Neunkirchen. Projekt gegen das Artensterben und für den Naturschutz: Zusammen mit der Uni Siegen werden die Wiesen und die Menge der Insekten überwacht.

Um einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zum Naturschutz und gegen das Artensterben zu leisten, hat die Gemeinde Neunkirchen Versuchsflächen festgelegt, auf denen erst spät im Jahr gemäht werden soll. Die Zahl der Insekten wird dann ermittelt und mit der von früh gemähten Wiesen verglichen.

Im November des letzten Jahres hatte der Umwelt- und Verkehrsausschuss (UVA) die Entwicklung eines kommunalen Konzeptes zur Förderung von Insektenvielfalt als Beitrag gegen das dramatische Insektensterben beschlossen. Eine der Maßnahmen lautet: Wachsen lassen und erst später im Jahr mähen. Nur so haben die Insekten überhaupt Zugang zu Futterpflanzen bzw. Pollenquellen, heißt es von der Gemeindeverwaltung. Umweltberater Matthias Jung spricht daher auch vom Insektenschutz, den man im wahrsten Sinne der Worte „wachsen lassen“ sollte. Den Rest erledige die Natur.

Auswirkungen werden kartiert

Möglich sei dies an vielerlei Orten, wie etwa an Wegerandstreifen, Straßenbegleitgrün, Wiesenböschungen, zum Teil auch auf bebauten Grundstücken. Bislang wurden diese Areale für die Insekten viel zu früh gemäht. Über eine ein- oder zweimalige späte Mahd dieser Streifen bei kommunalen Wegen, Begleitgrün oder Böschungen seitens des Bauhofes lässt sich entlang von Wirtschaftswegen außerhalb und innerhalb der Besiedlung ohne nennenswerten Aufwand sofort etwas für die Insekten erreichen.

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Entsprechend hat die Verwaltung einige Versuchsflächen festgelegt. Sie sollen künftig nur einmal im Jahr (August/September) gemäht werden. In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Biologie der Uni Siegen ist angedacht, das Insektenvorkommen auf diesen Flächen mit den normal und früher im Jahr gemähten kommunalen Flächen zu vergleichen. Diese Untersuchungen sollen dann als Basis von Bachelor- bzw. Masterarbeiten dienen.

Weitere kommunale Beiträge für die Umwelt

Beim Tag der offenen Tür im Rahmen der Feierlichkeiten zur 50-Jahr-Feier der Gemeinde Neunkirchen rund 300 junge, insektenfreundliche Gehölze, heimische Bäume und Sträucher, sowie mehr als 200 Tütchen mit Wildblumensamen an die Besucher heraus gegeben.

Wer noch Interesse an der Spätsommersaat hat, kann sich die Samentütchen an der Zentrale des Rathauses abholen.

So kann auf wissenschaftlicher Grundlage mittels mehrerer Kartierungen im Frühjahr und Sommer des nächsten Jahres fest gehalten werden, wie sich die späte Mahd im Vergleich zu den normal gemähten Flächen auswirkt. Durch dieses Monitoring wird es möglich sein, Veränderungen und mögliche Erfolge über die Jahre festhalten zu können.

Bitte um Verständnis für Wildwuchs

Bürgermeister Dr. Bernhard Baumann und die Ratsmitglieder bitten die Bürgerinnen und Bürger um Verständnis für diese Maßnahmen, die möglicherweise nicht dem Ordnungssinn entsprechen. Die entsprechenden Flächen werden mit einem Hinweisschild versehen und die betroffenen Anlieger gebeten, die Flächen nicht eigenständig zu mähen.

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Natürlich kann jeder mitmachen: Auch Privatbesitzer wie Waldgenossenschaften oder (Nebenerwerbs-)Landwirte sind aufgerufen entlang ihrer Wege, ihres Begleitgrüns oder ihrer Böschungen künftig in dieser Art und Weise vorzugehen. Umweltberater Matthias Jung hat ein Infoblatt zum Thema Insektenschutz herausgegeben. Es liegt kostenlos im Rathaus aus.

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