Siegen. . Die Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein zeigt nach dem Anschlag in Berlin ab sofort verstärkte Präsenz – sichtbar und verdeckt – in Siegen.

  • Zusätzliche Polizeistreifen mit Maschinenpistole und Schutzweste eingesetzt
  • Schwerpunkte auf den Weihnachtsmärkten im Stadtzentrum und Weidenau
  • Polizeidirektor sucht Gespräch mit Betreibern der Weihnachtsmärkte

Auf den Weihnachtsmärkten in Siegen und Weidenau werden nach dem Anschlag in Berlin zusätzliche Polizeistreifen mit Maschinenpistole und schusssicherer Weste Präsenz zeigen. Auch wenn es keine akuten Hinweise auf erhöhte Terrorgefahr in Siegen-Wittgenstein gebe, hätten die Ereignisse in Berlin die Frage nach der Sicherheit bei öffentlichen Veranstaltungen in den Mittelpunkt gerückt, teilen Landrat Andreas Müller als Leiter der Kreispolizeibehörde und Polizeidirektor Wilfried Bergmann mit.

Bislang habe die Siegen-Wittgensteiner Kreispolizeibehörde auf diesen beiden Märkten aufgrund ihrer relativen Größe ohnehin Präsenz gezeigt, die Kräfte werden nun aufgestockt, so Meik Scholze von der Pressestelle der Polizei. „Viele der anderen Weihnachtsmärkte in der Region sind zu klein oder bestehen nur kurz.“

Keine Hinweise auf Terrorgefahr

Zu den konkreten Zahlen der Beamten vor Ort macht die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben. „Deutschland und damit auch NRW stehen seit langem im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus. Diese Gefahr besteht grundsätzlich für alle Städte auch in Siegen-Wittgenstein“, so Landrat Müller.

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Es gebe aber keine konkreten Erkenntnisse oder Hinweise, die auf bestehende terroristische Planungen oder Aktionen hindeuteten, Absagen oder Schließungen von Weihnachtsmärkten seien keine Optionen, betonte auch Siegens Bürgermeister Steffen Mues.

Gespräch mit Weihnachtsmarktbetreibern

Wilfried Bergmann hat allerdings die Weihnachtsmarktbetreiber aus Siegen-Wittgenstein gestern noch zu einem Gespräch eingeladen, um zu bereden, welche Beiträge die Betreiber zur Erhöhung der Sicherheit leisten können. „Die Kreispolizei steht in engem Informationsaustausch mit allen Sicherheitsbehörden. Wir tun alles dafür, um die Sicherheit zu gewährleisten. Polizeibeamte werden auf den Weihnachtsmärkten erkennbar, aber auch verdeckt unterwegs sein. Alle Polizeibeamten sind noch einmal in hohem Maße sensibilisiert worden.“

Zusätzliche Doppelstreifen in NRW

Die Polizeibehörden in ganz NRW stockten noch in der Nacht nach dem Berliner Anschlag die Sicherheitsmaßnahmen auf. Zusätzliche Doppelstreifen werden dort eingesetzt, wo mit größeren Menschenansammlungen zu rechnen ist, in der Vorweihnachtszeit eben vor allem die Weihnachtsmärkte.

„Die Örtlichkeiten sind sehr unterschiedlich“, sagt Polizeisprecher Lars Detmer, der Winterzauber im Siegcarré etwa sei in dieser Hinsicht sehr sicher gelegen; ob die beiden größeren Siegener Weihnachtsmärkte gegen Angriffe mit Fahrzeugen gerüstet würden, ist Gegenstand der Gespräche mit den Kommunen. Andere Großveranstaltungen unter freiem Himmel gebe es bislang nicht. Landrat Müller rät, besonnen zu reagieren, betonte aber, dass es trotz aller Sicherheitsmaßnahmen 100-prozentige Sicherheit nicht geben könne.

Sorge vor politischem Populismus

„Natürlich werden wir alles tun, um die Sicherheit der Besucher der Weihnachtsmärkte zu gewährleisten“, sagt auch Siegens Bürgermeister Steffen Mues, „es muss aber jedem klar sein, dass es in einer offenen und freien Gesellschaft niemals absolute Sicherheit vor hinterhältigen und feigen Terroranschlägen geben wird.“

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20.12.2016, Hagen, Weihnachtsmarkt, NRW-Polizei sichert Weihnachtsmärkte mit Maschinenpistolen, Foto: Alex Talash
Von Nina Grunsky, Joachim Karpa

Mues zeigte sich „erschüttert und entsetzt“ über den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt vor der Berliner Gedächtniskirche. Sein Mitgefühl gelte Verletzten, Angehörigen und Hinterbliebenen der Todesopfer: „Für sie wird nach diesem Tag nichts mehr sein, wie es war.“

2016 kein Glanzjahr der Weltgeschichte

Im Rathaus stellten Mues und Kämmerer Wolfgang Cavelius, auch Ordnungsdezernent, am Dienstag den Haushaltsplan für 2017 vor. Das falle schwer, so Mues, nicht erst im Licht der Anschläge des Vortages. 2016 sei insgesamt „kein Glanzjahr der Weltgeschichte“ gewesen, „es lässt viele sprachlos zurück“. Auch 2017 verspreche „keine wirkliche Verbesserung der geopolitischen Konfliktherde.“

Politischem Populismus werde der Anschlag von Berlin „leider weiter Vorschub leisten“. Seit Dienstagvormittag hängt die vom Bundesinnenminister angeordnete Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden auch im Kreisgebiet Siegen-Wittgenstein.

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