Hilchenbach. . Die Ginsburg hat heute Geburtstag — ihr 1968 neu aufgebauter Turm wird 50. Der 31. August ist der niederländische Nationalfeiertag, 1968 kam der niederländische Botschafter zur Feier. Dieter Viehöfer, Vorsitzender der Vereins zur Erhaltung der Ginsburg, zitiert das Resümee des Diplomaten aus der Befreiung der Niederlande, der — irgendwie — auf der Ginsburg begonnen hat: „Dass der Wille des Geistes stets über das Schwert siegt.“ Immerhin hat der nassauische Graf Wilhelm, Prinz von Oranien, hier seinen Beitrag zur Entfesselung eines 80-jährigen Krieges geleistet. Die Rechnung für die Verköstigung von Wilhelms Gefolge, das vom 31. März bis 2. April 1568, also vor 450 Jahren, hier oben beraten hat, hat der Historiker Olaf Wagener im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden entdeckt.

Die Ginsburg hat heute Geburtstag — ihr 1968 neu aufgebauter Turm wird 50. Der 31. August ist der niederländische Nationalfeiertag, 1968 kam der niederländische Botschafter zur Feier. Dieter Viehöfer, Vorsitzender der Vereins zur Erhaltung der Ginsburg, zitiert das Resümee des Diplomaten aus der Befreiung der Niederlande, der — irgendwie — auf der Ginsburg begonnen hat: „Dass der Wille des Geistes stets über das Schwert siegt.“ Immerhin hat der nassauische Graf Wilhelm, Prinz von Oranien, hier seinen Beitrag zur Entfesselung eines 80-jährigen Krieges geleistet. Die Rechnung für die Verköstigung von Wilhelms Gefolge, das vom 31. März bis 2. April 1568, also vor 450 Jahren, hier oben beraten hat, hat der Historiker Olaf Wagener im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden entdeckt.

Das Geschenk

Das Geburtstagsgeschenk ist eine 68 Seiten starke Broschüre über Wilhelm von Oranien, die Ginsburg und den Freiheitskampf der Niederlande, die es ab Samstag im Buchhandel gibt. „Wir stehen am Anfang der Forschung“, sagt Olaf Wagener. Was nicht nur für Wilhelm, den beharrlichen und toleranten, mal protestantischen und mal katholischen Pragmatiker gilt, sondern auch für die Ginsburg. „Wir wissen, dass die Ginsburg polarisiert“, sagt Markus Völkel. Olaf Wagener leistet seinen Beitrag:

Die Ersterwähnung: Dass mit dem „nowum castrum“ von 1255 die Ginsburg gemeint sei, sei fraglich. „Zweifelsfrei“ sei die Ersterwähnung von 1292.

Der Turm: Dass der Rundturm – nach Wagener keinesfalls vor 1200 — einen älteren Vorgänger mit quadratischem Grundriss gehabt habe, sei „keineswegs zwingend“.

Die Ausgrabungen: Da wurde viel zerstört und wenig dokumentiert, beklagt Wagener: „Es ist teilweise fürchterlich, was man damals gemacht hat.“

Das Heerlager: 1568 hat Wilhelm, keineswegs Truppen auf der Heide gesammelt. Und sein Bruder Ludwig 1572? Belegt sei auch das noch nicht. Bei den Grabungen nach der Antoniuskapelle aber „hätte man irgendetwas finden müssen.“

Programm für das Rest-Jubiläumsjahr

Die Resonanz auf die bisherigen Veranstaltungen zum Ginsburg-Doppeljubiläum „hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagt Markus Völkel, 2. Vorsitzender des Ginsburg-Vereins.

Am Sonntag, 2. September, ist von 11 bis 18 Uhr, zum Bauernmarkt, Backesfest auf der Ginsberger Heide.

Sonntag, 9. September, 14 Uhr, zum Tag des offenen Denkmals, hält Olaf Wagener auf der Ginsburg einen Vortrag über„Fürst Johann-Moritz und das Siegerland“.

