Siegen. . Der Mann (38), der mit einem Küchenmesser im März dieses Jahres die Sparkasse Siegen überfallen hatte, muss ins Gefängnis. Das Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren und drei Monaten Haft.

Das Urteil blieb etwas unter dem Antrag von Staatsanwalt Patrick Baron von Grotthuss. Der hatte drei Jahre und sechs Monate für den jungen Mann gefordert, der im März die Siegener Sparkasse um gut 10 000 Euro erleichtert und vorher mehrfach Anzahlungen für Küchen in die eigene Tasche gesteckt hatte, die er für seinen Arbeitgeber verkaufte. Die Kammer verhängte am Dienstag drei Jahre und drei Monate. Und sie setzte den Angeklagte auf freien Fuß.

Nach „Überfall“ im Netz gesucht

Die Aussetzung des Haftbefehls nach drei Monaten Untersuchungshaft dürfte ein Bonus für das Vorleben des Angeklagten sein, der keine Vorstrafe hat und „nicht der typische Kriminelle“ sei, wie die Vorsitzende Richterin Sabine Metz-Horst befand. Andererseits machte sie dem 38-Jährigen auch deutlich, dass sein Verhalten in der Sparkasse nicht so harmlos und dilettantisch gewesen sei, wie er habe suggerieren wollen.

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Ein Überfall ohne Maske und sonstige Tarnung, das habe doch gar nicht klappen können, oder? Erdal S. hatte selbst geschildert, am Vorabend unter dem Stichwort „Überfall“ im Internet gesucht zu haben. „Das hat die Kammer auch getan“, berichtete Metz-Horst. Sie sei auf einen Täter gekommen, der nur mit einer Kappe und einer Drohung per Zettel, „wie der Angeklagte“, gleich mehrere erfolgreiche Überfälle begangen habe. Aber natürlich könne das auch nicht verallgemeinert werden. Im Falle von Erdal S. müsse unbedingt die enorme pathologische Spielsucht in Betracht gezogen werden, ohne die weder die Unterschlagungen noch der Überfall denkbar gewesen seien.

„Eigentlich hatte er alle Chancen“, blickte die Vorsitzende zum nun Verurteilten, der den knapp einstündigen Vortrag ohne sichtbare Regung über sich ergehen ließ. Erdal S. hatte eine Ausbildung, eine Familie, war im Job schnell aufgestiegen. Aber der Kauf des eigenen Hauses habe die Aufsicht der Eltern beendet, damit das Unglück begonnen, fasste die Richterin zusammen. Der junge Mann hatte gespielt und verloren, immer mehr, nächtelang in Spielhallen und Casinos verbracht und seiner Frau erzählt, zusätzliche Arbeit zu haben.

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Zur Tatzeit waren seine Schulden enorm gewachsen, bei der Bank und bei Siegener Kredithaien, die zum Schluss bis zu 30 Prozent Zinsen im Monat von S. für weitere Kredite gefordert hatten. Er stand kurz vor dem Suizid und entschied sich für den Überfall. Den habe er schon zu Hause geplant und nach Ansicht der Kammer erst beendet, als das Sicherheitspäckchen in seiner Jacke explodierte, stellte Metz-Horst fest. Erdal S’ Behauptung, schon in der Sparkasse beschlossen zu haben, zur Polizei zu gehen, sei unglaubwürdig.

Therapie für Täter hat Priorität

Weitere Taten befürchtet die Kammer nicht, eine Entlassung nach der Hälfte der Strafe sei möglich. Erdal S. müsse sich um eine Therapie bemühen. „Das hat jetzt absolut Priorität“, gab die Vorsitzende dem Mann mit auf den Weg. Sobald sein Pass in Gewahrsam ist, kann er die JVA erst einmal verlassen und wird zum Haftantritt wieder geladen.

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