Meschede. . Nach Jahren ist der Spuk in der verlassenen Veramed-Klinik in Meschede vorbei: Am Freitag wurden alle Patientenakten aus dem leerstehenden Gebäude geholt. Die sensiblen Daten konnten bislang von jedem eingesehen werden, denn das Gebäude war frei zugänglich.

Der Spuk in der Geisterklinik hat ein Ende. Alle alten Patientenunterlagen aus der Veramed-Klinik sind seit gestern an einem sicheren, geheimen Ort verschlossen. Mitarbeiter des Kreis-Bauhofes sammelten in dem Komplex alles ein, was irgendwie einen Bezug zu den Krankengeschichten gehabt haben könnte: Von letzten herumliegenden Aktenordnern bis hin zu einzelnen Seiten, die verstreut waren. Die Vorgaben des Landes-Datenschutzbeauftragten sind damit erfüllt.

Nach der Insolvenz 2008 habe sich der Insolvenzverwalter nicht weiter um den Verbleib der Krankenakten gekümmert, sagt Fritz Platzer. Der Remblinghauser vertritt als Ansprechpartner die Interessen der auswärtigen Besitzgesellschaft. „Wir haben die Unterlagen daraufhin dann in Räumen aufbewahrt, die gesichert waren“, sagt er. Dann aber hat die Zerstörungswut in der verlassenen Klinik zugenommen: Dabei wurden eben auch diese verschlossenen Räume mit den Akten aufgebrochen. Platzer ist nach der Aufräum-Aktion am Freitag froh, dass nun alle Auflagen zum Datenschutz erfüllt sind: „Die Berichterstattung hat natürlich Unruhe gebracht. So etwas fördert auch Verkaufsgespräche nicht.“

Klinikgelände könnte bei Käufern durch gut Lage punkten

Platzer hat immer noch Hoffnung, dass sich ein Käufer finden könnte. Der Preis für das 23 000 Quadratmeter große Gelände sei dabei sekundär, sagt er: „Zunächst muss geklärt werden, für welche Nutzung es noch geeignet wäre.“ 2009, als es konkrete Ideen für einen Golfplatz im darüber liegenden Örtchen Schederberge gab, kam der Gedanke auf, die Klinik in ein Sporthotel umzubauen. Mit dem plötzlichen Tod des Ideengebers endete das aber abrupt. Platzer will jetzt mit den Besitzern klären, ob die Klinik nicht generell innen aufgeräumt werden könnte, um sie für mögliche Investoren wieder vorzeigbar zu machen.

Nach außen macht die Klinik noch einen guten Eindruck. Punkten könnte das Gelände durch seine wunderbare Lage, hofft er. „Der Rohbau ist noch in Ordnung“, betont Platzer. Seine Hoffnung: Ab und zu gebe es immer noch Nachfragen – „Sie können 100 Interessenten haben und vielleicht ist es dann der 101.“

Einbrecher und Diebe haben der Klinik zugesetzt

Allerdings sind auch erste Scheiben zerstört worden, Feuchtigkeit kann eindringen, Schimmel könnte sich bilden. Das Problem sind die Schäden innen. Nach der Insolvenz war die Klinik ab Oktober 2008 damals noch betriebsbereit. Die ersten zwei Jahre sei alles ruhig gewesen, sagt Platzer, der selbst immer wieder nach dem Gebäude schaut. Dann schlugen im letzten Jahr vor allem Metalldiebe zu. Inzwischen ist alles Kupfer aus der Klinik verschwunden. Die Folgeschäden sind enorm: „Wenn die Diebe für 10.000 Euro Kupfer gestohlen haben, dann haben sie gleichzeitig für 100.000 Euro Schäden angerichtet.“ Vielleicht, sagt er, sei es ein Fehler gewesen, die Klinik anfangs richtig zu sichern: „Dadurch weckt man offenbar erst recht die Neugierde. Je mehr Sie etwas zumachen, umso mehr glauben Fremde, hier wäre etwas Wertvolles zu holen.“

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Und zu holen ist in der Klinik nichts. Alles, was einen Wert hatte, wurde bereits 2009 bei den Versteigerungen durch den Insolvenzverwalter verkauft. Was die Rowdys jetzt an Einrichtung innen zerschlagen haben, war bei den Versteigerungen unverkäuflich geblieben.

Bedarf an einer neuen Klinik besteht nicht

Sicher ist Platzer nur, dass hier keine neue Klinik mehr einziehen wird: „Dafür gibt es keinen Bedarf mehr. Die Zeiten im Gesundheitswesen sind anders geworden.“ Schließlich schließen auch anderswo Krankenhäuser, siehe Bad Fredeburg. Platzer hat seinerzeit selbst in der Veramed-Klinik gearbeitet: „Das war ein gutes Haus, in dem sich die Mitarbeiter aufgeopfert haben.“

Viele Ehemalige schauen manchmal noch an der Klinik vorbei. Vor etwa vier Wochen mussten sie feststellen, dass selbst eine wertlose Eisenglocke, die am Eingang hing und noch aus den Knappschafts-Gründertagen der Klinik stammte, gestohlen wurde. Platzer ist über das Stadium hinaus, wo ihn jeder neue Schaden persönlich bedrückt: „Irgendwann sind die Emotionen weg. Wenn man beginnt, ein Gebäude wie eine Person zu betrachten, hat man ein Problem.“