Siegen/Albaum. . Drei junge Männer überfielen eine Taxifahrerin, schlugen und würgten sie. Beute: rund 250 Euro. Jetzt stehen sie vor Gericht.
Wenn seine beiden besten Kumpel in die Spielothek oder in die Disco gingen, musste der damals 15-Jährige draußen bleiben. Für den brutalen Raubüberfall auf eine heute 40-jährige Taxifahrerin im November 2014 aber war der Jugendliche alt genug.
Zusammen mit seinen zur Tatzeit 19 und 23 Jahre alten Freunden lockte der junge Angeklagte in der Nacht vom 18. auf den 19. November 2014 die Taxifahrerin von Altenhundem zum Sportplatz nach Albaum. „Weil da kein Mensch ist“, begründete der Zweitälteste des Trios gestern vor dem Landgericht die Ortswahl für den Raubüberfall.
Taxifahrerin mit Kabel von Rückbank aus gewürgt
Bei der Tat ging das Trio nach Plan vor. Die Rollen, so gab der Jüngste vor der Großen Strafkammer in Siegen zu, waren genau verteilt worden. Der Jüngste setzte sich hinter die Taxifahrerin und hielt ein Kabel bereit. Der Älteste der drei jungen Männer saß mit einem Schlagstock daneben. Und der Dritte im Bunde machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem und sollte die Taxifahrerin mit den Fäusten traktieren.
Die heute 40-Jährige schöpfte keinen Verdacht, als das Trio spät in der Nacht zu ihr einstieg. „Den Jüngsten kannte ich nicht. Die beiden anderen habe ich schon mal gesehen. Da habe ich mir gedacht, was sollen die mir schon tun?“ Diese Einschätzung sollte ein fataler Fehler sein.
Denn auf dem dunklen Platz vor dem einsam gelegenen Sportplatz in Albaum begann für die Taxifahrerin ein Albtraum, der sie bis heute nicht loslässt.
Plötzlich legte der Jüngste des Trios ihr von hinten das Kabel um den Hals und zog kräftig zu. Den Überfall hatte er zuvor am kleinen Bruder eines Mitangeklagten geübt.
Die beiden Anderen schlugen mit dem Schlagstock und den Fäusten auf die Frau ein. „Ich habe keine Luft mehr gekriegt und nur an meinen Freund und meine Kinder gedacht. Irgendwann bin ich wieder wach geworden“, schilderte die Oberhundemerin ihre Qualen. Mit letzter Kraft gab sie nach „10 bis 15 Minuten“ Vollgas und rief die Polizei.
Der Taxometerstand lautete zum Zeitpunkt des Überfalls 24,10 Euro. Die Beute des brutalen Trios betrug rund 250 Euro, die die Drei im nahen Wald unter sich aufteilten. Am nächsten Tag wurden sie von der Polizei festgenommen. „Ich fand den Anblick schrecklich. Die Frau hatte die Augen verdreht“, erinnerte sich der zur Tatzeit 15-Jährige. „Sie bekam keine Luft mehr. Ich träume das noch sehr oft“, schilderte der Mittlere des Trios. Auf die Idee, für die schwer zugerichtete Taxifahrerin einen Krankenwagen zu alarmieren, kam aber niemand von den jungen Männern.
Opfer arbeitet weiter als Taxifahrerin - trotz Traumas
Die Frau hatte Glück. Im Krankenhaus wurden unter anderem Schwellungen in der rechten Gesichtshälfte und eine Kehlkopfquetschung festgestellt. Aber die 40-jährige will sich nicht unterkriegen lassen und fährt weiter Taxi, auch nachts. „Ich lasse mein Leben nicht von den Drei kaputt machen“, gab sich das emotional mitgenommene Opfer vor dem Landgericht Siegen kämpferisch. In einer Trauma-Ambulanz versucht sie, das Geschehen zu verarbeiten. „Ich denke tagtäglich mehrmals daran. Schlimm ist es, wenn Leute bei mir hinten ins Taxi einsteigen, die ich nicht kenne“, berichtete die Frau.
Kurz vor dem Überfall auf das Taxi hatten die Angeklagten aus Langeweile und Frust rund um den Marktplatz in Altenhundem einige Brände gelegt. Auch hier war es wohl nur Glück oder Zufall, dass kein größerer Schaden entstanden ist. Der Prozess vor dem Landgericht wird am Montag fortgesetzt.