Siegen-Wittgenstein. Ziel: In vier Jahren wieder optimal. Neue Rettungswache in Bad Laasphe, ein Rettungswagen weniger in Womelsdorf. Nur noch vier Notarzt-Standorte.
Der Kreis hat Inventur beim Rettungsdienst gemacht. Das Ergebnis ist ein neuer Bedarfsplan für den Rettungsdienst, mit dem sich nun Gesundheitsausschuss und Kreistag befassen. Die Erreichbarkeit der Einsatzorte für den Rettungsdienst, so die Empfehlung des beauftragten Gutachters, müsse „dringend optimiert“ werden.
Denn nur bei 75,9 Prozent der Einsätze werden die Einsatzstellen in der Hilfsfrist von acht Minuten innerhalb des Stadtgebiets Siegen und zwölf Minuten im Umland erreicht. Innerhalb von vier Jahren, so die Vorgabe von Landrat Andreas Müller, sollen daraus 99,9 Prozent der rund 47.000 Einsätze im Jahr werden: „Dass wird ein Riesenstück Arbeit.“ Gedreht wird an mehreren Stellschrauben.
Rettungswachen
„Ganz entscheidend“, so Thomas Tremmel, Leiter des Amts für Bevölkerungsschutz, „sind die Standorte“. Und die werden in Zukunft so aussehen:
Feuer- und Rettungswache Siegen: Die 2010 errichtete Zentrale an der Weidenauer Straße hat weiter vier Rettungswagen, künftig zwei Notarztfahrzeuge statt einem. In Niederschelden wird ein weiterer Standort gebaut, an dem ebenfalls ein Rettungswagen stationiert wird.
Kreuztal: Der erst 2012 nach dem Auszug aus dem Kredenbacher Krankenhaus bezogene Standort an der Marburger Straße in Ferndorf wird aufgegeben. Angestrebt wird die Verlagerung in die Stadtmitte nördlich der Hauptkreuzung. Zwei Rettungswagen werden dort stationiert, Notarzteinsatzfahrzeug und Krankentransportwagen abgezogen.
Krankenkassen und Stadt Siegen sind gefragt
Kosten für Investitionen in Gebäude und Fahrzeuge nennt der Kreis nicht, er zahlt ja auch nicht.
Finanziert wird der Rettungsdienst über Gebühren, die von den Krankenkassen bezahlt werden. Mit denen und mit der Stadt Siegen muss der Bedarfsplan abgestimmt werden.
Hilchenbach: Die Stadt Hilchenbach bekommt eine neue, eigene Rettungswache. Gesucht wird ein Standort für zwei Rettungswagen zwischen Stadtmitte und Allenbach.
Deuz: Ebenfalls ein neuer Standort mit zwei Rettungswagen, der die Rettungswache auf der Braas in Netphen ersetzt. Krankentransportwagen und Notarztfahrzeug werden abgezogen.
Bad Berleburg: Der Standort bleibt. Der Krankenwagen wird durch einen zweiten Rettungswagen ersetzt, das Notarztfahrzeug bleibt.
Wilnsdorf: Es ändert sich nichts, zwei Rettungswagen und das Notarztfahrzeug bleiben.
Bad Laasphe: Ein Neubau ersetzt den Standort im Baudenkmal. Ein Rettungswagen und ein Krankentransportwagen kommen zu Rettungswagen und Notarztfahrzeug dazu.
Freudenberg: Das Notarztfahrzeug bleibt, ein zweiter Rettungswagen kommt dazu. Der Standort ändert sich: „Richtung Wilhelmshöhe“ soll es gehen, sagt der Landrat. Die Wache im Krankenhaus wird aufgegeben.
Burbach: Solange die jährlich etwa 600 Einsätze im Hickengrund durch die Stadt Haiger im benachbarten Lahn-Dill-Kreis abgedeckt werden, kann die Wache in Wahlbach bleiben. Ein zweiter Rettungswagen kommt dazu, der Notarztwagen steht nur noch tagsüber zur Verfügung.
Womelsdorf: Die 2016 eröffnete Wache an der Landstraße 720 in Womelsdorf bleibt, der Krankenwagen dort auch. Einer der beiden dort bisher stationierten Rettungswagen wird abgezogen.
Die Fahrzeuge
Rettungswagen: Der Fuhrpark wächst von 15 auf 22 Fahrzeuge, fast jeder Standort bekommt eins mehr.
Krankentransportwagen: Die Ausstattung wird an den — niedrigeren Bedarf — angepasst.
Spezialfahrzeuge: Sie sollen an dem künftigen Gefahrenabwehrzentrum (Thomas Tremmel: „Das ist ebenfalls in der Planung“) zentralisiert werden. Bisher stehen das Babymobil an der Kinderklinik, der Schwerlastrettungswagen in Ferndorf und das Intensivmobil bei den Maltesern in Netphen.
Personal
Notärzte: Künftig gibt es nur noch vier statt bisher acht Standorte, an denen Notarztfahrzeuge stationiert sind. Sie werden weniger als bisher die Praxen oder Wohnungen von niedergelassenen Ärzten ansteuern, um diese zum Einsatzort zu bringen. Verstärkt wird die Zusammenarbeit mit den Siegener Krankenhäusern. Ärzte werden während ihres Notdienstes auch öfter direkt in der Leitstelle präsent sein, womöglich auch fest angestellt für den Rettungsdienst. „Wir müssen uns da anders aufstellen“, sagt Thomas Tremmel. Zum einen, um Wege zu verkürzen. Zum anderen, weil immer weniger Ärzte auf dem Land den Zusatzdienst leisten können.
Notfallsanitäter: Das neue Berufsbild mit dreijähriger Ausbildung, zu dem sich auch die bisherigen Rettungsassistenten weiterqualifizieren können. „Das sind sehr kompetente, gut ausgebildete Kollegen“, sagt Thomas Tremmel — sie werden bei einer Reihe von Einsätzen auch den Arzt ersetzen können. Unter dem Strich, sagt Landrat Andreas Müller, „werden wir kein zusätzliches Personal brauchen.“
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