Siegen. Die Fassade des denkmalgeschützten „Laternchens“ entwickelt sich nach einem Umbau in eine unpassende Richtung. Es gibt aber schon eine Lösung.

Sie sei „erschrocken und entsetzt“ gewesen, als sie das „Laternchen“ sah, sagte Heike Balzer, Denkmalschutzbeauftragte der Stadt Siegen, am Mittwoch im Kulturausschuss. Das Ergebnis der jüngsten Fassadenumgestaltung im Erdgeschoss, bei der bodentiefe Glaselemente eingesetzt wurden, sei „nicht so, wie es sein soll“. Nach Gesprächen mit dem Eigentümer gebe es allerdings einen einvernehmlichen Rückbauplan. „Wir kriegen da eine Lösung hin“, versprach Heike Balzer den Ausschussmitgliedern.

Das Problem

Die Grünen hatten sich in einer Anfrage nach der Umbaumaßnahme am Gebäude Löhrstraße 37 erkundigt und sich auf Hinweise aus der Bürgerschaft berufen. Die Ausschussvorsitzende Traute Fries (SPD) hatte dann zu Beginn der Sitzung – mit durchgehgehender Zustimmung – angeregt, das Thema von der Fragestunde in die offizielle Tagesordnung zu heben, „damit wir diskutieren können“. Die Veränderungen am Laternchen, da ließ Heike Balzer keinen Zweifel, hätten auch sie überrascht.

Es habe zwar eine denkmalrechtliche Erlaubnis für einen Umbau gegeben. Einerseits war diese aber an denkmalgerechtere Vorgaben gekoppelt, andererseits sei das in diesem Fall nicht mit einer Genehmigung gleichbedeutend, da das Objekt im Geltungsbereich der Gestaltungssatzung liegt. Bei der Maßnahme sei ein statisch erforderlicher Zugbalken unter den drei Fenstern an der Vorderfront/Ecke Donzenbachstraße freigelegt worden. Im mittleren Bereich wurde er entfernt, um Platz für eine Glastür zu haben, links und rechts vor den bodentiefen Fenstern voluminös mit weißem Holz verkleidet (das eher wie Kunststoff aussieht). In der Folge wirkt dieser Fassadenteil wie ein Fremdkörper an dem mehr als 200 Jahre alten Gebäude.

Der Hintergrund

Bei der Gesamtmaßnahme gelte es, Belange des Denkmalschutzes und des öffentlichen Interesses gegeneinander abzuwägen, erläuterte Heike Balzer. Nach jahrelangem Leerstand sei der Eigentümer auf die Stadt zugekommen, um über bauliche Möglichkeiten zu sprechen. Da wieder eine Gastronomie einziehen soll und dies an einer solchen Adresse – das Laternchen war über Jahrzehnte hinweg eine feste Gastro-Adresse in der Altstadt – im öffentlichen Interesse läge, seien Zugeständnisse angemessen.

Antrag liegt vor

Inzwischen liegt der erforderliche Bauantrag für das Laternchen vor. Heike Balzer hofft auf zeitnahe Genehmigung.

Der Eigentümer ebenfalls, versichert sie. Mit dem Rückbau „würde er am liebsten heute schon anfangen“.

„Wir wollten da keinen dauerhaften Leerstand“, betont Heike Balzer. Eine Umgestaltung, die mehr Licht in den Gastraum eindringen lässt, die Blickbeziehung zur Löhrstraße verbessert und Außengastronomie ermöglicht, sei in mehreren Gesprächen abgestimmt worden. Als es dann jedoch anders kam, habe die Verwaltung am 15. August einen Baustopp verfügt.

Der Rückbau

So soll die Gastraum-Fassade nach dem Rückbau aussehen.
So soll die Gastraum-Fassade nach dem Rückbau aussehen. © Stadt Siegen

Untere Denkmalbehörde und Eigentümer hätte bereits eine Einigung gefunden – „im Einvernehmen“, wie die Fachfrau unterstreicht. Unter den seitlichen Fenstern werden die Sohlbänke wiederhergestellt, im mittleren Segment eine raumhohe Holz-Terrassentür eingesetzt. Die zuvor vorhandenen Bleifenster kehren nicht zurück: Die waren nämlich nachträglich im 20. Jahrhundert eingebaut worden. Stattdessen kommen weiß-profilierte Holzfenster, die wieder eine stärkere Verbindung zu den ähnlich gestalteten Fenstern der oberen Etagen schaffen – und die historisch aufgrund des ältesten bekannten Fotos, aufgenommen um das Jahr 1920 herum, begründet seien.

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