Siegen. Die Hitze macht Siegen zu schaffen. Die SVB spenden deshalb zwei Millionen Liter Wasser, die Stadt bittet Bürger um Hilfe für Pflanzen und Tiere.
Ungewöhnliche Hitze erfordert ungewöhnliche Maßnahmen: Um die städtischen Bäume angesichts der Trockenheit angemessen versorgen zu können, stellen die Siegener Versorgungsbetriebe (SVB) der Stadt kostenfrei zwei Millionen Liter Wasser zur Verfügung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt nehmen – unterstützt von der Feuerwehr – die Bewässerung vor. Auch in anderen Bereichen stellt die Hitze Mensch, Fauna und Flora vor Herausforderungen.
Öffentliches Grün
Es ist die zweite Wasserspende der SVB in Folge. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Versorger, damals gemeinsam mit dem Wasserverband Siegen-Wittgenstein, wegen des extrem heißen Sommers zwei Millionen Liter zur Verfügung gestellt. Dabei geht es, wie die Verwaltung damals bereits erklärte, nicht nur um den monetären Wert im mittleren vierstelligen Bereich, sondern vor allem um den dank dieser Kooperationsform reduzierten Organisations- und Logistikaufwand. Schon seit Wochen ist die städtische Grünflächenabteilung mit mehreren Fahrzeugen unterwegs, um Bäume, Sträucher und sonstige Pflanzen verstärkt zu bewässern.
Stadtklima
„Die Bäume verschönern nicht nur unsere Umgebung, sondern verbessern auch unser Stadtklima“, erklärt Ralf Bergholz, Leiter der Grünflächenabteilung. Vor allem Jungbäumen macht die Hitze zu schaffen, da ihre Wurzeln noch nicht so tief ins Erdreich ragen. Zunehmend gebe es aber auch Handlungsbedarf bei älteren Bäumen, ergänzt Dieter Panthel, Landschaftsgärtnermeister bei der Grünflächenabteilung: Extrem lange Trockenheit erhöhe im Fall von Stürmen das Risiko so genannter Sprödbrüche. Generell gelte, dass sich Schäden in Folge der Hitze oft erst langfristig zeigen dürften.
Feuerwehr
Die Feuerwehr hilft, wie im Vorjahr auch schon, mit, indem sie Bereiche wie Eisern, Eiserfeld, Achenbach oder die Hermelsbach anfährt. Dies machen die Kameradinnen und Kameraden zusätzlich zu ihren sonstigen Aufgaben. Natürlich seien dafür nicht alle Wagen im Einsatz, betont Feuerwehrchefs Matthias Ebertz: „Der Brandschutz muss ja jederzeit gewährleistet sein. Wir planen so, dass die Feuerwehr immer einsatzfähig bleibt.“
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Bürger und Bäume
Angesichts der riesigen Anzahl sei es aktuell „kaum möglich, jeden Baum mit dem notwendigen Nass zu versorgen“, teilt die Stadt mit. Die Verwaltung bittet deshalb die Bürgerinnen und Bürger um Unterstützung. „Mit geringen Mitteln kann jeder mithelfen“, sagt Ralf Bergholz. „Schon drei bis vier Gießkannen am Tag können einen Jungbaum vor dem Absterben retten.“
Vögel und Insekten
Weil die wenigen natürlichen Wasserstellen ausgetrocknet sind und viele Bäche kaum noch Wasser führen, bittet die städtische Umweltabteilung darum, zusätzliche Wasserstellen für Tiere anzubieten – als Tränke und zur Gefiederpflege der Vögel. „Bei Vogeltränken sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass das Wasser sauber bleibt, da sich sonst leicht Salmonellen oder andere Keime vermehren können“, erklärt Abteilungsleiter Dr. Bernhard Kraft. Ein täglicher Wasserwechsel mit Ausspülen und Sauberwischen der Schalen sei bereits ausreichend. Außerdem sollten die Tränken an gut einsehbaren Plätzen und nicht in unmittelbarer Nähe von Sträuchern aufgestellt wird, „da sonst Katzen leichte Beute machen können.“ Zusätzlicher Tipp des Experten: „Ein flacher, aus dem Wasser ragender Stein in der Schüssel ermöglicht auch Insekten wie etwa Honigbienen ein gefahrloses Trinken.“
Gefahren im Auto
Lebewesen sollten sich bei den hohen Temperaturen nicht länger in geparkten Autos aufhalten – erst recht nicht bei geschlossenen Fenstern.
Auch in anderen Fällen kann es gefährlich werden. Am Dienstag brannte ein geparkter Pkw in Trupbach aus, weil ein Smartphone überhitzte und das Feuer verursachte. Vorsicht gilt unter anderem auch bei Tabletts und Deo-Sprayflaschen.
Notaufnahmen
In den Siegener Notaufnahmen ist das Patientenaufkommen höher als üblich. Das Kreisklinikum in Weidenau meldet einen leichten Anstieg, im Diakonie Klinikum Jung-Stilling werden aktuell etwa 15 Prozent mehr Patienten untersucht und meist ambulant behandelt. Die Symptome sind oft ähnlich. „Die Patienten kommen mit Kreislaufproblemen, niedrigem Blutdruck und Unwohlsein“, erläutert die Pressestelle der Diakonie in Südwestfalen. Dabei handele es sich „häufig um ältere Menschen, die bereits Herz- und Kreislauf geschwächt sind, dann zu wenig trinken und durch die Hitze verstärkt unter Flüssigkeitsmangel leiden“, teilt das Kreisklinikum mit. Gerade bei einer entsprechenden Vorgeschichte seien die Symptome nicht auf die leichte Schulter zu nehmen: „Treten Herzstiche und Luftnot auf oder bestehen Anzeichen dafür, zu kollabieren, ist eine Untersuchung in der Notaufnahme nötig“, so die Diakonie. In jedem Fall gelte: Genügend trinken, größere Anstrengungen vermeiden und sich möglichst im Schatten aufhalten.
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Pegelstände
Die Pegelstände der Fließgewässer liegen in Siegen derzeit weit unter dem so genannten Mittelwasserstand. Das geht aus Daten der Bezirksregierung Arnsberg (Stand Freitag, 16 Uhr) hervor: Ferndorf in Weidenau 27 cm (MW 53); Sieg in Weidenau (vor der Einmündung der Ferndorf) 9 cm (MW 31); Sieg in Niederschelden 48 cm (MW 95).
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