Meschede. . Das Vogelschießen beginnt - und es fehlen die Bewerber. Das ist jetzt wieder bei mehreren Schützenfesten passiert. In der Region sind nur Männer zugelassen. Dabei könnten es auch Frauen versuchen, wenn Vereine und Bruderschaften es wollen. Ein Interview mit dem stellvertretenden Bundesoberst.

Bei vielen Schützenfesten fehlen die Bewerber auf die Königskrone. Dabei gäbe es eine einfache Lösung: Wie wäre es eigentlich auch mit Frauen als aktive Bewerberinnen unter der Vogelstange? Darüber haben wir mit Addi Grooten, dem Kreisoberst und stellv. Bundesoberst, gesprochen.

Frauen stehen unter der Vogelstange und schießen mit um die Königswürde. Wann wird es so weit sein?

Addi Grooten: Es ist doch bereits geschehen und zwar im Juni 2011 in Menden-Hüingsen. Dort schoss zum ersten Mal eine Frau den Vogel ab und nahm ihren Ehemann zum Prinzgemahl.

Es gab zuletzt immer wieder Schützenfeste, bei denen keiner Majestät werden wollte und nur mühsam ein Kandidat gefunden wurde. Ist nicht allein diese Entwicklung ein Argument dafür, beide Geschlechter schießen zu lassen?

Addi Grooten: Es gibt keine Einwände dagegen, beide Geschlechter schießen zu lassen, sofern es die Satzung des Vereins zulässt. Die Mitgliedschaft von Frauen kann man allerdings nicht „von oben“ verordnen. Ich wage aber zu bezweifeln, dass im Falle eines fehlenden männlichen Kandidaten plötzlich ein weibliches Vereinsmitglied die Königswürde erringen möchte, denn auf die Frau kommen die gleichen Verpflichtungen zu wie auf einen Mann.

Schützenvereine sind sehr traditionsbewusst - könnte eine Frau als Bewerberin auch Männer verschrecken?

Addi Grooten: Ich muss noch mal auf die jeweilige Vereinssatzung verweisen: Wenn diese es zulässt, dass Frauen Mitglieder sein können, warum sollten dann die Männer verschreckt sein, wenn sie nun im Schießwettbewerb eine Konkurrentin haben? Es könnte vielleicht sogar ein zusätzlicher Ansporn sein!

Besteht durch eine Reform die Chance, dass das Schützenwesen im Sauerland einen weiteren Schub bekommt?

Addi Grooten: Diese Frage kann ich nur allgemein beantworten. Der Sauerländer Schützenbund ist mit der bisherigen Entwicklung, insbesondere bei den Jungschützenabteilungen, zufrieden. Dort gibt es übrigens auch schon mehrere weibliche Mitglieder, die sogar eine Jungschützenabteilung leiten. Man darf bei einer Reform natürlich auch nicht den finanziellen Aspekt aus dem Auge verlieren: Sind Ehepartner bzw. Lebensgemeinschaften bereit, nach einer weiblichen Mitgliedschaft nunmehr den doppelten Vereinsbeitrag zu zahlen?

Bei den Sportschützen treten Frauen und Männer an: Wer schießt eigentlich besser?

Addi Grooten: Es gibt im Sportschießen sowohl Männer wie auch Frauen, die es schon zu überregionalen Titeln gebracht haben. Einen Vergleich möchte ich daher nicht ziehen. Aber das traditionelle Vogelschießen hat mit dem Sportschießen so wenig zu tun wie Kür und Pflicht.