Siegen. . Die FDP holt im Wahlkampf-Endspurt die Partei-Prominenz nach Siegen: Generalsekretär Johannes Vogel und Dr. Joachim Stamp, stellvertretender NRW-Ministerpräsident.

  • Veranstaltung auf dem Scheinerplatz mit dem stellvertretenden NRW-Ministerpräsidenten
  • Bekenntnis zu Bildung – ohne „Akademisierungswahn“
  • Hoffnung auf Rolle in der Regierung

Acht Tage vor der Wahl wird der dritte September-Samstag noch einmal der Tag der Luftballons, Gummibärchen und Flugblätter, der Wahlreden und des Händeschüttelns. Während Grüne und Linke auf der Oberstadtbrücke in unmittelbarer Nachbarschaft Stände aufgebaut haben, ist der Parteilose Dominik Eichbaum auf der Bahnhofstraßenbrücke aktiv.

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Wiederum ein paar Meter weiter erklingt Musik vor dem Apollo-Theater, wo die FDP eine große Bühne und gleich mehrere Stände rund um den Scheinerplatz aufgebaut hat. Dort gibt es anschließend hochrangige Gäste. Generalsekretär Johannes Vogel hat sich angekündigt, dazu der neue stellvertretende NRW-Ministerpräsident Dr. Joachim Stamp. Außerdem stellen sich die heimischen Kandidaten Professor Hermann Siebdrat (Siegen) und Katrin Helling-Plahr (Hagen) noch einmal vor.

Bildung ohne Akademisierungswahn

Bei bestem Sonnenwetter lassen sich gut zwei Dutzend Zuhörer von Dr. Joachim Stamp erklären, wie die neue Landesregierung – und damit natürlich die Freien Demokraten Nordrhein-Westfalen – wieder nach vorn bringen wollen. Bildung stehe ganz oben, aber bitte ohne Ideologie und Akademisierungswahn, auch ein guter Realschulabschluss müsse seinen Wert haben. Der Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge will Menschen, die sich gut integriert haben, eine Chance geben. Straftäter und Integrationsverweigerer müssten hingegen gehen, sagt er unter Beifall.

Er selbst sei beim jüngsten Abschiebungsflug auf dem Flughafen gewesen und danke allen, die dort ihre Arbeit getan hätten. Es habe schon etwas Unverschämtes, wenn ausgerechnet Pro-Asyl und die AfD gemeinsam Kritik daran übten. Auch Johannes Vogel fordert später noch einmal ein Einwanderungsgesetz. Die deutsche Gesellschaft müsse Bedürftigen helfen, zugleich aber selbst entscheiden, wen sie ansonsten im Land haben wolle.

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Beide sprechen sich nachhaltig für schnelleres Internet auch in der Region aus und fordern die Anwesenden aktiv auf, die Partei stark zu machen, durch Wahl und auch aktive Mitarbeit. Es gehe für die Liberalen in einer Woche um den Platz Drei, der zwischen Linken, FDP und AfD umkämpft sei. Eine starke FDP könne entweder eine gute Rolle in der Regierung spielen, aber auch in der Führung der Opposition, beschreibt es Vogel. Wichtig sei, ein neues Denken durchzusetzen, die eingefahrenen Bahnen zu verlassen.

Beiden ist ansonsten wichtig, dass „die Demokraten gestärkt werden“, nicht die anderen. Das „Schwadronieren“ selbst jener AfD-Leute, die angeblich zum gemäßigten Flügel gehörten, mache ihn nachdenklich, sagt Vogel. Die Leute sollen zur Wahl gehen, um nicht wie viele junge Menschen in England nach dem Brexit-Referendum hinterher bitter zu bereuen, eben nicht abgestimmt zu haben. Immerhin, eine Stunde später gibt es schon ein nagelneues Mitglied.

Aktiv werden statt nörgeln

Er habe vor einigen Jahren überlegt, auszuwandern, erzählt passend dazu Professor Hermann Siebdrat im Interview auf der Bühne. Vieles in Deutschland gefiele ihm nicht. Da er aber zu sehr an seiner Heimat Siegen hänge, „meine Familie lebt seit 300 Jahren hier“, sei er schließlich zu dem Schluss gekommen, selbst politisch aktiv zu werden. Also stieg er bei den Liberalen ein, der „neuen Mitmachpartei“, wie es an diesem Nachmittag auch heißt. Sein geheimer Wunsch sei es, Außenminister zu werden, „immerhin war ich beruflich schon 80 mal in China“. Natürlich sei das Unsinn, „aber wer in meiner Partei hat schon diese Erfahrung“, sagt er und lächelt verschmitzt.

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