Netphen. . Die Stadt Netphen weiß noch nicht, was aus ihren Anregungen geworden ist. Diskussion über Ortsumgehung Hainchen und Gülle in den Siegauen.

Sechs Naturschutzgebiete, neun Naturdenkmale, 44 geschützte Landschaftsbestandteile und ein Landschaftsschutzgebiet, das den gesamten städtebaulichen Außenbereich umfasst: Das ist der eine Teil des neuen Netphener Landschaftsplans. Der andere umfasst einen Katalog von 258 Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf fast 472 Hektar, die die Grundstückseigentümer freiwillig umsetzen können — zum Beispiel auch, um Öko-Punkte zu erwerben, die sie dann an Bauherren mit Ausgleichsverpflichtungen weiterverkaufen können.

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Im Stadtentwicklungsausschuss stellten Michael Gertz und Lioba Engemann von der Naturschutzbehörde des Kreises die Version vor, die im Sommer offengelegt wird, bevor der Kreistag das Werk im Dezember beschließt. Drei Einzelpunkte machten die Kommunalpolitiker zum Thema:

Anregungen und Antworten

Der Plan enthalte wohl „keine Verschlimmerungen“, urteilte Vorsitzender Alfred Oehm (CDU) nach der Präsentation. Das, was sie wissen wollten, erfuhren die Netphener allerdings nicht. Was denn aus den Anregungen der Stadt geworden sei, die der Rat 2017 in der frühzeitigen Beteiligungsphase beschlossen habe, fragte Oehm: „Der Kreis hatte genug Zeit, sich mit den Wünschen der Stadt zu befassen.“ Eine solche Gegenüberstellung „hat noch keiner“, antwortete Arno Wied, Umweltdezernent des Kreises: weder die Stadt noch andere Träger öffentlicher Belange.

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Post bekommen haben zuerst die privaten Einwender. Sieben Landwirte, neun Waldbesitzer und 22 private Grundstücksbesitzer hatten Anregungen zu Protokoll gegeben, nachdem sie sich die Pläne haben vorstellen lassen. „Unser Ziel ist es, einen größtmöglichen Konsens herbeizuführen“, sagte Michael Gertz. Bisher wurden fünf Anregungen von Waldbesitzern und sechs von Privaten in den Plan eingearbeitet. Drei Waldbesitzer, ein Landwirt und elf Private erhielten Absagen.

Ortsumgehung Hainchen

Der Landschaftsplan, so Dezernent Wied, sei „kein Verhinderungsinstrumentarium für die zukünftige Entwicklung der Stadt.“ Paul Legge (CDU) fragte beim 12,9 Hektar großen Naturschutzgebiet „Grünland südlich Irmgarteichen“ nach, die Verlängerung der Gernsdorfer Weidekämpe auf Netphener Gebiet: Ob denn der Bau der Ortsumgehung Irmgarteichen/Hainchen, die mit nachrangiger Priorität im Landesstraßenbedarfsplan steht, dann noch möglich sei? Da werde „automatisch eine Auseinandersetzung notwendig“, sagte Arno Wied.

Nicht nur wegen des Naturschutzgebiets, sondern auch wegen der FFH-Richtlinie der EU („Flora-Fauna-Habitat“), die mit dem Landschaftsplan umgesetzt wird. „Natürlich haben wir da Probleme“, sagte Netphens Baudezernent Erwin Rahrbach – es sei denn, die Verbindung zwischen Haincher und Gernsdorfer Höhe werde aus dem Naturschutzgebiet „ausgeschnitten“. „Dann nehmt den Streifen doch raus“, forderte Paul Legge (CDU) die Landschaftsplaner auf, „aber ihr wollt’s ja nicht.“

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Gülle in der Sieg

Wie sich denn der „Schokoladenteppich“ aus Gülle mit dem Naturschutzgebiet Siegaue (30,1 Hektar zwischen Netphen und Dreis-Tiefenbach) vertrage, wollte Manfred Heinz (SPD) wissen. Für das Grundwasserwerk des Wasserverbands sei das „problemlos“, antwortete Dr. Heinz Meyer, Leiter des Amts für Natur und Landschaft bei der Kreisverwaltung: Das stickstoffreichere Siegauen-Wasser werde dann bei der Aufbereitung mit Wasser aus der Obernautalsperre „verschnitten“. „Dann könnte man ja gleich ein paar Anhänger voll Gülle in die Obernau kippen“, folgerte Manfred Heinz (SPD). „Salz streuen beim Silvesterlauf darf man aber nicht“, wunderte sich Paul Legge (CDU) – eher werde die Veranstaltung dann abgesagt.