Siegen-Wittgenstein. . Busverkehr Ruhr-Sieg zieht Klagen gegen Konzessionen zurück und übernimmt VWS-Aufträge. Mitte Juli wird in Siegen der Nahverkehr umgestellt.
Gegen die neuen Konzessionen für die Buslinien in Siegen-Wittgenstein ist nur noch eine Klage anhängig: Ausgerechnet für das Linienbündel Mitte mit Siegen, Kreuztal, Hilchenbach, Netphen und Freudenberg.
Klaus-Dieter Wern, Inhaber der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) wird sich nun mit jeweils auf sechs Monate befristeten „einstweiligen Erlaubnissen“ durchhangeln müssen. „Das muss jetzt schnell entschieden werden.“ Denn die alten Konzessionen im Kernraum enden am 15. Juli.
Bahn zog fünf Klagen gegen ÖPNV-Vergabe zurück
Vor knapp einem Jahr haben die VWS den Zuschlag für alle fünf Buslinienbündel in Siegen-Wittgenstein und Olpe bekommen, also auch für Wittgenstein, südliches Siegerland und Olpe-Nordost mit Attendorn, Finnentrop, Kirchhundem und Lennestadt, wo bisher der bahneigene Busverkehr Ruhr-Sieg (BRS) die meisten Linien hatte.
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Die Bahn klagte, zog aber inzwischen ihre fünf Klagen zurück. Die sechste Klage hat der Busverkehr Siegen-Wittgenstein-Olpe (BSO), ein Unternehmen von Kraftverkehr Wiedenhoff in Burscheid, eingereicht. BSO hatte sich um das Mitte-Bündel beworben. Es sei „nicht absehbar“, so das Verwaltungsgericht Arnsberg, wann über diese Klage entschieden werde.
Subunternehmer BRS wird Aufträge bekommen
Mit BRS haben sich die VWS geeinigt: Die Bahn-Tochter mit ihren 20 „Westfalenbussen“ wird künftig als Auftragsunternehmen der VWS auf den bisherigen Strecken — immerhin bis hinauf nach Winterberg — unterwegs sein; auch einige der bisherigen Subunternehmer des BRS werden Aufträge von den VWS bekommen. „Einen Teil werden wir auch selbst fahren“, sagt Klaus-Dieter Wern.
Allerdings: Wenn Mitte Dezember auch die letzten neuen Konzessionen wirksam werden, haben die VWS jährlich 16,25 Millionen Kilometer zu fahren, rund fünf Millionen mehr als bisher. 80 zusätzliche Busse werden dafür gebraucht. „Wir planen auf Hochtouren“, sagt Wern, „das ist eine gewaltige Aufgabe.“ Da ist dann durchaus Platz für Auftragsunternehmer. Aktuell allerdings probieren die Firmen den Rollentausch: „Im südlichen Siegerland fahren wir jetzt schon einen Teil der Linien“, berichtet VWS-Chef Wern — noch bis 15. Dezember im Auftrag des BRS, nachdem sich bereits ein Teil der Fahrer wegorientiert hat.
Neuer Nahverkehrsplan wird im Juli wirksam
Mit der neuen Konzession wird auch der neue Nahverkehrsplan wirksam. Ab 16. Juli werden sich die Fahrgäste im Kernraum auf Veränderungen einstellen müssen. Neu geordnet werden die Verbindungen zwischen Siegen und Weidenau über den Giersberg, im südlichen Siegener Stadtgebiet und in Wilnsdorf.
Die Freudenberger Linien werden besser an Siegen angebunden, in Netphen wird das Rathaus neue Umsteigestation. Von Hilchenbach über Kreuztal nach Siegen und zurück fahren wieder durchgehende Busse, so dass Fahrgäste nicht mehr in Kreuztal umsteigen müssen. Eine neue Linie R 17 fährt von Weidenau über Unglinghausen und Kredenbach nach Müsen.
Kreuztal gibt diesmal bei der Schulzeitenstaffelung nach
Grundlage für den Zuschlag an die VWS war das K onzept für den Schülerverkehr. Mit einer „Schulzeitenstaffelung“ — also dem versetzten Beginn des Schultages in Nachbarkommunen — wird bewirkt, dass insgesamt weniger Busse eingesetzt werden müssen.
Vor allem die Stadt Kreuztal hatte sich beim letzten Nahverkehrsplan dagegen mit Erfolg gewehrt, während das Konzept in Olpe und Wittgenstein durchgesetzt wurde. Diesmal musste Kreuztal Zugeständnisse machen: In der Regel soll die Schule aber überall spätestestens um 8 Uhr beginnen.
Bezahlt werden künftig nur noch eine Anfahrt und zwei Rückfahrten je Schule, also mittags und nachmittags. Die Stadt Kreuztal beharrt allerdings weiter auf der dritten Rückfahrt.
VWS bedient Gebiet mit 400.000 Einwohnern
„Da kann nichts schiefgehen“, sichert VWS-Chef Wern zu, „wir wollen ein zuverlässiger Partner sein.“ Durchaus in Erinnerung ist der Sommer 2010, als die Linienbündel erstmals „aktiviert“ wurden. Es hagelte Beschwerden über nicht nachvollziehbare Linienführungen, über leere Busse, die im Zehn-Minuten-Takt durch Wohngebiete kurvten, an Wochenenden abgehängte Siedlungen und gestrichene Frühverbindungen im Berufsverkehr. Kaum war der erste Ärger verraucht, stieg nach den Ferien die nächste Empörungswelle über überfüllte, verspätete oder gar nicht fahrende Schulbusse. Derartiges Durcheinander, sagt Klaus-Dieter Wern, „wird es mit uns nicht geben.“ Er hat die VWS erst 2012 übernommen und das dreijährige Gastspiel der französischen Transdev in Siegen beendet.
Auf die Umstellung in Siegen-Mitte folgen zum 1. September die beiden Linienbündel in Olpe und schließlich zum 15. Dezember Wittgenstein und das südliche Siegerland. Insgesamt bedienen die VWS dann 144 Linien in einem Verkehrsgebiet mit rund 400 000 Einwohnern. Die Betriebszeiten werden auf 4 bis 24 Uhr an Werktagen ausgeweitet, allerdings werden 3,9 Millionen Buskilometer nur bei Bedarf von Taxibussen gefahren.
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