Burbach. Die „ProfiMill 8500-120/G“ aus dem Hause WaldrichSiegen in Burbach kann Werkstücke bearbeiten, die so groß sind wie ein Einfamilienhaus.
Die ProfiMill 8500-120/G ist so groß, dass sie ein Einfamilienhaus aus einem Stück fräsen könnte. Nun sind Gebäude in der Regel nicht aus Metall, aber die Dimensionen der Werkzeugmaschine aus dem Hause WaldrichSiegen sind gewaltig: 8,50 Meter Portalweite – die größte Werkzeugmaschine der Welt.
F wie Fräsen: Das tut die Maschine. Bohren. Spanen. Material wegnehmen halt. Je nach Werkzeug. Es gibt zwei Ausführungen: Ein Maschinentisch führt das Werkstück durchs Portal – oder das Portal fährt für die Bearbeitung über das Werkstück.
Über den Hersteller
1840 wurde das Unternehmen von Heinrich Adolf Waldrich in Siegen gegründet und produzierte ursprünglich Pumpen, Riemenscheiben und Lüfter für Hochöfen.
320 Mitarbeiter sind für das Unternehmen tätig, neben dem Burbacher Hauptsitz von WaldrichSiegen unterhält der Mutterkonzern Herkules Group Produktionsstandorte in den USA, China und Indien.
N wie Name: Das „8500“ in der Typenbezeichnung gibt die Portalweite an, also die größtmögliche Breite, die ein Werkstück haben kann, um mit der Maschine bearbeitet zu werden – 8,50 Meter. „120“ bedeutet: 120 Kilowatt Leistung. Autofans mögen müde mit den Achseln zucken, aber: 10.000 Newtonmeter Drehmoment liegen am Werkzeug an. Zum Vergleich: Der Bugatti Veyron, eines der schnellsten serienzugelassenen Fahrzeuge der Welt, bringt seine 1500 PS mit 1600 Newtonmetern Drehmoment auf die Erde. Das „G“ steht für Gantry-Bauweise – das Portal fährt für die Bearbeitung über das Werkstück.
Schiffsdiesel und Kraftwerkskomponenten
K wie Konstruktion: WaldrichSiegen bietet die Baureihe ProfiMill an, „aber alle werden individuell an die Kundenbedürfnisse angepasst“, sagt Geschäftsführer Marco Tannert. Weit mehr als 400 Portalfräsmaschinen dieses Typs hat WaldrichSiegen bisher in alle Welt ausgeliefert, „Ausgangspunkt ist das, was der Kunde damit machen möchte“, so Tannert. Eine für Schiffsdieselmotoren ausgelegte ProfiMill ist nicht unbedingt auch für Kraftwerkskomponenten geeignet. 14 bis 18 Monate dauert es vom Auftragseingang ab gerechnet, bis eine ProfiMill das Werkstor in Burbach verlässt. Schon die Komponenten der Maschine sind gewaltig groß – so etwas muss beschafft, bearbeitet, zusammengebaut werden.
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P wie Produkte: Was wird mit so einem Monstrum hergestellt? Bei der SMS group in Dahlbruch steht zum Beispiel eine ProfiMill, um die haushohen Walzenständer zu bearbeiten. Tagelang werden mit der Maschine die riesigen Teile ausgefräst. Motorblöcke für Schiffsdiesel. Schwermaschinenbau, Kraftwerkskomponenten, Gehäuse für Dampf- oder Gasturbinen zum Beispiel. Alles, was groß und aus Metall ist. MAN, Mitsubishi, Siemens, Caterpillar – die Kundenliste ist nicht endlos. So große Teile stellen auf der Welt nicht viele Unternehmen her.
Hochleistungswerkzeug nötig
P wie Präzision: So groß Maschine und Werkstücke auch sind: Es geht um Millimeterbruchteile. Die Zylinder in einem Dieselmotorblock müssen exakt formschlüssig passen, sagt Marco Tannert, Geschäftsführer bei WaldrichSiegen „da darf kein Millimeter Spiel sein“. Die Motoren sind so groß, dass die gewaltigen Schiffe um sie herum gebaut werden – sie kommen da nie wieder raus. Also müssen sie auch exakt passen. Entsprechend muss das Werkzeug ausgelegt sein. „An so einer Maschine braucht man Hochleistungswerkzeuge.“, sagt Tannert.
