Siegerland. . Bewerbung: Die Ressourcenschonende, nachhaltige, genossenschaftliche Bewirtschaftung von Waldflächen soll immaterielles Kulturerbe werden.

Die Siegerländer Haubergswirtschaft soll immaterielles Kulturerbe werden. In den letzten Monaten hat ein Arbeitskreis die entsprechende Bewerbung erstellt. Die wurde jetzt beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW eingereicht. In einem vierstufigen Verfahren wird nun geprüft, ob die Haubergswirtschaft die Voraussetzungen erfüllt, um in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen zu werden. In einem späteren Schritt ist auch eine Aufnahme in eine der drei internationalen Listen des immateriellen Kulturerbes denkbar.

Die Anfänge

Im Dezember 2015 hatte der Kreistag auf Vorschlag des Landrates die Einleitung des Bewerbungsverfahrens beschlossen und entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt. Im Vorfeld hatte es zahlreiche Gespräche gegeben, unter anderem mit dem Förderverein Historischer Hauberg Fellinghausen und den Bürgermeistern, die dieses Projekt unterstützen. Auch im Maßnahmenkatalog des Regionalen Entwicklungskonzepts ist das Ziel der Anerkennung des Haubergs als Immaterielles Kulturerbe verankert.

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Der Prozess

Der Weg besteht aus vier Etappen: Für das Inventar des immateriellen Kulturerbes von NRW kann eine unabhängige Landesjury Bewerbungen solcher Traditionen vorschlagen, die einen besonderen Bezug zu Nordrhein-Westfalen besitzen. Für das bundesweite Auswahlverfahren kann jedes Bundesland bis zu vier Bewerbungen auswählen, die es der Kultusministerkonferenz (KMK) empfiehlt.

Die KMK leitet die Bewerbungen an das unabhängige nationale Expertenkomitee bei der Deutschen UNESCO-Kommission weiter. Dieses prüft und bewertet die Bewerbungen. Schließlich bestätigen die Kultusministerkonferenz und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien die Empfehlungen des nationalen Expertenkomitees. Anschließend wird das immaterielle Kulturerbe in das nationale Verzeichnis aufgenommen. Ein Ergebnis kann ab Anfang 2019 erwartet werden.

Siegerländer Hauberg soll Kulturerbe werden

Das Siegerländer Haubergswesen soll Weltkulturerbe werden. Hier der junge Hauberg.
Das Siegerländer Haubergswesen soll Weltkulturerbe werden. Hier der junge Hauberg. © Achim Meurer
Auch Hauberg teilen soll Weltkulturerbe werden.
Auch Hauberg teilen soll Weltkulturerbe werden. © Heidemarie Kraft
So werden Haubergszeichen gemacht.
So werden Haubergszeichen gemacht. © Dr. Getrud Hein
Brennholzgewinnung am Hauberg soll Weltkulturerbe werden.
Brennholzgewinnung am Hauberg soll Weltkulturerbe werden. © Heidemarie Kraft
Auch Brennholz aufbereiten am Hauberg soll Weltkulturerbe werden.
Auch Brennholz aufbereiten am Hauberg soll Weltkulturerbe werden. © Patrick Böttger
Auch das Schanzen binden am Hauberg soll Weltkulturerbe werden.
Auch das Schanzen binden am Hauberg soll Weltkulturerbe werden. © Patrick Böttger
Lohe schälen am Hauberg soll Weltkulturerbe werden.
Lohe schälen am Hauberg soll Weltkulturerbe werden. © Heidemarie Kraft
Die Kornente am Hauberg soll Weltkulturerbe werden.
Die Kornente am Hauberg soll Weltkulturerbe werden. © Heidemarie Kraft
Auch Hacken am Hauberg soll Weltkulturerbe werden.
Auch Hacken am Hauberg soll Weltkulturerbe werden. © Heidemarie Kraft
Und das Brasenbrennen am Hauberg soll Weltkulturerbe werden.
Und das Brasenbrennen am Hauberg soll Weltkulturerbe werden. © Alfred Becker
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Die Bewerbung

Im Mittelpunkt steht die ressourcenschonende, nachhaltige Bewirtschaftung von Waldflächen durch genossenschaftliche Nutzung, die heute teilweise immer noch in Form der historischen Bewirtschaftung von Niederwaldflächen stattfindet. Hinzu kommt die ressourcenschonende Bewirtschaftung von Hochwaldflächen. Diese Formen der Haubergswirtschaft gibt es auch in den Kreisen Altenkirchen und Olpe, im Lahn-Dill-und Westerwaldkreis.

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„Neben dieser genossenschaftlichen Selbstverwaltung des Gemeinschaftswaldes wirken auch noch heute viele Anteilseigener und ihre Familien bei den Arbeiten im Hauberg aktiv mit. In erster Linie erfolgt dies über die traditionelle Brennholznutzung der Niederwälder, wobei Bäume in den einzelnen Schlägen alternierend auf den Stock gesetzt werden“, heißt es in der Bewerbungsschrift.

Und weiter: „Auch Arbeiten außerhalb der Holzernte werden teilweise durch die Anteilseigener durchgeführt.“ Zudem wird auf die Jahreshauptversammlungen verwiesen, in denen ein Wirtschaftsplan beschlossen und wichtige Entscheidungen für die Genossenschaft getroffen werden. Schließlich erläutert die Bewerbung, dass die Haubergswirtschaft es ermöglicht, Wissen an die nächste Generation zu vermitteln und gewachsenes Brauchtum und den Nachhaltigkeitsgedanken der Haubergsgenossenschaften an die nächsten Generationen weiterzugeben.

Breite Beteiligung am Arbeitskreis

Der Arbeitskreis wurde 2016 unter Leitung des Kreis-Umweltdezernenten Arno Wied einberufen, um die Bewerbung zu erarbeiten. Projektträger ist der Waldbauernverband NRW, der jetzt auch die Bewerbung bei dem Ministerium in Düsseldorf eingereicht hat.

Weitere Mitglieder: BioStation Siegen-Wittgenstein, Heimatbund, Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein, Touristikverband, Landesbetrieb Wald und Holz, Waldgenossenschaften, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Grundschule Fellinghausen und Fördervereins Historischer Hauberg Fellinghausen sowie Mitarbeiter von Kreisverwaltung, Bezirksregierung, des Ministeriums und der Kommunen.

Der Grund der Konzentration auf diese Themen: „Als immaterielles Kulturerbe können nur solche Dinge geschützt werden, die heute noch lebendig sind und vor Ort im Alltag praktiziert werden“, so der Vorsitzende des Arbeitskreises, Arno Wied. Die Bewerbung enthält einen ausführlichen Abschnitt, der die Entstehung und den Wandel der Haubergswirtschaft im Laufe der Jahrhunderte darlegt.

Die Projektgruppe hat sich im Rahmen der Erarbeitung der Bewerbung auch Gedanken dazu gemacht, welche Maßnahmen zur Erhaltung und Weitergabe der Haubergswirtschaft bereits bestehen und welche weiteren kreativen Ansätze denkbar sind. An diesen Fragenstellungen soll auch jetzt nach Abgabe der Bewerbung weitergearbeitet werden. Deshalb wird sich die Projektgruppe im Januar 2018 ein nächstes Mal treffen, um weitere Vorschläge zu sammeln und zu diskutieren.

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