Siegen-Wittgenstein. . Kreis-SPD und Zweckverband Personennahverkehr wollen die Unpünktlichkeit der Hessischen Landesbahn nicht länger mit ansehen.

  • Rothaarbahn: Nur der Rhein-Sieg-Express ist noch schlechter
  • Lösung könnten Optimierungen entlang der Strecke sein
  • Intercity in Siegen nicht sicher: Deutsche Bahn hat Platz auf Gleisen nicht

Die Rothaarbahn findet ihren Takt nicht. „Wir wollen uns das nicht länger ansehen“, berichtet Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS), nach der Verbandsversammlung. „Wir überlegen, ob man die Hessische Landesbahn noch weiter auf der Strecke fahren lassen kann“, bestätigt Michael Sittler, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion.

Obwohl das, wie Sittler einräumt, auch „leichter gesagt als getan“ sei. Schon im Frühjahr hatten die Linken gefordert, der Hessenbahn den Auftrag zu entziehen. Am Ende hatten sich die beteiligten Verkehrsverbünde noch nicht einmal auf eine förmliche Abmahnung verständigen können.

Die Rothaarbahn

Das Problem: Nur 79 Prozent aller Züge kommen pünktlich an, schlechter ist nur noch der Rhein-Sieg-Express („rsx“) aus Köln mit 74,6 Prozent. Bei mehr als zehn Minuten Verspätung wendet die Bahn in Erndtebrück, nach Bad Berleburg werden dann Taxen eingesetzt. Verspätungsanfällig ist die Linie, seit sie bis Betzdorf verlängert ist — und seit die Hessenbahn den Betrieb von der DB übernommen hat. „Der Fahrplan ist eng, aber fahrbar“, meint Günter Padt. Um Zeit zu gewinnen, fahren die Bahnen seit dem Fahrplanwechsel eine Minute früher nach Bad Berleburg ab.

Die Lösungen sieht der ZWS bei der DB und der Hessenbahn: Die DB muss den Bahnübergang Aue so fit machen, dass die Züge ohne Halt passieren können, und die Langsamfahrstelle in Ferndorf beseitigen. Nach wie vor steht die Beseitigung von Bahnübergängen an: zwischen Lützel und Erndtebrück „so schnell wie möglich“, fordert Padt, sobald die Andienung der Erndtebrücker Eisenwerke geregelt ist.

Und in Dahlbruch die Sperrung des Schmidtseifen-Übergangs für Fahrzeuge, nun auch gegen den Willen von Stadt und Anwohnern. Lange geplant ist ein Umbau im Bahnhof Hilchenbach. Ein Signal muss versetzt, der Übergang zum Mittelbahnsteig verlegt werden — dann können die Züge, die sich dort begegnen, gleichzeitig einfahren. Das soll nun endlich 2017 erledigt werden, „ich hoffe bis Juni.“

Von der Hessenbahn erwartet der ZWS, dass sie sich mit der DB über die „Disposition“ verständigt. Gemeint ist eine grüne Welle bei den Signalen, die dann auch tatsächlich Tempo 120 zwischen Geisweid und Kreuztal erlaubt statt der jetzt erreichten 70 km/h, und eine Regelung für die Schranke in Kreuztal, damit der Zug nicht da auch noch auf freie Bahn warten muss.

Der Intercity

Ab Dezember 2019 will die Bahn Siegen wieder an den Fernverkehr anschließen und alle zwei Stunden einen Intercity in Richtung Dortmund und Frankfurt schicken. „Das ist nicht sicher“, sagt ZWS-Geschäftsführer Günter Padt. Denn die DB hat den Platz auf den Gleisen in den benötigten Zeiten nicht („Trassen“), die ihnen die regionalen Verkehrsverbünde abgeben müssten. Unter denen, die sich quer stellen, ist der große Verkehrsverbund-Rhein-Ruhr (VRR).

Die Idee war, den IC anstelle des Regionalexpresses 16 auf die Strecke zu schicken, der dann nur noch in den IC-freien Randzeiten eingesetzt würde — nach Dortmund. Fahrgäste nach Hagen müssten in Letmathe umsteigen oder die zweistündlich eingesetzte Regionalbahn 91 nehmen. Gerade ist die Auftragsvergabe an Abellio für die nächsten 15 Jahre ab 2019 rechtsverbindlich geworden, wie bisher für die Verbindungen nach Hagen und über Hagen nach Essen.

Der Nahverkehr Westfalen-Lippe hat am Mittwoch eine „schnelle Direktverbindung“ zwischen Siegen und Dortmund in den Nahverkehrsplan aufgenommen — Voraussetzung dafür, dass das kombinierte Fern- und Nahverkehrsprojekt zumindest konkret geplant werden kann. Zu bewältigen sind dann auch noch rechtliche Hürden, bei denen die EU eine Rolle spielt: Der IC, in dem auch Nahverkehrskunden mitfahren sollen, darf nicht subventioniert werden.

>>HINTERGRUND: Angebote für Buslinien liegen vor

Es gibt Busunternehmen, die auf eigene Rechnung Buslinien in Siegen-Wittgenstein und Olpe betreiben wollen. „Mehr als eins“, sagt Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS). Am Montag ist die Bewerbungsfrist für die fünf Linienbündel — drei in Siegen-Wittgenstein, zwei in Olpe — abgelaufen.

Jetzt prüft die Bezirksregierung, ob die Angebote den Anforderungen entsprechen, die die Kreise in ihren Nahverkehrsplänen formuliert haben. Padt schätzt, dass Arnsberg dafür die maximal zulässige Zeit ausschöpft. „Wir werden wahrscheinlich im Juli so weit sein.“

Alternative: EU-weite Ausschreibung

Dann ist der Kreistag an der Reihe. Wenn Angebot und Anforderung nicht zueinander passen, kann er bei den Anforderungen nachgeben. Wenn er das nicht will, müssen die Linienbündel EU-weit ausgeschrieben werden. Dann geht es nicht mehr darum, ein Busunternehmen auszuwählen, das „eigenwirtschaftlich“, also ohne Subventionen, fahren will. Sondern um die Auswahl des Angebots mit dem günstigsten Preis für die bestellte Leistung, den die Kreise dann bezahlen müssen.

Dem wollten die Kreise unter anderem durch den massenhaften Kauf von „Schülertickets“ entgegenwirken. Bisher sind auf den Linien die privaten Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) und der Busverkehr Ruhr-Sieg (BRS), eine Tochter der DB, unterwegs.

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