Siegen. . Eine südwestfälische Qualitätsoffensive soll Neubürger in die Region locken – und dauerhaft hier halten. Siegen macht mit.

Die Stadt Siegen möchte ihre Services und Angebote für Neubürger weiter ausbauen. Die Teilnahme an der südwestfälischen Qualitätsoffensive „Willkommen in Südwestfalen“ soll zusätzlich zu bisherigen Bemühungen neue Impulse liefern.

Notwendig?

„Wir müssen was tun“, sagt Dr. Sabine Schutz, Pressesprecherin der Stadt. Die Qualitätsoffensive, an der Siegen sich nach einer Entscheidung des Haupt- und Finanzausschusses beteiligt, ist ein Element des Regionalmarketings, das die Südwestfalen Agentur seit 2012 umsetzt.

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„Demografischer Wandel und Abwanderungstendenzen, vor allem der jungen Bevölkerung, stellen die Region vor große Herausforderungen“, heißt es in der entsprechenden Verwaltungsvorlage. Zwar hätten die Städte und Gemeinden in den fünf südwestfälischen Kreisen – Siegen-Wittgenstein, Olpe, Märkischer Kreis, Hochsauerlandkreis und Soest – aufgrund von Größe, Lage und In­frastruktur jeweils spezifische Ausgangssituationen. „Aber es nützt nichts, wenn jede Kommune nur für sich etwas macht“, betont Schutz. „Da muss man regional denken.“

Neu?

Die Stadt Siegen verfolgt seit längerem die Strategie, Neubürger besonders anzusprechen. Seit 2015 gibt es die Neubürgerbroschüre „Willkommen in Siegen“. Deren aktualisierte Auflage 2018/19 erscheint Ende März. Die Stadt ist außerdem seit Start im Jahr 2014 am regelmäßig stattfindenen Runden Tisch der Willkommenskultur vertreten. Daraus ging zum 1. Januar 2017 das Projekt „Fachkräfte Willkommen in Siegen“ in Kooperation mit dem Industrie- und Handelsclub (ihc) und mit Unterstützung der Südwestfalen Agentur hervor.

Besonderes am Freitagabend

Für das Jahr 2018 sind drei Neubürgerfreitage geplant. Am 13. April geht es los mit „Siegen läuft“: Laufexperte Carsten Hermann erkundet mit den Teilnehmern sportlich die Innenstadt.

Am 15. Juni geht es mit der neuen Führung „Rund um den Siegberg“ mit Stadtbaurat Henrik Schumann weiter.

Nachtwächter Balthasar führt am 15. Dezember Neubürger durch die Altstadt. Alle Veranstaltungen beginnen um 17 Uhr.

Zehn Pilot-Unternehmen sind beteiligt: Deren Personalleitungen weisen Bewerberinnen und Bewerber auf einen Service der Stadt hin, über den sie Informationen zu genau den Themen anfordern können, die sie besonders interessieren: ob Wohnungssuche, Sportmöglichkeit oder kulturelle Angebote. Das Portfolio schließt die Partner oder Partnerinnen ein, denn die haben bei der Entscheidung für einen neuen Arbeitsplatz und damit oft auch einen neuen Wohnort mitzureden.

Während der eine beim Bewerbungsgespräch ist, führt eine Mitarbeiterin der Stadt – falls gewünscht – den oder die andere herum, um Siegens schöne Seiten zu präsentieren. Zudem gibt es seit 2016 die Neubürgerfreitage (siehe Infobox).

Ausbaufähig?

„Wir haben bereits einiges“, sagt Sabine Schutz. „Wir wollen aber weiter diesen Weg der Vernetzung und der Abstimmung gehen.“ Ein zen­trales Element der südwestfälischen Qualitätsoffensive sei der Austausch, welche Angebote es in anderen Kommunen gibt und wie die Erfahrungen sind – was funktioniert, was nicht. Darüber hinaus entstehen im Verbund Module – Checklisten, Faltblätter, Internetauftritte, Veranstaltungen – auf die alle beteiligten Städte zugreifen können, anstatt jeweils im Alleingang etwas erstellen zu müssen.

Konkurrenzgedanken?

Es geht zwar darum, Menschen – im Idealfall Fachkräfte – für ein Leben und einen Job in Siegen zu gewinnen. Kirchturmdenken ist allerdings nicht gefragt, weil die Stärken und die Attraktivität, mit denen ein Standort für sich wirbt, nicht an der Stadtgrenze enden. „Im Wettbewerb der Regionen kann man nur bestehen, wenn man sich in und mit seiner Region stark macht“, sagt Schutz.

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Wie anziehend eine Kommune auf neue Einwohner wirkt, hänge auch vom weiteren Umfeld und den sich dort eröffnenden Möglichkeiten für Freizeit, Arbeits- und Privatleben ab. Der Austausch mit anderen Kommunen über Ansätze, mit denen sich Fachkräfte zum Umzug in die heimische Region überzeugen lassen, bedeute deshalb nicht, anderen die eigenen Ideen in die Hand zu geben, sondern die Thematik umfassend anzugehen.

Papiertiger?

Nein – tatsächlich tut sich einerseits sehr viel, andererseits sehr konkret, wie Sabine Schutz betont. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Angeboten und Services etwa laufe die Entwicklung besonderer Veranstaltungsformate für Neubürger. Auch spezielle Gutscheinhefte seien denkbar. Die Stadt möchte allerdings besonders attraktive und ansprechende Lösungen, kein 08/15 – und diese sollen mithilfe des Netzwerks in der Qualitätsoffensive entstehen.

Teuer?

Die Verwaltung geht von 1500 Euro zum Start und 1500 Euro jährlichen Folgenkosten aus. Von dieser vergleichsweise sehr geringen Summe versprechen sich die Verantwortlichen sehr viel Nutzen. „Es geht um erfolgreiche Ideen“, sagt Schutz. „Und die sind unbezahlbar.“

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