Siegen. . Bei einer Veranstaltung der AfD in der Siegerlandhalle gibt es vor dem Gebäude eine Gegen-Demo des Aktionsbündnisses „Siegen ist bunt“.
- AfD präsentiert vier Redner bei Veranstaltung im Hüttensaal der Siegerlandhalle
- Aktionsbündnis „Siegen ist bunt“ demonstriert vor der Halle
- Polizeiaufgebot ist vorsichtshalber vor Ort – aber es gibt keine Zwischenfälle
Die Siegerlandhalle ist am späten Samstagnachmittag wahrscheinlich der sicherste Ort in Südwestfalen. Rund um das Veranstaltungszentrum sind Mannschaftswagen der Polizei in Stellung gegangen, in modernem Blau und auch noch in Grün, daneben Männer und Frauen in Einsatzkleidung und mit wachem Blick. Um 17 Uhr soll die „Großveranstaltung“ der „Alternative für Deutschland“ im Hüttensaal beginnen. Guido Reil, Albrecht Glaser, NRW-Spitzenkandidat Martin E. Renner und Martin Schiller sollen für einen spannenden Abend sorgen, dazu kommt ein Auftritt des heimischen Kreissprechers Michael Schlembach, Platz 20 der AfD-Landesliste für die Bundestagswahl. Der Hüttensaal ist gut gefüllt, wenngleich einige Anwesende „doch mehr Leute“ erwartet hätten.
„Siegen ist bunt“ zeigt Flagge
Dass die Polizei in übergroßer Stärke angerückt ist – die genaue Zahl wird vom Pressesprecher nicht verraten – liegt in erster Linie an der angemeldeten Gegen-Demo vom Aktionsbündnis „Siegen ist bunt“. Mehr als 30 überwiegend junge Leute haben sich auf der abgesperrten Wiese vor der Halle versammelt, halten Fahnen und Transparente der „Antifa“ hoch, setzen sich für Solidarität und Menschlichkeit ein, gegen Rassismus, gegen „jede Autorität“. „Alerta Antifaschista“, ruft die Gruppe immer mal wieder, fordert „Nationalismus aus den Köpfen“ und stellt „unsere Antwort: Feminismus!“ dagegen.
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Im Hüttensaal ist es wärmer und zwischendurch trockener. „Was die einen Blödsinn rufen“, meint einer über die Demonstranten, während die Redner vorn die Wut der Deutschen beschwören und die Angst vor Terrorismus, vor den dunklen Abenden, an denen die Töchter nicht mehr vor die Tür dürfen, und vor vielen Dingen, die mancher gar nicht genau definieren könne. Das Schlimme sei, findet Michael Schlembach, dass die Menschen sich an die Angst gewöhnten. Die AfD werde dafür sorgen, sie aus Deutschland wieder heraus zu bekommen. Die Leute klatschen, auch dann, wenn der Redner einen eklatanten Mangel an Opposition in Deutschland beklagt und an „die goldenen Zeiten“ von Strauß und Wehner erinnert.
Damals habe es noch klare Positionen gegeben, der „rote Wehner“ und der „schwarze Strauß“ hätten sich attackiert, „respektvoll“, betont Schlembach, und seien wohl abends gemeinsam an die Theke gegangen. Die Leute hätten gebannt vor dem TV gesessen, im Gegensatz zum „Duell“ zwischen Merkel und Schulz: „In meiner Jugend sahen Duelle anders aus!“ Moderator Martin Schiller darf daran erinnern, in der „alten DDR“ aufgewachsen zu sein, und wegen eines Fluchtversuchs im Gefängnis gesessen zu haben. Die „Verlogenheit“ der heutigen Politik erinnere ihn an jene Zeit, greift er einen Ausspruch von Schlembach auf. Der hat zuvor die Wende von 1989 als Ergebnis einer unwiderstehlichen Bewegung bezeichnet, wie sie jetzt wieder durch Deutschland gehe und der Partei schließlich auch zum Sieg verhelfen werde.
Ex-SPD-Mann Guido Reil dabei
Bestes Beispiel dafür soll der langjährige SPD-Mann Guido Reil aus Essen sein. Der tritt auf wie eine Mischung aus Jochen Malmsheimer und Herbert Knebel, erzählt von seinem ersten und einzigen TV-Auftritt „bei Plasberg, der es wohl interessant fand, wie einer jahrelang ein Sozi sein kann und plötzlich als Nazi aufwacht“, und lässt die Zuhörer aus der Sicht der „Basis“ all jene Weisheiten und Einsichten über die eingefahrene Welt der etablierten Politik und Medien hören. Albrecht Glaser und Martin E. Renner runden den Tag ab.
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