Siegen. . Krankheit und Personalmangel sind ein bundesweites Problem, so die VWS. UWG fordert neue, bürgerfreundlichere Konzepte für den Nahverkehr.

Das Image der Universitätsstadt Siegen hat unter den Problemen im Öffentlichen Nahverkehr gelitten. Zu dieser Einschätzung kommt die Abteilung Straße und Verkehr in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen zur Ratssitzung am Mittwoch, 22. Mai. Das negative Bild sei auch auf eine nicht immer objektive Darstellung in der Öffentlichkeit zurückzuführen, so Abteilungsleiterin Anke Schreiber.

Schulbusfahrten fallen nicht aus

Auch am heutigen Donnerstag fallen wieder 18 Fahrten auf acht Linien aus: C 100, 103, 104, 107, 109, 109, 112, 130 und R 12. Die UX-Linien zur Universität und der Schülerverkehr seien nicht betroffen. Die Verwaltung haben seit Jahresbeginn nur vereinzelt Beschwerden über Probleme im Schulbusverkehr erreicht, sagte Schreiber: Diese Fahrten hätten bei den Verkehrsbetrieben VWS oberste Priorität, „die VWS lässt keine Schulbusfahrten ausfallen. Ausnahmen können nur in technischen Defekten begründet sein.“

Viele deutsche Städte betroffen

Die VWS betonen, dass Krankheitswellen bzw. Fahrtausfälle und der akute Personalmangel derzeit ein bundesweites Problem darstellen. Linienfahrten würden wegen erhöhter Krankenstände derzeit beispielsweise in Chemnitz, Leipzig, Göttingen und Lübeck ausfallen.

Die Lübecker Nachrichten berichten, dass nach kürzlich 72 von insgesamt 1400 Fahrten gestrichen werden mussten, das sind gut 5 Prozent. Bei der VWS und deren Auftragsunternehmen fielen zuletzt durchschnittlich 45 von 5100 Fahrten aus, was 0,9 Prozent ausmache.

In Sachen Überfüllungen spiele auch das Fahrverhalten der Schülerinnen und Schüler eine Rolle. So seien etwa Busse der R 27 zur Montessorischule überfüllt gewesen und hätten Schüler nicht mitgenommen. Die VWS bestätigt, dass hier ein zeitgleich eingesetzter Verstärkerbus eingespart wurde, nach Überprüfung des verbliebenen Busses seien aber lediglich maximal 15 Stehplätze besetzt – und der hintere Bereich sei meist frei, weil die Fahrgäste nicht aufrücken würden.

Konkrete Kritikpunkte

Grundsätzlich will sich die UWG Siegen künftig verstärkt dem sich möglicherweisende entwickelnden Dauerproblem ÖPNV widmen, wie der stellvertretende Ratsfraktionsvorsitzende Günther Langer ankündigt: Am Mittwochmorgen hatte die UWG an den Busbahnhöfen Siegen, Weidenau, Geisweid und am Rothenberg (Alte Dreisbach) den Kontakt mit Bürgern und Fahrgästen gesucht und in anderthalb Stunden mehr als 300 Unterschriften und Kritikpunkte gesammelt.

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„Uns geht es um sachliche, konkrete Kritik“, betont Langer, „es macht keinen Sinn, immer nur draufzuhauen.“ Das hätten die allermeisten der befragten Bürger bestätigt, die sich überwiegend sehr wohlwollend über die Busfahrer geäußert hätten, die sich trotz des Stress’ und der öffentlichen Kritik, teils sogar Beschimpfungen, immer sehr freundlich verhalten würden.

Stadt hat keine Handhabe

Ausgehend von unter anderem diesen nun gesammelten Anhaltspunkten gelte es nun, Konzepte zu entwickeln für einen bürgerfreundlichen Nahverkehr, so das Anliegen der UWG. „Wenn der Individualverkehr zugunsten sauberer Luft und der Aufenthalts- und Lebensqualität der Menschen aus der Stadt herausgehalten werden soll, muss die Stadt Geld in die Hand nehmen.“

Die UWG fragt die Bürger am Siegener ZOB nach konkreten Kritikpunkten.
Die UWG fragt die Bürger am Siegener ZOB nach konkreten Kritikpunkten. © Günther Langer

Er erwarte auch von der Siegener Verwaltung klare Statements zu dieser Situation. Die befindet sich im täglichen Austausch mit Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) und Verkehrsbetrieben, um akute Probleme zielorientiert und zeitnah zu lösen, so die Stadt. Da die Fahrerausfälle aber ein privates Unternehmen betreffen, das im Auftrag des Kreises fahre, habe die Stadt Siegen mangels Zuständigkeit keine Handhabe.

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Die VWS verweisen wiederholt auf die Gegenmaßnahmen, um die Situation zu stabilisieren: Akquirierung zusätzlicher Fahrer aus dem Ausland, Weiterbildungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit externen Bildungsträgern, Bereitstellung von Ausbildungsplätzen und Einsatz von Verwaltungs- und Werkstattpersonal im Fahrdienst. Nach Einschätzung der Stadt könne dies zusammen mit den Verbesserungen der Infrastruktur — Stichwort Haltestellenprogramm – für eine Stärkung des beschädigten öffentlichen Bildes sorgen.