Siegerland. . Michael M. Schwarzer kandidiert für die AfD im Wahlkreis Siegen-Wittgenstein II: Der Unternehmer arbeitet auch als Landespressesprecher der Partei.

Michael M. Schwarzer sieht sich als Politikpragmatiker. „Mir ist egal, wer im Parlament einen Antrag stellt“, sagt der AfD-Kandidat für den Wahlkreis Siegen-Wittgenstein II, „wenn ein Grüner einen guten Vorschlag macht, stimmen wir zu, wir wollen rationale Politik.“ Die Grünen stehen für all das, was die AfD nicht will, das wird im Gespräch deutlich – dabei war Schwarzer mal Parteimitglied, er hatte eine Wette verloren. Der Kandidat über...

...die AfD und die Parteien

„Politik hat immer den Erfolg verwaltet“, sagt Schwarzer, „mal die SPD, mal die CDU.“ Er selbst habe sich immer der FDP nahe gefühlt, „aber um die Jahrtausendwende war das nicht mehr meine Partei.“ Die CDU sei immer beliebiger, die FDP immer grüner geworden. 2013 zeigte der Wahl-o-mat die höchste Übereinstimmung mit der AfD, er sei erschüttert gewesen, dass die Kanzlerin sich für die religiöse Beschneidung eingesetzt habe, „eine Festlegung des Kindes auf eine Religion, die es nicht selbst entscheiden kann, ein tiefer Eingriff in die Religionsfreiheit und Körperverletzung.“

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Ein konservativer Gegenpol fehle. Als die AfD wuchs, sei sie auch für Rechte attraktiv geworden. „Damals war die Lucke-Fraktion froh, dass Leute kamen – aber jetzt sind sie halt drin“, so Schwarzer. Er trat im Frühjahr 2016 ein, sein Antrag sei bereits ausgiebig geprüft worden. Nach Schwarzers Angaben habe das pragmatische Pretzell-Lager in NRW deutlich Überhand, die „patriotische Plattform“ nur etwa zwei Dutzend Mitglieder.

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Schwarzer will „Sorgen und Ängste des kleinen Mannes aufnehmen und vernünftig kanalisieren.“
Wirtschaftspolitik: „Geld muss irgendwoher kommen.“ Schwarzer will Politik machen für die, die „wirklich arbeiten“ und Geld generieren, „den starken Mittelstand zwischen Arbeitern, Handwerkern und der Führungsriege“ von Unternehmen. Auf beiden Seiten davon, oben wie unten, gebe es eine wachsende Zahl Leute, die Geld abzögen, aber kaum dafür arbeiteten.
Erinnerungskultur: „Der Schuldkomplex des dritten Reichs hat eine Generation übersprungen“, sagt Schwarzer. „Warum soll Deutschland heute schuld sein?“ Keinem Engländer oder Amerikaner werde heute noch der Sklavenhandel vorgeworfen.
Bildung: „Inklusion ist ein gefährlicher Irrweg, der nur Frust erzeugt“, findet Schwarzer, „weil Behinderte hinterherhängen, Leistungsträger kleingehalten werden.“ Sinnvoll seien Förderschulen, jeder solle nach seinen Möglichkeiten beschult werden. „Mit Einbeinigen kann man nicht Roller fahren.“ Und G8 diene nur bestimmten Wirtschaftszweigen, denen schnell Leute zugeführt werden sollten, die„schnell wieder geschreddert“ würden.

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...Leitkultur

Er habe selbst Rassismus erfahren, sagt Schwarzer. Er lebte lange in der Karibik, „dort war ich der ‘white boy’, ein Bittsteller, wurde zwar in die Gemeinschaft aufgenommen, aber ich habe nie geglaubt, ihnen erklären zu müssen, wie die Welt funktioniert.“ Gemeinschaften hätten Werte, Zugehörigkeitsmerkmale, sagt er und zieht einen Vergleich: Wenn ein Ort an „Unser Dorf soll schöner werden“ teilnehme, zeige das Stolz, man trete in Wettbewerb zu anderen Dörfern – „wir sind besser“. Gesellschaften funktionierten eben unterschiedlich, nach ihren je eigenen Regeln. Er wolle nicht werten, ob eine Gesellschaft besser als andere sei – aber man könne sich seine Kultur ja aussuchen. Wer nach Deutschland komme, müsse hiesige Regeln akzeptieren. „Wir wollen niemandem etwas böses, der uns nichts böses will.“ Er sei durchaus für ein Budget, um Leuten zu helfen, die außerhalb dieser Gemeinschaft stünden. „Aber wenn ich Kalkutta retten will, bringt es nichts, halb Kalkutta einzuladen.“

...Höcke

Schwarzer sagt, er sei auch in der AfD, um Rechtsausleger wie den thüringischen Fraktionsvorsitzende kleinzuhalten. „Wenn ich nur zugucke und dann feststelle, dass sich die Höcke-Leute durchgesetzt haben, bin ich mit Schuld.“ Die „Idioten, die rumkrakeelen“ spielten in der AfD aber keine Rolle, sie würden medial gehypt. „Höcke repräsentiert einen Landesverband kleiner als viele Kreisverbände.“

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...Persönliches

Als „wertkonservativ“ bezeichnet sich der Unternehmer. Er lebt wieder in Siegen, ist dort in der Ratsarbeit aktiv, leitet einen Familienbetrieb in Hilchenbach. Vorher war Schwarzer lange in der Werbebranche tätig. Seine Familie unterstützt seine Kandidatur, er will sie aber aus dem Wahlkampf heraushalten. Zu oft werde er angefeindet, sagt Schwarzer, der auch Landespressesprecher und damit enger Mitarbeiter Markus Pretzells ist.

...den Wahlausgang

„Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zweistellig werden“, so Schwarzer. Er freue sich über jede Stimme, erwarte aber nicht, dass er ins Parlament einziehe. Seine Aufgabe sehe er darin, dass sich Menschen ergebnisoffen mit der AfD auseinandersetzen. „Wenn sie uns nicht wählen – ok. Aber bitte nicht aufgrund vorgefertigter Meinungen.“

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