Siegen. In der Apollo-Fassung von „Das Dschungelbuch“ spielt Torben Föllmer den Riesenpython Kaa. Eine ziemliche Herausforderung.
Die Verwandlung in eine Schlange ist vor allem Kopfsache. Kopfplattensache, um genau zu sein, denn „die Bewegung der Schlange geht von der Kopfplatte aus. Der Körper folgt“, sagt Torben Föllmer. Das sei ihm bei der Arbeit mit Larissa Meister von der Weidenauer „Ballett Meister Schule“ klar geworden, die den Schauspieler für die Rolle von Kaa, der Schlange, im Apollo-Kinderstück „Das Dschungelbuch“ coacht.
Schwanzfragen
… sind dabei ein ganz großes Thema. Kaa ist ein Riesenpython, am Lycrakostüm des 33-Jährigen hängt entsprechend – unten am rechten Bein – ein drei Meter langer Schwanz. „Bei den ersten Proben war das mehr Stolperfalle als Körperverlängerung. Ich bin dauernd draufgetreten und überall hängengeblieben“, sagt Torben Föllmer. Einmal riss das Kostüm sogar ein. Und weil Kaa sich in der Geschichte nun einmal nicht häutet, war das keine gute Sache. Anfangs zog er den Schwanz auch noch meist hinter sich her, bis Larissa Meister ihm den Tipp gab, das Teil am Körper zu tragen. Trotzdem muss er in der Probe immer wieder drauf achten, wo das Ding gerade liegt, hängt, schwingt oder sich womöglich sogar verdreht.
So ein
… Kostüm allein macht allerdings noch niemanden zur Python. Torben Föllmer betritt die Bühne in der Probe vom linken Rand, schiebt den Körper aus gehockter Haltung empor, streckt den Kopf nach vorne, dreht ihn Richtung Zuschauerraum, fährt die Zunge kurz aus und lässt sie zucken. Dann geht er in sanft schwingenden S-Bewegungen auf Mark Harvey Mühlemann zu, der als Mogli in der Bühnenmitte angebunden ist und beim Anblick der Riesenschlange in Panik gerät.
Singend
… nähert sich Kaa der wehrlosen Beute. „Das Dschungelbuch“ ist in der Version von Apollo-Intendant Magnus Reitschuster ein Musical mit Musik von Marc Heilmann und Dorian Rudnitsky. „Gib Dich hin… gib Dich hin...“ säuselt Torben Föllmer sanft, während er Mogli in geschmeidigen Bewegungen umtanzt, umgarnt und langsam in seinen Schwanz einwickelt. Das Opfer gibt seinen Widerstand angesichts der hypnotischen Phyton-Pirsch zunehmend auf – bis es tatsächlich aussieht, als habe Torben Föllmer das Kunststück vollbracht, sich mehrfach komplett um seinen Kollegen zu schlingen.
So weit,
so gut. Aber weil aus Kaas sicher geglaubter Mogli-Mahlzeit nichts wird, folgt auch noch die Ent-Wicklung. „Die Beinlösung wieder in russischer Balletttradition“, ruft Regisseur Jürg Schlachter. „Und Mark: Deinen Kopf später sinken lassen, sonst klemmst du den Schwanz ein.“ Das Kaa-Kostüm ist auch für die anderen Akteure eine Herausforderung.
Premiere am 15. September
„Das Dschungelbuch“ hat am Sonntag, 15. September, ab 15 Uhr Premiere im Apollo. Danach ist es erst wieder ab 2. Dezember zu sehen. Es ist das diesjährige Apollo-Weihnachtsmärchen.
Es ist eine Überarbeitung der Version, die im Jahr 2012 im Apollo zu sehen war.
Spannung
… ist wichtig – Körperspannung. Die muss Torben Föllmer auch da aufbauen, wo sein Körper längt aufhörte, der von Kaa aber schon lange begann. Gerade bei der Abwicklung vom Opfer ist das entscheidend. „In dem Moment, wo der Stoff plumpst, ist die Schlange weg“, bringt es Jürg Schlachter auf den Punkt. Torben Föllmer muss also mit seinen Händen stützen, halten und führen, ohne dass es wie Handarbeit erscheint; muss schlangenhaft schnell sein, aber ungelenkes Geruckel verhindern. „Das ist etwas schwierig“, sagt der Schauspieler. „Ich muss immer gucken, wo mein Schwanz liegt.“ Und weil der Python an sich das in freier Wildbahn ohne hinschauen weiß, darf das Publikum nichts davon merken.
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Schon
… als Kind im Disneyfilm „fand ich Kaa am coolsten, zumindest am faszinierendsten“, sagt der Siegener. „Ein Killer, aber mit einem Lächeln und fröhlich. Das macht schon Spaß.“ Es ist nicht seine einzige Rolle im Apollo-Dschungelbuch, er spielt unter anderem auch noch einen Elefanten und einen Wolf. Beim Wechsel zwischen den Tieren seien die Kostüme sehr hilfreich. Doch die Schlange, anatomisch sicherlich am weitesten von der menschlichen Gestalt entfernt, „ist mir das liebste“. Es hätten übrigens noch mehr Tiere werden können: „Aber der Affe blieb mir erspart.“
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