Netphen/Siegen. Verfahren für neuen Landschaftsplan ist auf der Zielgeraden. Kreis betont: Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen nur auf freiwilliger Basis.

Der Kreistag wird in seiner Dezember-Sitzung den neuen Landschaftsplan für die Stadt Netphen beschließen – fast auf den Tag drei Jahre nach dem Beginn des Verfahrens. Der Umweltausschuss des Kreistags hat am Montag dem zweiten Entwurf zugestimmt, in den die Stellungnahmen von 28 privaten Beteiligten und 25 Trägern öffentlicher Belange, also von anderen Behörde, aber auch der Stadt Netphen, eingearbeitet worden sind. Vier Stimmenthaltungen gab es aus den Reihen von Grünen, CDU und UWG.

Was hat die Naturschutzbehörde nach dem ersten Planentwurf geändert?

Einige Schutzgebietsflächen sind verkleinert worden, unter anderem bei Hainchen und im Bereich der Waldgenossenschaft Obernau. Unter dem Strich bekommt Netphen sechs Naturschutzgebiete, im geltenden Landschaftsplan von 1985 sind es fünf.

Alle Planunterlagen im Internet

Die abschließende Offenlegung des Landschaftsplans ist für sechs Wochen im Mai und Juni geplant. Alle Planunterlagen stehen im Netz auf www.siegen-wittgenstein.de

Der Netphener Stadtentwicklungsausschuss berät am Montag, 25. März, über den Plan.

Die Naturschutzfläche wächst von 44,3 auf 2169 Hektar, weil das gesamtem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet Rothaarkamm und Wiesentäler (FFH) einbezogen wird. Dieses Gebiet, fast ausschließlich Staatswald, ist auch der Anlass für den neuen Plan: Die EU hat gegen Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, weil noch nicht alle FFH-Gebiete unter Schutz stehen.

Was ist mit den umstrittenen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen?

Die stehen weiter im Plan. Lioba Engemann von der Naturschutzbehörde betont aber, dass es sich ausschließlich um Vorschläge handelt, die nur freiwillig umgesetzt werden können. „Das war gerade für die Stadt Netphen ein wichtiger Punkt.“ Allerdings ermöglicht der Landschaftsplan auch den Zugang zu Fördermitteln. Und manche ablehnende Haltung ändert sich auch wieder. „Wir haben gerade deutliche Anfragen aufgrund der Borkenkäfer-Problematik“, berichtet Lioba Engemann. Soll heißen: Jetzt, wo Fichtenbeständen der Fraß durch die Käfer droht, stellt sich die geförderte Umwandlung zu Laubwald oder Grünland als Alternative dar. Die Liste umfasst unter anderem 90 Vorschläge für die Umwandlung von Wald- zu Nadelholzbeständen und 42 für die Renaturierung von Teichen.

Kann Netphen überhaupt noch irgendwo bauen?

„Haben wir dafür überhaupt noch Platz?“, fragt Erhard Braas (UWG). Immerhin würden 16 Prozent des Stadtgebietes als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Baudezernent Arno Wied spricht von „Natur auf Zeit“: Da, wo bereits Planungsabsichten festgehalten sind, sei das Landschaftsschutzgebiet, das künftig den gesamten Außenbereich umfasst, „kein Hindernis“. Auch die von der Stadt genannten „Optionsflächen“, die noch in keinem Plan auftauchen, seien dargestellt worden, ergänzt Michael Gertz, Sachgebietsleiter der Naturschutzbehörde.

Wie geht der Landschaftsplan mit dem geplanten Windpark auf dem Hellerkopf um?

Helga Düben (Naturschutzbund), Vorsitzende Naturschutzbeirates, nennt es „konsequent, den Bereich aus dem Landschaftsschutzgebiet komplett herauszunehmen“. „Das wäre ja ein Freifahrtschein“, widerspricht Corie Hahn (CDU). Michael Gertz weist auf eine großflächige Schraffur in dem Plan hin: Die Stadt bekommt die Ausnahmegenehmigung, wenn sie ihren Wind-Flächennutzungsplan rechtskräftig werden lässt — dieses Verfahren liegt seit vielen Monaten auf Eis. Sollte jetzt ein Einzelantrag für die Genehmigung von Windrädern gestellt werden, müsste der Investor — mit sehr viel gewichtigeren Argumenten – eine Befreiung von der Einhaltung der Schutzbestimmungen beantragen.