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S wie Stabilität: Die ProfiMill kann hochpräzise fräsen. Aber der Untergrund muss das auch können. Die Maschine ruht auf Spezialfundamenten, deren Konstruktion vom Felsgestein darunter abhängt. „Im Siegerland gibt es Schiefer und Fels“, sagt Olaf Schütz – eher einfach. Sand ist schon komplizierter. ProfiMills, die WaldrichSiegen nach China verkauft hat, stehen aber auch auf aufgeschüttetem Untergrund. Eine Herausforderung, denn die Arbeitsergebnisse der Maschine sind im Tausendstelmillimeter-Bereich genau – und das kann nur funktionieren, wenn das Fundament die Maschine aufs Tausendstel Millimeter genau stabilisiert. „Fehler potenzieren sich“, sagt Schütz. Auch hunderte Tonnen Beton haben eine gewisse Instabilität. Und wenn so ein Koloss oben draufsteht, merkt man das. Die ProfiMill ist so konstruiert, dass diese Genauigkeit gewährleistet werden kann. Dafür braucht es genaueste Angaben über Anforderungen und Standort der Maschine, mitunter nehmen Bodenstatiker Proben, um herauszufinden, ob der Untergrund trägt.
Die Rolls Royce unter den Werkzeugmaschinen
H wie Haltbarkeit: Diese Präzision zu erreichen ist hohe Ingenieurskunst“, sagt Olaf Schütz. Schnell und einfach können andere. Eine WaldrichSiegen hält ein Leben lang. Für Werkzeugmaschinen ist WaldrichSiegen ungefähr das, was Rolls Royce fürs Automobil ist. Es gibt nur ein paar Mitbewerber, von denen die meisten nicht die Made in Germany-Qualität von WaldrichSiegen liefern, sagt Olaf Schütz. Wer einmal eine ProfiMill gekauft hat und sein Produktportfolio nicht verändert, braucht nie wieder eine neue. SMS hat in den 80er Jahren eine gekauft – die Maschine habe bislang keinen mechanischen Verschleiß.
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W wie Wettbewerb: WaldrichSiegen will auch in 20 Jahren noch Werkzeugmaschinen verkaufen. Die Produktpalette wird größenmäßig nach unten hin erweitert und damit wird auch der Käufermarkt größer. Denn Werkzeugmaschinen im kleineren und mittleren Segment werden häufiger benötigt. Damit steigt der Wettbewerb, „kleine Maschinen können auch andere Hersteller.“ WaldrichSiegen hat noch nie die billigsten Maschinen hergestellt. Aber, das ist der Anspruch, die besten. „Die kleine ProfiMill compact überträgt das Wissen und die Erfahrungen aus dem ‘großen’ Segment auf kleine und mittelgroße Werkstücke“, erklärt Marco Tannert.
Im Betrieb zerlegt, nachlackiert und verpackt
A wie Aufbau: Im Betrieb werden die Maschinen vorabgenommen, zerlegt und nachlackiert und dann verpackt. WaldrichSiegen exportiert in alle Welt. Meistens reist Service-Personal von WaldrichSiegen mit und leitet die Mitarbeiter beim Aufbau an, die später mit der Maschine arbeiten. „So eine Maschine lernt man beim Zusammenbau am besten kennen“, sagt Olaf Schütz.
A wie Ausmaße: Größenbeschränkungen ist die ProfiMill nur unterworfen, weil die Werkstücke irgendwann zu groß würden, um sie noch transportieren zu können. Die SMS-Walzenständer wiegen bis zu 400 Tonnen, müssen mit Kränen und hydraulischen Rollen bewegt werden. Die ProfiMill könnte auch noch größere Teile. Aber die ließen sich eben kaum noch bewegen.
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