen Holzengel, der ihn schon seit Jahren begleite. „Engel darf man nicht für sich behalten“, sagte er.

Die Freudenberger Bürgermeisterin Nicole Reschke äußerte vor den Gottesdienstbesuchern Dankbarkeit für die große Solidarität nach dem Unglück. „Zu spüren, dass es Menschen gibt, hier in der Kirche und weit darüber hinaus, die mitfühlen und zuhören und die einander stützen: Das wird uns helfen, die schwere Zeit zu bewältigen.“ Sie dankte auch Pfarrer Günther und der Gemeinde, die sich unmittelbar nach dem Unglück aufgemacht hätten, um den Menschen Gesprächspartner und Stütze zu sein.

Applaus für die Arbeit der Einsatzkräfte

Reschke betonte, ihre Gedanken seien bei der Familie der Verstorbenen, den Verletzten und Angehörigen. „Wir nehmen auch die Mitglieder und Organisatoren des Heimatvereins in unsere Mitte und sprechen ihnen Mut und Zuversicht zu. Wir sind bei Ihnen.“

Bürgermeisterin Reschke und Landrat Andreas Müller dankten den Einsatzkräften von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei sowie den Ärzten, Pflegekräften und Seelsorgern für ihren schnellen und professionellen Einsatz nach dem Unglück. Die Gottesdienstbesucher schlossen sich dem Dank mit Applaus an. Reschke nannte es besonders wertvoll, dass die evangelische Gemeinde ihre Kirche als Raum für Trauer und Verarbeitung geöffnet habe, „an dem wir Fragen stellen dürfen und Halt erfahren“.

Bangen um Angehörige geht weiter

Landrat Müller sagte den Alchern zu, dass sie in ihrer Trauer nicht allein seien. „Unzählige Menschen in Siegen-Wittgenstein und darüber hinaus trauern mit Ihnen und hoffen und beten für die Verletzten und Sie, die Angehörigen“, betonte der Landrat. Auch nach dem Gottesdienst seien die Wunden noch nicht verheilt, die Schmerzen blieben und das Bangen um die Angehörigen gehe weiter.

„Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich weiter gegenseitig stärken und füreinander da sind, wie Sie das in den vergangenen Tagen waren“, sagte Müller.

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