Meschede. . Die ersten Meldungen trafen rund fünf Minuten vor dem Unfall bei der Polizei ein. „Da ist ein Geisterfahrer auf der A46 Richtung Meschede unterwegs!“ Da fuhr der 24-Jährige aus Sundern bereits in Höhe der Scherse bei Freienohl. „Er muss also spätestens in Oeventrop aufgefahren sein“, mutmaßt Werner Wolff, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Arnsberg. Um 1.29 Uhr ging die Nachricht von dem Unfall bei der Polizei in Meschede ein.
In der Nacht zu Sonntag hatte ein Geisterfahrer auf der A46 - etwa in Höhe von Stockausen - ein entgegenkommendes Fahrzeug gerammt. Die Insassen kamen aus Sundern-Hellefeld und Meschede-Berge, sind alle Mitglieder des Reitervereins Hellefeld und waren auf dem Rückweg von einer Geburtstagsfeier.
Die besondere Tragik des Falles: 200 Meter weiter hätten sie die Autobahn wieder verlassen, um Richtung Berge und Hellefeld nach Hause zu fahren. Und ihr Gegenüber kam nicht etwa aus einem weit entfernten Ort, sondern quasi aus der Nachbarschaft aus Sundern-Linnepe, drei Kilometer entfernt.
Die Staatsanwaltschaft geht weiterhin davon aus, dass der Sunderner in fester Absicht, sich das Leben zu nehmen auf die Autobahn aufgefahren ist. Nicht nur die Unfallspuren - wie am Unfalltag gemeldet - deuten darauf hin, erläutert Wolff. „Der junge Mann hat noch kurz vor dem Unfall seiner Familie eine SMS geschickt. Die man - allerdings mit dem Wissen von heute - als Abschied-SMS lesen kann.“ Da sie auch erst Mitten in der Nacht abgeschickt worden sei, sei zurzeit nicht mal klar, ob diese die Adressaten vor dem Unfall noch erreicht habe, betonte Wolff.
Tiefe Betroffenheit in Hellefeld und Sundern
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Arnsberg konzentrierten sich jetzt weiter auf die Fragen zum Unfallhergang. „Der Unfallfahrer ist tot, die Frage nach dem Motiv stellt sich deshalb nicht mehr weiter, denn wir haben keinen Täter“, sagte Wolff. „Selbst wenn wir ein Motiv hätten, würde es uns nichts nutzen, denn wir haben ja keinen Beschuldigten.“ Im kleinen Ort Hellefeld und in Sundern herrscht tiefe Betroffenheit. In Hellefeld wurde ein großes Chorkonzert und am Sonntag bereits Fußballspiele abgesagt.
Zum Thema Geisterfahrer meldete sich eine Person aus Brilon-Rösenbeck in der Redaktion. Er selbst hatte erst im Februar eine Begegnung mit einem Geisterfahrer auf der A46 ebenfalls auf der Höhe von Meschede. Der Mann war damals mit seiner Frau, seiner Tochter und Schwiegersohn auf dem Rückweg von einer Geburtstagsfeier in Neheim, als ihm auf der A46 ein Fahrzeug entgegen kam. „Das fuhr von uns aus gesehen ganz links und erst sah es so aus, als handelte es sich um normalen Gegenverkehr. Nur weil das vorausfahrende Fahrzeug plötzlich auswich und seine Tochter dem Ausweichmanöver folgte habe man den Zusammenstoß verhindern können.
Polizei von Mutproben auf der A46 nichts bekannt
Im Anschluss habe er davon gehört, dass es regelmäßig solche Geisterfahrten als „Mutproben“ auf der A46 gebe. Davon allerdings hat die Staatsanwaltschaft noch nichts gehört. „Weder Verkehrskommissariat noch Autobahnpolizei in Dortmund ist so etwas bekannt“, betont Werner Wolff - und ergänzt „zumindest nicht aus dem Sauerland.“