Andreasberg.

Vor vier Wochen erst haben die Investoren ihre Pläne für den Ferienwohnpark in Andreasberg vorgestellt. Jetzt steht das 60-Millionen-Euro-Projekt überraschend auf der Kippe: Denn die Bezirksregierung wird dem am 8. Dezember tagenden Regionalrat empfehlen, das Vorhaben abzulehnen.

Die Alternative steht schon fest: Kommt kein Ferienwohnpark, dann werden unterhalb des Stüppel-Turms weitere Weihnachtsbäume angebaut, sagte Bürgermeister Ralf Péus bei einer Bürgerversammlung den 60 Andreasbergern. Eigentlich hatten diese Details der Planung erfahren wollen. Péus machte jedoch klar: Es geht jetzt gar nicht um Details, sondern um die Grundsatzfrage, ob überhaupt etwas aus dem Vorhaben wird. Wenn der Regionalrat der Empfehlung der Bezirksregierung zustimmt, dann stirbt das Projekt - nach zehnjähriger Planung.

Für einen Bau des Ferienwohnparks muss der Regionalplan geändert werden. Bislang ist die Fläche darin dafür nicht vorgesehen. Schon nach der Vorstellung der Investorenpläne hatte Regierungspräsident Gerd Bollermann bei einer Ortsbesichtigung seine Skepsis verdeutlicht: „Das gefällt mir nicht“ - dieses Zitat Bollermanns nahm Péus mit. 300 Ferienhäuser sieht der Plan des Projektentwicklers vor, hinter dem eine niederländische Großbank und Privatinvestoren stehen.

Der RP aber will am Stüppel-Turm Hochwertiges verwirklicht sehen; ohne, dass dies den Bestwigern gegenüber konkretisiert wurde. Jetzt ist diese Skepsis für den Regionalrat in Vorlagenform gegossen worden: Aus „siedlungsstruktureller Sicht“ sehe die Bezirksregierung den Andreasberger Standort skeptisch - soll heißen, der Park liege zu weit von einem größeren Ort entfernt. Allerdings erlaubt die jetzige Landesplanung die „Andockung“ des Wohnparks an das benachbarte Fort Fun mit seiner Infrastruktur.

Und hier wird es seltsam, in den Worten von Bürgermeister Péus „ein Hammer“. Denn die Bezirksregierung will von einer demnächst neuen Landesplanung wissen, in der die bisher erlaubte „Andockung“ an eine solche Freizeitanlage dann nicht mehr vorgesehen ist. Im Vorgriff auf das neue Recht will sie das Projekt Andreasberg ablehnen.

Péus, selbst Jurist, ist verblüfft über den Kunstgriff: „Ich habe gelernt, dass immer das aktuelle Recht gilt. Nach jetziger Rechtslage müsste zugestimmt werden.“ „Zu keinem Zeitpunkt“, so das Gemeindeoberhaupt, sei man darüber informiert worden, dass sich die Denkweise in Arnsberg und bei der Landesregierung in Düsseldorf ändern werde: „Das ist ein ziemlich linkes Spiel mit uns.“ Er kündigte an, die Pläne der Bezirksregierung juristisch prüfen zu lassen. Außerdem will die Gemeinde Bestwig jetzt politisch alles daran setzen, den Regionalrat zu einer Ablehnung der Vorlage zu bewegen.

„Andreasberg ist ein aussterbender Ortsteil. Wenn man jetzt solche Chancen nicht ergreift, dann wird das auch so sein“, sagte der Bürgermeister. Der Wohnpark sei gleichzeitig eine „Lebensversicherung für Fort Fun“: Der Park benötige in großer Zahl Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe. Ortsvorsteherin Ulrike Mikitta bestätigte die Drohkulisse: „Wir sind kurz vorm Aussterben.“ Käme dagegen der Wohnpark, dann würden sich zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten eröffnen - vielleicht würde sogar wieder ein kleiner Lebensmittelmarkt eröffnen können. Die Menschen im Dorf suchen eine Perspektive für ihren Ort. So wurde bei der Bürgerversammlung auch zunehmender Verkehr in Kauf genommen, wenn das Projekt verwirklicht wird. Gelingt es, den Regionalrat für die Pläne zu gewinnen, dann könnte Mitte 2013 Baubeginn sein.