Siegen. AfD-Vertreterin Brigitte Eger-Kahleis sieht wegen Gedenkstätte eine „Instrumentalisierung gegen rechts“. Und andere Opfer würden unfair behandelt

Scharf kritisiert haben Vertreter aller Ratsfraktionen den Versuch Brigitte Eger-Kahleis’, den Mord an Bruno Kappi zu relativieren. Die fraktionslose AfD-Vertreterin hatte sich im Haupt- und Finanzausschuss gegen eine Gedenkstätte am Tatort am Weidenauer Einkaufszentrum ausgesprochen, weil sie eine „Instrumentalisierung gegen Rechts“ fürchte. Dass es sich bei den Tätern um Rechtsradikale gehandelt habe, seien Mutmaßungen.

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Zwar wurde für den Mord niemand zur Rechenschaft gezogen – der damals 55-jährige Lagerarbeiter, der eine starke Sehbehinderung hatte, wurde 1992 so schwer geschlagen und getreten, dass er noch am Tatort starb –, aber die Angeklagten aus der rechtsextremen Szene wurden im Prozess nur deshalb freigesprochen, weil ihnen der Mord nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte, wie Ansgar Cziba (Grüne) erinnerte.

Gegenvorwurf: „Erbärmliche Diskussion“

„Mutmaßungen dürfen niemals Basis sein für Gedenken oder Inschriften“, so Eger-Kahleis weiter, man könne nicht für jedes Gewaltverbrechen eine Gedenktafel installieren, weil das „unfair den anderen Opfern gegenüber“ sei.

„Sie sollten sich was schämen“, empörte sich Frank Weber (CDU), es sei völlig egal ob der Mord aus der linken oder rechten Ecke begangen worden sei. „Solche Äußerungen passen nicht in die Welt und nicht in dieses Gremium“, kritisierte auch Günter Bertelmann (UWG), es solle an das Verbrechen erinnert werden, allein die Diskussion sei erbärmlich.

Einstimmigkeit für Gedenkort

„Die üblichen Reflexe“ identifizierte Michael Groß (Grüne) bei Eger-Kahleis, die es als Vertreterin einer rechten Partei offensichtlich nicht ertragen könne, dass eine politisch motivierte Straftat begangen wurde, was sie zu relativieren suche. „Das ist weit entfernt von anständig.“

Einstimmig – Eger-Kahleis hat kein Stimmrecht – wurde beschlossen, der Anregung des Siegener Bündnis’ für Demokratie zu folgen und einen Ort der Erinnerung einzurichten. Planung, Organisation und Durchführung des Projekts übernimmt das Bündnis.

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