Meschede. . Der Mescheder Wirtschaftsprofessor Ewald Mittelstädt ist besorgt darüber, dass die meisten der südwestfälischen Weltmarktführer bereits vor Jahrzehnten starteten. Wo bleibt die Nachfolge?

Ewald Mittelstädt will die mittelständische Wirtschaft Südwestfalens nicht schlechtreden. Wie könnte er auch, angesichts der Ballung von Weltmarktführern? „Die Unternehmen sind stark und gut aufgestellt“, bestätigt der Mescheder BWL-Professor. Aber sein Schwerpunkt an der Fachhochschule Südwestfalen heißt Entrepreneurship Education: Erziehung zur Unternehmensgründung. Und da kann die Region eben weniger glänzen. „Es stoßen zu wenig neue Gründer dazu“, sagt Mittelstädt.

Wo bleiben die letzen 60 Jahre?

Als Beispiel führt er die Träger des Wirtschaftspreises Hochsauerland an: 1999 bis 2013 wurden ausgezeichnet: Borbet (von 1881), BJB (1867), KettenWulf (1925), WEPA (1948), Olsberger Hütte (1577), VOSS (1931) und Veltins (1824). „In den letzten 60 Jahren scheint wenig Preiswürdiges dazugekommen zu sein“, folgert der Wirtschafts-Professor.

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Und das hält Mittelstädt für bedenklich, weil der demografische Wandel das Sauerland überdurchschnittlich stark betreffen werde. Da ist es kein Trost, das Deutschland insgesamt nicht gut abschneidet: „Zuletzt gab es mehr Insolvenzen als Gründungen, dabei hat die Demografie noch gar nicht zugeschlagen.“ Und die gründungsaktive Zeit liege normalerweise im Alter zwischen 30 und 40 Jahren.

10 Prozent der deutschen Weltmarktführer sind nach 1990 entstanden. In Südwestfalen sind sechs von 126, also weniger als 5 Prozent. Woran das liegt? „Vielleicht beschäftigt man sich zu viel damit, wie man die Leute in der Region hält und zu wenig damit, wie man Zuwanderer anlockt“, meint Mittelstädt. Denn Zuwanderer, egal ob aus anderen Regionen Deutschlands oder aus dem Ausland, neigten überdurchschnittlich zu Firmengründungen. „Da muss man sich mehr öffnen.“

Aber etwas mehr wird man den Menschen schon bieten müssen, damit sie ihr neues Unternehmen in Südwestfalen eröffnen und nicht in einer nahen oder fernen Großstadt. Mittelstädt hat auch eine Vorstellung davon, was das sein könnte: „Innovations- und Gründerzentren sind ja etwas in Verruf gekommen. Da hat man Interessenten oft nur Büros zur Verfügung gestellt. Nötig ist dagegen etwas anderes: Vernetzung. Also Kontakte zu Unternehmen und Geldgebern, Förderprogramme und eine enge Anbindung an die Hochschule. Dann kann ein Brutkasten für Gründungen entstehen.“

Technologiepark Hochsauerland?

Also ein Technologiepark wie in Dortmund? „Der ist ein großer Erfolg“, betont der Entrepreneur-Förderer. Und das wäre auch im Sauerland möglich? „Unser Fachbereich Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften hat immerhin 4387 Studierende. Und das Thema Gründungen stößt auf fruchtbaren Boden. Da gibt es viele Ideen, da sollen Patente angemeldet werden.“

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Und Kapital, das in diesen Niedrigzins-Zeiten nach Anlagemöglichkeiten sucht, gibt es auch. Was müsste jetzt also passieren? „Hochschule, Politik und Wirtschaftsverbände müssten sich zusammensetzen, um sich die geeigneten Strukturen zu überlegen.“ Mit Blick auf eine Zukunft, in der selbst die Unternehmensnachfolge in den mittelständischen Firmen, die in Südwestfalen zu 95 Prozent familiengeführt sind, eine wachsende Herausforderung darstellt.