Siegen. . Dr. Angela Merkel tritt in Siegen auf. Beim Wahlkampftermin spricht sie unter anderem über Familie, Bildung, Forschung.
- Bundeskanzlerin zu Gast in Siegen
- Wahlkampfauftritt auf der Siegbrücke gemeinsam mit Hermann Gröhe und Volkmar Klein
- Veranstalter gehen von 2500 bis 3000 Zuschauern aus
Am Ende hat sich der Auftritt in Siegen für die Bundeskanzlerin echt gelohnt: Volkmar Klein, CDU-Direktkandidat für den Wahlkreis Siegen-Wittgenstein, schenkt ihr eine Grillzange. Zugegeben: Nicht irgendeine, sondern eine mit der Aufschrift „Damit in Berlin nichts anbrennt“, die der Bundestagsabgeordnete in seinem sommerlichen Wahlkampf verteilt.
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Etwa 2500 bis 3000 Menschen, so schätzen die Veranstalter, sind zum Wahlkampfauftritt auf der Siegbrücke erschienen. Sie stehen bis in die Bahnhofstraße, haben sich am Neuen Ufer und auf der Oberstadtbrücke postiert. Die Bühne steht auf Höhe der Commerzbank, der Brückenbereich ist für rund 400 angemeldete und geladene Gäste reserviert – aus Sicherheitsgründen, denn für die Regierungschefin gelten besondere Regeln.
Vorne Applaus, hinten Pfiffe
Sie selbst wirkt locker und gut gelaunt, als sie um 19 Uhr durch die Menge nach vorn geht, durch ein Spalier gezückter Smartphones. Sie begrüßt den Bürgermeister und die heimischen Landtagsmitglieder; ihr letztes Winken, bevor sie auf das Podium steigt, gilt der Liveband rechts neben der Hauptbühne. Die hat seit 18 Uhr mit einer Mischung aus Schlagern und Charthits versucht, die Stimmung für den Auftritt der Kanzlerin zu heben. Auch „Summer of 69“ von Bryan Adams stand auf dem Plan. Textlich bemerkenswert – immerhin, da sind sich Musikfans weitgehend einig, geht es dem Lied nicht um das Jahr 1969.
Auch wenn die Band sich stimmlich und instrumental nicht verstecken muss, ist offensichtlich: Niemand ist wegen der Musik hier. Erst sprechen Volkmar Klein und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, zugleich Spitzenkandidat der CDU in Nordrhein-Westfalen, dann tritt Angela Merkel ans Pult. Im Kern gehe es in den rund 40 Tagen bis zur Bundestagswahl „um das, was Sie anbelangt“, richtet sie sich ans Publikum. „Sie entscheiden; und vor allen Dingen entscheiden Sie über Ihr Leben in den kommenden Jahren.“
Es geht um Arbeitsplätze, um die Bedeutung einer starken Wirtschaft für das Funktionieren der Sozialsysteme, um die Bedeutung von Bildung und Forschung. Für Letzteres sei Siegen mit der Uni „ein Musterbeispiel“, auch im Hinblick auf die geplante Lebenswissenschaftliche Fakultät zur Medizinerausbildung. Regelmäßigen Applaus gibt es von den Sitzplätzen vor der Bühne, Trillerpfeifenpfiffe und Hupgeräusche kommen aus Richtung Bahnhofstraße, wo sich Merkel-kritische Zeitgenossen versammelt haben. Deren Zahl ist überschaubar, aber die akustische Aktivität durchgehend.
Für ein gutes Deutschland
Den Slogan „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ greift die Kanzlerin in ihren Ausführungen immer wieder auf. „Wir sind die Partei, die sich darüber freut, dass die Menschen verschieden sind“, stellt sie fest. Das gelte auch für Familien. Es sei nicht die Aufgabe des Staates, Lebensentwürfe vorzuschreiben, „sondern Möglichkeiten zu eröffnen, unterschiedliche Familienmodelle leben zu können“. Kinderbetreuung sei deshalb ein wichtiges Thema der kommenden Jahre, ebenso Entwicklungspolitik, um Fluchtursachen zu bekämpfen.
Zum Ende ihrer halbstündigen Rede gibt die Bundeskanzlerin sehr konkret Tipps, wie jeder und jede Einzelne zu einer validen Wahlentscheidung am 24. September gelangen kann. „Diskutieren Sie in Ihren Familien, mit Verwandten und Freunden. Fragen Sie sich: ,Was möchte ich haben und mit wem erreiche ich das am besten?’“ Die CDU, räumt sie ein, mache „nicht alles richtig“, aber mit ihr, so die Kanzlerin, „gibt es die Chance, dass es gut vorangeht“. Sie sei bereit „die wunderbare Aufgabe, Bundeskanzlerin zu sein, für vier weitere Jahre anzunehmen“. Viel Applaus von vorne. Und ein paar Pfiffe von hinten.
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