Am Samstag, 15. September, 13 bis 16 Uhr können Kinder ab acht Jahre mit ihren Eltern wie im Mittelalter kochen. Anmeldungen: 02733/3017 (Jugendwaldheim).

Am Freitag, 28. September, ist Räuberabend in der Ginsburgstube.

Dieter Viehöfer plädiert für Gelassenheit. Burg ist Burg. Auch mit neuem Turm „mit der für das 12. Jahrhundert typischen Waschbeton-Wendeltreppe“, die kein Ritter überlebt hätte: Um das Schwert in de rechten Hand und das Schild in der linken Hand zu halten, hätte die Treppe andersherum „gewendelt“ werden müssen.

Das Projekt

„Eigentlich nur ein paar Steine“, sagt Dieter Viehöfer über die Ginsburg, „die müssen am Leben gehalten werden.“ Vor allem durch junge Leute. Im Rahmen des Landschaftsverbands-Projekts „Europa in Westfalen“ wird der Verein Ende September ein Arbeitsheft für Schulen in Klassensätzen zur Verfügung stellen. „Und wir werden den Herrn Wagener verlosen“, kündigt Markus Völkel an. Drei Mal in diesem, drei Mal im nächsten Jahr können Klassen die Ginsburg mit dem Experten persönlich erkunden.

Mehr als 700 JahreGeschichte rund um die Ginsburg

1292, am 27. April, wird die Ginsburg in der Urkunde erwähnt – erst diese ist, so der Historiker Olaf Wagener in der neuen Broschüre über Wilhelm von Oranien und die Ginsburg, der „erste zweifelsfreie Beleg“.

1345 wird eine Hälfte der Burg den Erzbischöfen von Köln übertragen.

1463 wird die Ginsburg erweitert, ein Torhaus entsteht.

1520 werden an der Ginsburg drei Frauen als „Zauberinnen“ hingerichtet.

1568 berät Wilhelm I. von Oranien-Nassau auf der Ginsburg über einen ersten Feldzug gegen die spanischen Besatzer der Niederlande.

1572 sammelt Ludwig, Bruder von Wilhelm, auf der Ginsburg Teile seines Heeres zur Befreiung der Niederlande.

1623 braucht Graf Wilhelm von Nassau-Siegen-Hilchenbach nach einer Erbteilung eine Residenz in Hilchenbach. Er entscheidet sich gegen die Ginsburg und für die spätere Wilhelmsburg.

1683 wird an der Ginsburg noch einmal gebaut. Den Verfall halten solche Maßnahmen nicht auf.

1880 planiert und bepflanzt der Hilchenbacher Verschönerungsverein das Gelände, nachdem die preußische Forstverwaltung die Reste der Ruine hatte einebnen lassen.

1931 beginnt Dr. Hermann Böttger mit den Grabungen, um den Grundriss der Burg festzustellen.

1933, zum 400. Geburtstag Wilhelms von Oranien, wird die heute noch vorhandene Gedenkplatte an der Ruine des Bergfrieds angebracht.

1961 beginnen die Arbeiten zur Freilegung der Überreste der Ginsburg; im Jahr zuvor wird der Verein zur Erhaltung der Ginsburg gegründet.

1968 wird der neu errichtete, 17 Meter hohe Turm seiner Bestimmung übergeben, der auf dem Stumpf des Bergfrieds errichtet worden ist.

1980 vervollständigt die Vorburg das kleine Museumsdorf, zu dem auch – seit 1975 – das Hammergewerkenhaus aus dem ehemaligen Boschgotthardshütten gehört.

2002 übernimmt der Siegerländer Burgenverein die Ginsburg vom Land in sein Eigentum.

2008 wird die Ginsburg Baudenkmal.

2009/10 wird der Turm saniert, ein grünes Klassenzimmer wird eingerichtet.

2016/17 wird die Brücke zur Burgruine erneuert.

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