Siegen. . Zu Beginn seiner Amtszeit war die Redaktion mit Stadtbaurat Michael Stojan in Siegen unterwegs. Zum Abschluss geht es noch einmal auf Tour.

Auf einen Lieblingsplatz will Michael Stojan sich nach acht Jahren als Siegens Stadtbaurat nicht festlegen. „Es gibt so viele schöne Ecken“, sagt er voller Überzeugung. Wenige Monate nach seinem Amtsantritt, im Juni 2009, hatte er unserer Zeitung bei einem Rundgang durch die Innenstadt seine Ideen und Ansätze erläutert. Heute wird er offiziell in den Ruhestand verabschiedet: Zeit für eine Folgerunde mit Rück- und Ausblick.

Los geht’s...

... vor dem Bahnhofsgebäude: Viel hat sich in Siegen in den vergangenen acht Jahren getan – nicht nur die Realisierung der neuen Ufer. Stojan brachte Satzungen und Konzepte auf den Weg, die die optische Charakteristik des Wiederaufbaus in den 50er Jahren – „einer der gelungensten in Deutschland“ – erhalten und sogar zurückbringen sollten. Für alles Vorhandene gilt aber Bestandsschutz, darum zeigen Effekte sich erst im Laufe der Zeit. „Das Problem ist, dass vieles lange dauert“, sagt der diplomierte Stadt- und Regionalplaner, der vor seiner Siegener Zeit Baurat im niedersächsischen Garbsen war. Das Bahnhofsgebäude, für das verschiedene Pläne auf den Tisch kamen, sei ein Beispiel. „Aber ich bin froh, dass wir das jetzt hinbekommen, und dass es nicht abgerissen wird.“ Das Objekt wird dank des finanziellen Engagements der neuen Mieter – Eigentümer ist die Bahn – an der Vorderseite bodentiefe Rundbögen-Sprossenfenster erhalten, dazu einen mit der Stadt abgestimmten Anstrich, um den Charakter des Gebäudes zu bewahren .

Weiter durch...

... die Bahnhofstraße: Der Bodenbelag wurde ausgetauscht im Zuge des Neue-Ufer-Projekts, das „nach und nach und nach größer wurde“, sagt Stojan. Ursprünglich ging es um die Freilegung der Sieg, doch immer mehr umliegende Bereiche wurden verbindlich einbezogen. Darüber hinaus greifen aber auch die Satzungen: Neueröffnungen in der Bahnhofstraße müssen ihre Werbeanlagen deutlich dezenter gestalten, als es früher üblich war. Bei Umbauten sind Gebäudedetails wieder herauszuarbeiten, anstatt sie hinter Werbeschildern zu verstecken – sehr deutlich übrigens auch an der Sandstraße zu erkennen. Es habe Überzeugungsarbeit gebraucht, um die Satzungen voranzubringen. Aber der Rückhalt sei gewachsen, sagt Stojan: „Ich merke, dass den Leuten die Effekte auffallen, dass ich angesprochen werde.“

Ab über...

... die Oberstadtbrücke: Stojan hält inne, schaut zwischen Henner und Frieder Richtung Kölner Tor. Die Gebäude, die den Durchgang bilden, seien beim Wiederaufbau leicht versetzt errichtet und ihre Dächer abgewalmt worden, um die Blickbeziehung zum Unteren Schloss zu erhalten. Dessen Giebel ist perfekt eingerahmt und in Szene gesetzt, „das lockt mich als Besucher automatisch an“. Die Blickachse sei auch historisch dokumentiert und später beachtet worden: „So eine Sorgfalt in der Planung möchte ich auch heute noch.“

Rüber zum...

... Kölner Tor: „Viele haben die Stadtmauer erst jetzt wiederentdeckt“, sagt Stojan über den sanierten Abschnitt am unteren Ende der Kölner Straße. Die ehedem überwucherte Mauer sei „eine grüne Wand“ gewesen, nun sei sie wieder als historisches Bauwerk zu erkennen und „einer der prominentesten Identifikationspunkte für Siegen“.

Rauf zur...

... Fissmer-Anlage: Der Bereich soll innerhalb des Programms „Rund um den Siegberg“ eine Aufwertung erfahren, die sein Potenzial als Grünanlage ausschöpft. „Grün und Aufenthaltsqualität gehören zusammen“, betont Stojan. In Siegen sei diese Verbindung lange Zeit vernachlässigt worden. „Der Denkfehler war, dass Deutschlands grünste Großstadt im Zentrum kein Grün braucht.“ Seit 2013 gibt es extra ein Grünflächenkonzept.

Hinauf ans...

... Obere Schloss: Die Jugendherberge ist weg, der kontrovers diskutierte Abriss erledigt. „Der Kampf hat sich sowas von gelohnt“, sagt Stojan und weist auf den unverstellten Rundumblick hin: „Einfach nur genial“. Das Areal, das nun zur Schlossparkerweiterung vorgesehen ist, wirkt unbebaut verblüffend groß, die vielen Bäume kommen zur Geltung. „Wenn ich mir vorstelle, was hier geschaffen werden kann – das boomt im Sommer!“